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Historie und Geschichte des Doktor Johannes Faust


Eine Disput, in welcher Gestalt die verstoßenen Engel gewesen sind

(Ein Disputation. jnn was gestalt die Verstossnen Engel gewesen)

Doktor Faustus nahm sich wieder ein Gespräch mit seinem Geist vor. Er sollte ihm sagen, mit welcher Gestalt sein Herr im Himmel geziert sei und wie er darinnen wohne. Sein Geist bat ihn diesmal um drei Tage Aufschub. Am dritten Tag gab ihm der Geist diese Antwort:

Mein Herr Luzifer (der so genannt wird, weil er aus dem hellen Licht des Himmels verstoßen wurde) war im Himmel ein Engel Gottes und ein Cherubim. Er hat alle Werke und Geschöpfe Gottes im Himmel gesehen. Er war in solcher Zier und in einer solchen Gestalt, Pomp, Autorität, Würde und Wohnung, dass er ein Gleichnis und Geschöpf vor Gott war, voll vollkommener Weisheit und Zier. Ja, er war von solcher Vollkommenheit, dass er eine Zier und ein Schein über alle anderen Geschöpfe war, über Gold und Edelgestein, denn er war von Gott so erleuchtet und geziert, dass er der Sonne und Sterne Glanz übertraf und Gold und Edelgestein. Denn sobald ihn Gott erschuf, setzte er ihn auf den Berg Gottes und in das Amt eines Fürstentums. Er war vollkommen auf allen seinen Wegen. Aber sobald er sich im Übermut und zu der Hoffart verstieg und über den Orient steigen wollte, wurde er vertilgt und verworfen aus der Wohnung und aus dem Sitz des Himmels in einem Feuerstein, der ewig nicht verlischt, sondern immerdar schwelt. Er wurde geziert mit der Krone alles Himmlischen Pomps, und dieweil er so wider Gott trotzig dasaß, ist auch Gott auf seinem Richterstuhl gesessen und hat ihn zur Hölle, aus der er nimmermehr hochsteigen kann, verurteilt und judiziert. 

Doktor Faustus, als er dem Geist bei diesen Dingen zugehört hatte, durchdachte darauf mancherlei Meinungen und Gründe, und ging auch darauf stillschweigend von seinem Geist weg. Als er nun in seiner Kammer war, legte er sich aufs Bett und fing bitterlich zu weinen und seufzen an und aus vollem Herzen zu schreien. Denn er betrachtete auf diese Erzählung des Geistes hin, wie der Teufel und verstoßene Engel vor Gott so herrlich geziert war. Und wenn er nicht wider Gott gewesen wäre aus Trotz und Hochmut, wie er ein ewiges Himmlisches Wesen und Wohnung gehabt hätte, aber jetzt von Gott ewig verstoßen sei, und sprach: O wehe mir, immer wehe, also wird es mir auch um nichts erträglicher ergehen, denn ich bin auch ein Geschöpf Gottes und mein Übermut, Fleisch und Blut hat mich in die Verdammung an Leib und Seele gesetzt. Und da mich meine Vernunft und mein Sinn gereizt haben, dass ich als ein Geschöpf Gottes von ihm gewichen bin und den Teufel mich verführen ließ, dass ich mich mit Leib und Seele an ihn gebunden habe, darum kann ich auf keine Gnade mehr hoffen, sondern werde ewig wie Luzifer in die ewige Verdammnis und Wehe verstoßen werden müssen. Ach weh, immer wehe, wie zeige ich mich selbst und was mache ich aus mir selbst. O, dass ich nie geboren worden wäre etc.

Diese Klagen führte Doktor Faustus. Er wollte aber keinen Glauben und keine Hoffnung schöpfen, dass er durch Buße möge zur Gnade Gottes gebracht werden. Denn wenn er gedacht hätte, nun streicht mir jetzt der Teufel eine solche Farbe an, dass ich jetzt in den Himmel sehen muss, siehe, so will ich wiederkehren und Gott um Verzeihung und Gnade anrufen und es nicht mehr tun. Das ist eine große Buße. So hätte er sich wohl in die Kirche verfügt, wäre der Heiligen Lehre gefolgt und hätte so dem Teufel Widerstand geleitet. Und obwohl er dem Teufel hier schon den Leib hat lassen müssen, so wäre dennoch die Seele erhalten worden. Aber er war in allen seinen Vorstellungen und Meinungen zweifelnd, ungläubig und geringer Hoffnung.

 

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Ein Disputation. jnn was gestalt die Verstossnen Engel gewesen:

Doctor Faustus nam jm wider ein gesprech fur mit seinem Gayst Er solt jm sagen jnn was gestalt sein herr jm Hymmel geziert / vnnd darJnnen gewohnt/ Sein Gaist batt jn diss mahl Drey tag aufzug / Am Dritten tag gab jm der Gayst Dise Antwurt /

Mein herr Lucifer (.der Also genannt wirdet / Von wegen Das Er auss dem Hellen Liecht des Hymmels verstossen.) ward jm Hymmel ein Engel Gottes / vnnd Cherubin. Er alle werckh vnnd geschopf Gottes jm Hymmel gesehen hat / Er ward jnn sollicher Zier / vnnd jnn einer sollichen gestalt / Pompp. Authoriteth. würde vnd Wohnung / das Er ein gleichnus vnd geschöpf vor Gott ward / Viler Volkomner weisheit vnnd Zier, / ja ward jnn sollicher volkommenheit / das er ein zier vnnd schein wardt vber alle sunst andere Geschöpff / Vber Gold vnnd Edelgestein / Dann Er ward von Gott also erleucht vnnd geziert / Das Er vbertraf der Sonnen Glantz vnnd Stern Gold vnnd Edelgestain / Dann bald jn Gott erschieff / Setzt Er jn auf den Berg Gottes / vnnd jnn ein Ampt eines Furstenthumbs / Er wardt Volkommen jnn allen seinen Wegen / Aber so bald Er jnn Vbermueth / vnnd zu Der Hoffart stig / vnnd vber Orient Steygen wolt / ward Er verdilgt vnnd verworffen auss der Wohnung vnnd sitz des Hymmels jnn ein Fewrstain / Der Ewig nicht verlischt / sondern quelt jn jmmerdar / Er wardt geziert mit der Cron aller Hymlisch ñ Pomp / vnnd Dieweil Er also wider Gott also Trutzlich gesessen / jst Gott auch gesessen auff sein Richterstuel / Vnnd jn zur Hell / Da Er nimmermehr hocher steygen kan / vervrthailt vnnd judiciert.

Doctor Faustus als Er dem Gaist von Disen Dingen hat zugehört/ speculiert Er darvff mancherlay opiniones vnnd grundt / gieng auch also darauff stillschweigendt vom Geist / Als Er nun jnn seiner Kammer ward / legt Er sich aufs bett / hebt an bitterlich zu waynnen vnnd Seunfftzgen vnnd jnn seinem hertzen zuschreyen / Dann Er betracht auf dise erzellung dess Geists / wie der Teuffel vnnd verstossen Engell vor Gott so herrlich geziert ward / Vnd wann Er nicht wider Gott gewesen auss Trutz vnnd Hochmueth / wie Er hett ein Ewigs Hymlischs wesen vnnd wohnung gehabt / Da Er jetzt von Gott Ewig verstossen sey/ vnnd sprach. O Wehe Mir jmmer wehe / Also wirt es Mir auch vnnd nichts ertreglicher ergehn / Dann jch bin auch ein Geschöpf Gottes / vnnd mein Vbermueth fleisch vnnd Bluet hat mich gesetzt jn ein verdamlicheit (an) an Leib vnnd Seel / vnnd jch mit meiner vernunfft vnnd Synn mich geraytzt / Das jch als ein Geschöpff Gottes von jme gewichen bin / vnnd mich den Teuffell verfueren lassen / das jch mich mit Leib vnnd Seel an jn verknipfft habe / Darumb kan jch kein genad mehr hoffen / sonndern wirdt Ewig wie Lucifer jnn die Ewige verdamnus vnnd wehe verstossen werden muessen / Ach wee jmmer wehe was zeich jch mich selbs / vnnd was mach jch auß mir selbs / O. Das jch nie geborn wer worden etc.

Dise Clag fiert Doctor Faustus / Er wolt aber nie kein glauben noch hoffnung schöpffen / das Er durch Poenitenz mecht zuer gnad Gottes gebracht werden / dañ wann Er gedacht hette/ Nun streicht mir jetzt der Teuffel ein solche farb an / Das jch mueß jetz jnn Hymmel sehen / Syhe so will jch widerumb keren / vnd Gott vmb gnad vnnd verzeyhung Anrueffen / Dann nimmer thuen ist ein grosse Bueß / So hett Er sich wol jnn die Kirchen verfuegt / Der Haylig Lehr geuolgt / vnnd also dem Teuffel ein widerstandt gethon / Vnnd ob wol Er dem Teuffel hie schon den Leyb hat lassen muessen / So wer dannocht die Seel erhalten werden / Aber Er ward jnn allen seinen opinionibus vnnd mainungen zweifelhafftig / vnglaubig vnnd Clainer hoffnung/ 

 

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