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Johann Gottfried Herder

Johann Gottfried 

Herder

aus

Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit

Drittes Buch

Drittes Buch

I

Vergleichung des Baues der Pflanzen und Tiere in Rücksicht auf die Organisation des Menschen

Das erste Merkmal, wodurch sich unsern Augen ein Tier unterscheidet, ist der Mund. Die Pflanze ist,  wenn ich so sagen darf, noch ganz Mund: sie saugt  mit Wurzeln, Blättern und Röhren; sie liegt noch wie  ein unentwickeltes Kind in ihrer Mutter Schoß und an ihren Brüsten. Sobald sich das Geschöpf zum Tier organisieret, wird an ihm, selbst ehe noch ein Haupt unterscheidbar ist, der Mund merklich. Die Arme des  Polypen sind Mäuler; in Würmern, wo man noch  wenig innere Teile unterscheidet, sind Speisekanäle  sichtbar; ja bei manchen Schaltieren liegt der Zugang  derselben, als ob er noch Wurzel wäre, am Unterteil  des Tieres. Diesen Kanal also bildete die Natur an  ihren Lebendigen zuerst aus und erhält ihn bis zum  organisiertesten Wesen. Die Insekten sind im Zustande der Larven fast nichts als Mund, Magen und Eingeweide; die Gestalt der Fische und Amphibien, endlich sogar der Vögel und Landtiere ist auch in ihrer  horizontalen Lage dazu gebildet. Nur je höher hinauf,  desto vielfach geordneter werden die Teile. Die Öffnung enget sich, Magen und Eingeweide nehmen  einen tiefern Platz; endlich bei der aufgerichteten Stellung des Menschen tritt auch äußerlich der Mund, der  am Kopf des Tiers noch immer der vorstehende Teil  war, unter die höhere Organisation des Antlitzes zurück; edlere Teile erfüllen die Brust, und die Werkzeuge der Nahrung sind in die niedere Region hinab  geordnet. Das edlere Geschöpf soll nicht mehr dem  Bauch allein dienen, dessen Herrschaft in allen Klassen seiner untern Brüder auch nach Teilen des Körpers und nach Verrichtungen des Lebens so weit und  groß war.

Das erste Hauptgesetz also, dem irgend der Trieb  eines Lebendigen dienet, ist Nahrung. Die Tiere  haben ihn mit der Pflanze gemein; denn auch die Teile ihres Baues, die Speise einsaugen und ausarbeiten,  bereiten Säfte und sind ihrem Gewebe nach pflanzenartig. Bloß die feinere Organisation, in welche die  Natur sie setzte, die mehrere Mischung, Läuterung  und Ausarbeitung der Lebenssäfte, nur diese befördert nach Klassen und Arten allmählich den feinern Strom, der die edlern Teile befeuchtet, je mehr die Natur jene  niedrigern einschränkte. Stolzer Mensch, blicke auf  die erste notdürftige Anlage deiner Mitgeschöpfe zurück, du trägst sie noch mit dir; du bist ein Speisekanal wie deine niedrigern Brüder.

Nur unendlich hat uns die Natur gegen sie veredelt. Die Zähne, die bei Insekten und andern Tieren Hände  sein müssen, den Raub zu halten und zu zerreißen, die Kiefer, die bei Fischen und Raubtieren mit wunderbarer Macht wirken, wie edel sind sie bei dem Menschen zurückgesetzt und ihre ihnen noch einwohnende Stärke gezähmet [12]. Die vielen Magen der niedrigern  Geschöpfe sind bei ihm und einigen Landtieren, die  sich von innen seiner Gestalt nähern, in einen zusammengepreßt, und sein Mund endlich ist durch das reineste Göttergeschenk, die Rede, geheiligt. Würmer,  Insekten, Fische, die mehresten Amphibien sind  stumm mit dem Munde; auch der Vogel tönet nur mit  der Kehle; jedes der Landtiere hat wenige herrschende Schälle, soviel zur Haushaltung seines Geschlechts  gehören; der Mensch allein besitzt wahre Sprachorgane mit den Werkzeugen des Geschmacks und der  Speise, also das edelste mit den Zeichen der niedrigsten Notdurft zusammengeordnet. Womit er Speise  für den niedrigen Leib verarbeitet, verarbeitet er auch  in Worten die Nahrung der Gedanken.

Der zweite Beruf der Geschöpfe ist Fortpflanzung; die Bestimmung dazu ist schon im Bau der Pflanzen  sichtbar. Wem dienen Wurzel und Stamm, Äste und  Blätter? Wem hat die Natur den obersten oder doch  den ausgesuchtesten Platz eingeräumet? Der Blüte,  der Krone; und wir sahen, sie sind die Zeugungsteile  der Pflanze. Sie also sind zum schönsten Hauptteil  dieses Geschöpfs gemacht; auf ihre Ausbildung ist  das Leben, das Geschäft, das Vergnügen der Pflanze,  ja selbst die einzige scheinbar willkürliche Bewegung derselben berechnet: es ist diese nämlich der sogenannte Schlaf der Pflanzen. Gewächse, deren Samenbehältnisse hinlänglich gesichert sind, schlafen nicht;  eine Pflanze nach der Befruchtung schläft auch nicht  mehr. Sie schloß sich also nur mütterlich zu, die innern Teile der Blume gegen die rauhe Witterung zu  bewahren; und so ist alles bei ihr wie auf Nahrung  und Wachstum, so auch auf Fortpflanzung und Befruchtung gerechnet; eines andern Zwecks der Tätigkeit war sie nicht fähig.

Nicht also bei den Tieren. Die Werkzeuge der Fortpflanzung sind ihnen nicht zur Krone gemacht (nur  einige der niedrigsten Geschöpfe haben diese Teile  dem Haupt nahe), sie sind vielmehr, auch der Bestimmung des Geschöpfs nach, edlern Gliedern untergeordnet. Herz und Lunge nehmen die Brust ein, das  Haupt ist feinern Sinnen geweiht, und überhaupt ist  dem ganzen Bau nach das Fiberngewebe mit seiner  saftreichen Blumenkraft dem reizbaren Triebwerk der  Muskeln und dem empfindenden Nervengebäude unterworfen. Die Ökonomie des Lebens dieser Geschöpfe soll offenbar dem Geist ihres Baues folgen. Freiwillige Bewegung, wirksame Tätigkeit,  Empfindungen und Triebe machen das Hauptgeschäft  des Tiers aus, je mehr sich seine Organisation hebet.  Bei den meisten Gattungen ist die Begierde des Geschlechts nur auf kleine Zeit eingeschränkt; die übrige leben sie freier von diesem Triebe als manche niedrige Menschen, die gern in den Zustand der Pflanze zurückkehren möchten. Sie haben natürlich auch das  Schicksal der Pflanzen: alle edlern Triebe, die Muskeln-, Empfindungs-, Geistes- und Willenskraft ermattet; sie leben ein Pflanzenleben und sterben eines  frühzeitigen Pflanzentodes.

Was unter den Tieren der Pflanze am nächsten  kommt, bleibt wie in der Ökonomie des Baues, so  auch im Zweck seiner Bestimmung dem angeführten  Bildungsprincipium treu; es sind Zoophyten und Insekten. Der Polyp ist seinem Bau nach nichts als eine  belebte organische Röhre junger Polypen, das Korallengewächs ein organisches Haus eigner Seetiere; das  Insekt endlich, das weit über jenen steht, weil es  schon in einem feinern Medium lebet, zeiget dennoch  in seiner Organisation sowohl als in seinem Leben die nahe Grenze jener Pflanzenbestimmung. Sein Kopf ist klein und ohne Gehirn; selbst zu einigen notdürftigen  Sinnen war in ihm nicht Raum, daher es sie auf Fühlhörnern vor sich her träget. Seine Brust ist klein,  daher ihnen die Lunge und vielen auch das kleinste  Analogon des Herzens fehlet. Der Hinterleib aber, in  seinen pflanzenartigen Ringen, wie groß und weit ist  er! Er ist noch der herrschende Teil des Tiers [13], so  wie die Hauptbestimmung desselben Nahrung und  zahlreiche Fortpflanzung.

Bei Tieren edlerer Art legte die Natur, wie gesagt  worden, die Werkzeuge der Fortpflanzung, als ob sie  sich ihrer zu schämen anfinge, tiefer hinab; sie gab  einem Teil mehrere, sogar die ungleichsten Verrichtungen und gewann damit in der weitern Brust zu edlern Teilen Raum. Selbst die Nerven, die zu jenen  Teilen führen mußten, ließ sie weit vom Haupt aus  niedrigen Stämmen entspringen und entnahm sie mit  ihren Muskeln und Fibern großenteils dem Willen der Seele. Pflanzenartig wird hier der Saft der Fortpflanzung bereitet und auch die junge Frucht noch als  Pflanze genähret. Pflanzenartig blühet die Kraft dieser Teile und Triebe zuerst ab, wenn das Herz noch, und  vielleicht rascher, schlägt und der Kopf heller denket.  Das Wachstum des menschlichen Körpers in seinen  Teilen geschieht, nach Martinets feiner Bemerkung [14], minder in den obern als untern Teilen des Körpers;  gleich als ob der Mensch ein Baum wäre, der unten  auf seinem Stamm wüchse. Kurz, so verschlungen der Bau unseres Körpers ist, so ist offenbar, daß die  Teile, die bloß zur animalischen Nahrung und Fortpflanzung dienen, auch ihrer Organisation nach mitnichten die herrschenden Teile der Bestimmung eines  Tiers, geschweige des Menschen, werden sollten und  werden konnten.

Und welche wählte denn die Natur zu diesen? Lasset uns ihrem Bau von innen und außen folgen.

Durch die Reihen aller lebendigen Erdwesen erstrecket sich die Ordnung, daß

1. Tiere mit einer Höhle und einer Kammer des  Herzens, wie die Amphibien und Fische, auch  kälteres Blut; daß

2. die mit einer Kammer ohne Höhle gar nur einen  weißen Saft statt des Blutes haben, wie die Insekten und Würmer; daß aber

3. Tiere mit vierfachigem Herzen warmblütige Geschöpfe sind, wie Vögel und Säugetiere.

Gleichergestalt ist's bemerkt, daß

1. jenen Tieren zum Atemholen und zur Bewirkung des Blutumlaufs die Lunge fehle; daß aber

2. die Tiere mit vierfachigem Herzen Lungen  haben.

Es ist unglaublich, was aus diesen simpeln Unterschieden für große Veränderungen zur Veredlung der  Wesen folgen.

Zuerst. Die Bildung des Herzens auch in seiner unvollkommensten Gestalt fodert einen organischen  Bau mehrerer innern Teile, zu dem sich keine Pflanze erhebet. Auch in Insekten und Würmern sieht man  schon Adern und andre Absonderungswerkzeuge, zum  Teil selbst Muskeln und Nerven, die bei den Pflanzen  noch durch Röhren und bei den Pflanzentieren durch  ein Gebäude, das jenen ähnlich ist, ersetzt wurden. In  dem vollkommenern Geschöpf ward also eine feinere  Ausarbeitung des Safts, von dem es lebet, mithin  auch der Wärme, durch die es lebt, befördert; und so  sprosset der Baum des Lebens vom pflanzenartigen  zum weißen Saft der Tiere, sodenn zum röteren Blut  und endlich zur vollkommenern Wärme organischer  Wesen. Je mehr diese wächst, desto mehr sehen wir  auch die innere Organisation sich absetzen, sich vervielfältigen und den Kreislauf vollkommener werden,  durch dessen Bewegung jene innere Wärme wahrscheinlich allein entstehen konnte. Nur ein Principium des Lebens scheint in der Natur zu herrschen: dies ist  der ätherische oder elektrische Strom, der in den  Röhren der Pflanze, in den Adern und Muskeln des  Tiers, endlich gar im Nervengebäude immer feiner  und feiner verarbeitet wird und zuletzt alle die wunderbaren Triebe und Seelenkräfte anfacht, über deren  Wirkung wir bei Tieren und Menschen staunen. Das  Wachstum der Pflanzen, ob ihr Lebenssaft gleich viel  organischer und feiner ist als die elektrische Kraft, die sich in der toten Natur äußert, wird durch die Elektrizität befördert. Noch auf Tiere und Menschen hat  jener Strom Wirkung, und nicht nur auf die gröbern  Teile ihrer Maschinen etwa, sondern selbst, wo diese  zunächst an die Seele grenzen. Die Nerven, von einem Wesen belebt, dessen Gesetze beinahe schon über die  Materie hinaus sind, da es mit einer Art Allgegenwart wirket, sind noch von der elektrischen Kraft im Körper berührbar. Kurz, die Natur gab ihren lebendigen  Kindern das Beste, was sie ihnen geben konnte, eine  organische Ähnlichkeit ihrer eignen schaffenden  Kraft, belebende Wärme. Durch solche und solche  Organe erzeuget sich das Geschöpf aus dem toten  Pflanzenleben lebendigen Reiz und aus der Summe  dieses, durch feinere Kanäle geläutert, das Medium  der Empfindung. Das Resultat der Reize wird Trieb,  das Resultat der Empfindungen Gedanke: ein ewiger  Fortgang von organischer Schöpfung, der in jedes lebendige Geschöpf gelegt ward. Mit der organischen  Wärme desselben (nicht eben wie sie für unsre groben Kunstwerkzeuge von außen fühlbar ist) nimmt auch  die Vollkommenheit seiner Gattung, wahrscheinlich  also auch seine Fähigkeit zu einem feinern Gefühl des Wohlseins zu, in dessen alles durchgehenden Strom  die allerwärmende, allbelebende, allgenießende Mutter sich selbst fühlet.

Zweitens. Je vielfacher die innere Organisation des  Geschöpfs zur feinern Lebenswärme ward, desto  mehr, sehen wir, wird dasselbe fähig, Lebendige zu  empfangen und zu gebären. Abermals eine Sprosse  desselben großen Lebensbaumes durch alle Gattungen der Geschöpfe. [15]

Es ist bekannt, daß die meisten Pflanzen sich selbst begatten und daß auch, wo die Glieder des Geschlechts geteilet sind, sich viel Androgynen und Polygamen finden. Gleichergestalt ist's bemerkt, daß bei  den niedrigern Arten der Tiere, den Pflanzengeschöpfen, Schnecken, Insekten, entweder die tierischen Zeugungsteile noch fehlen und das Geschöpf wie Pflanze  nur fortzusprossen scheinet oder daß es unter ihnen  Hermaphroditen, Androgynen und mehrere Anomalien gebe, die hier aufzuzählen nicht der Ort ist. Je vielfacher die Organisation des Tiers wird, desto bestimmter gehn die Geschlechter auseinander. Hier  konnte sich die Natur nicht mehr an organischen Keimen begnügen; die Formung eines in seinen Teilen so vielartigen und vielgestalteten Wesens wäre übel  daran gewesen, wenn der Zufall das Werk gehabt  hätte, mit organischen Formen zu spielen. Also schied die weise Mutter und trennete die Geschlechter. Sie  wußte aber eine Organisation zu finden, wo sich zwei  Geschöpfe zu einem vereinten und in ihrer Mitte ein  drittes würde, der Abdruck ihrer beider im  Augenblick der innigsten organischen Lebenswärme. In dieser empfangen, wird das neue Wesen allein  auch durch sie fortgebildet. Mütterliche Wärme umfängt es und bildet es aus. Noch atmet seine Lunge  nicht, und seine größere Brustdrüse sauget; selbst  beim Menschen scheint die rechte Herzkammer noch  zu fehlen, und statt des Bluts fließet ein weißer Saft  durch seine Adern. Je mehr indes die mütterliche  Wärme auch seine innere Wärme anfacht, desto mehr  bildet sich das Herz; das Blut rötet sich und gewinnet, ob es gleich die Lunge noch nicht berühren kann,  energischen Kreislauf. In lauten Pulsschlägen reget  sich das Geschöpf und tritt endlich vollkommen gebildet auf die Welt, begabt mit allen Trieben der  Selbstbewegung und Empfindung, zu denen es nur in  einem lebendigen Geschöpf dieser Art organisiert  werden konnte. Sogleich reichen ihm Luft, Milch,  Nahrungsmittel, selbst der Schmerz und jedes Bedürfnis Anlässe dar, auf tausend Wegen Wärme einzusaugen und sie durch Fibern, Muskeln und Nerven zu  dem Wesen zu verarbeiten, das keine niedrigere Organisation erarbeiten kann. Es wächst bis zu den Jahren, da es im Überfluß seiner Lebenswärme sich fortzubilden, zu vervielfältigen strebt und der organische Lebenszirkel also von neuem anfängt.-

So ging die Natur bei den Geschöpfen zu Werk, die sie Lebendige gebären lassen konnte; nicht aber alle  konnten dies. Die Tiere kälteren Blutes nicht; ihnen  muß also die Sonne zu Hülfe kommen und ihre Mitmutter werden. Sie brütet das Ungeborne hervor: ein  klarer Beweis, daß alle organische Wärme in der  Schöpfung eins sei, nur durch zahllose Kanäle feiner  und feiner hinaufgeläutert. Selbst die Vögel, die wärmeren Blutes sind als die Erdentiere, konnten, vielleicht teils ihres kältern Elements, teils ihrer Lebensart und ganzen Bestimmung wegen, nicht Lebendige  gebären. Die Natur verschonte diese leichten flüchtigen Geschöpfe, ihre Jungen bis zur lebendigen Geburt zu tragen, wie sie sie auch mit der Mühe des Säugens  verschonte. Sobald der Vogel aber, wenn auch nur in  einer häßlichen Mittelgattung, die Erde betritt, säugt  er; sobald das Meertier warmes Blut und Organisation gnug hat, ein Lebendiges zu gebären, ward ihm  auch die Mühe aufgelegt, es zu säugen.

Wie sehr trug die Natur hiedurch zur Vervollkommung der Gattungen bei. Der flüchtige Vogel kann  nur brüten, und wie schöne Triebe beider Geschlechter entstehen schon aus dieser kleinen Haushaltung!  Die eheliche Liebe bauet, die mütterliche Liebe erwärmet das Nest, die väterliche versorget es und hilft  es mit erwärmen. Wie verteidigt eine Vogelmutter  ihre Jungen! Wie keusch ist in den Geschlechtern, die  zur Ehe gemacht sind, ihre eheliche Liebe! - Bei den  Tieren der Erde sollte dies Band wo möglich noch  stärker werden: darum bekam die Mutter ihr Lebendiggebornes an die Brust, es mit den zärtesten Teilen  ihrer selbst zu nähren. Nur ein grob organisiertes  Schwein ist's, das seine eigne Jungen frißt; nur kalte  Amphibien sind's, die ihre Eier dem Sande oder Morast geben. Mit Zärtlichkeit sorgen alle säugende Geschlechter für ihre Jungen; die Liebe des Affen ist  zum Sprichwort geworden, und vielleicht gibt keine  andre Gattung ihm nach. Selbst Seegeschöpfe nehmen daran teil, und der Manati ist bis zum Fabelhaften ein  Bild der ehelichen und mütterlichen Liebe. Zärtliche  Haushälterin der Welt, an so einfache organische  Bande knüpftest du die notwendigsten Beziehungen  sowie die schönsten Triebe deiner Kinder. Auf eine  Höhle der Herzmuskel, auf eine atmende Lunge kam's an, daß das Geschöpf mit stärkerer und feinerer  Wärme lebte, daß es Lebendige gebar und säugte, daß es zu feineren als den Fortpflanzungstrieben, zur  Haushaltung und Zärtlichkeit für die Jungen, ja in einigen Geschlechtern gar zur ehelichen Liebe gewöhnt  ward. In der größern Wärme des Bluts, diesem Strom  der allgemeinen Weltseele, zündetest du die Fackel  an, mit der du auch die feinsten Regungen des  menschlichen Herzens erwärmest.

Endlich sollte ich noch vom Haupt, als der höchsten Region der Tieresbildung, reden; es gehören aber hiezu zuvörderst andere Betrachtungen als über ihre  äußern Formen und Glieder.

 

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