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August StrindbergAuszüge aus demBLAUBUCH
Lieben |
LiebenEin Weib zu lieben ist nicht immer dasselbe wie sie gern zu haben. Man kann sie und ihre schrecklichen Eigenschaften verabscheuen, wird aber zu ihr hingezogen; man findet keine Ruhe, ehe man in ihre Nähe kommt. Aber diese Ruhe ist oft von einer tödlichen Traurigkeit begleitet, und gleich darauf von Unruhe. Diese Anziehung braucht nicht sexuelles Verlangen zu sein; man bildet sich ein, ein Wohlbehagen werde eintreten, wenn man nur in ihre Nähe kommt. Und dieser Wahn entsteht aus der Unruhe, die man in ihrer Abwesenheit empfindet. Darum sieht man auch Verbindungen, die unlösbar sind, zwischen Gatten, die einander hassen, einander verleumden, einander betrügen. Und sobald sie sich treffen, peinigen sie einander. Aber sie können nicht ohne einander sein. Man spricht von der Gewohnheit! Was ist das denn? Man tauscht wohl lieber ein Unbehagen aus und gewöhnt sich an ein stilles Zusammenleben, als daß man in einer Hölle bleibt, an die sich niemand gewöhnen kann. Der Nachtschmetterling liebt das Licht nicht, wird aber zu ihm gezogen, was nicht auf einer Gewohnheit beruhen kann, zu verbrennen. Es ist so, ganz einfach, obgleich wir es nicht erklären können.
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Wolfgang
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