Von Doktor Fausts geplanter Heirat
Doktor Faustus lebte also in einem epikureischen und
versauten Leben Tag und Nacht, glaubte nicht, dass es einen Gott, Hölle und
Teufel gäbe, und vermeinte, Leib und Seele stürben miteinander, und so stach
ihn sein Liebestrieb Tag und Nacht, dass er begehrte sich zu beweiben und zu
verehelichen.
Er nahm sich vor, seinen Geist zu fragen, welcher doch ein
Feind des Ehestandes und aller Geschöpfe und Ordnung Gottes ist. Ihm antwortet
der Geist, was er aus sich selbst machen wolle, ob er nicht an sein Versprechen
denke und ob er sein Versprechen nicht halten wolle, da er verhieß, Gott und
aller Menschen Feind zu sein. Darum könne er in keinen Ehestand geraten noch
kommen, denn du kannst (sprach der Teufel) nicht zweier Herren Diener sein,
Gottes und unsereins, denn der Ehestand ist ein Werk des Höchsten. Dem
sind wir aber zuwider, denn was der Ehebruch oder Unzucht Geburt ist oder daraus
kommt, das kommt uns alles zugute. Deshalb, Faust, sollst du sehen, versprichst
du dich zu verehelichen, so sollst du gewiss von uns zu kleinen Stücken
zerrissen werden. Lieber Faust, beurteile selbst, welche Unruhe, Widerwille,
Zorn und Uneinigkeit aus dem Ehestand folgt.
Doktor Faust dachte hin und her nach, doch Doktor Fausts
Mönch brachte ihn stets davon ab. Darauf antwortete Faust: Nun, so will ich
mich verehelichen, es folge daraus, was wolle. Nach solchem Vorhaben geht ein
Sturmwind auf sein Haus zu, als wollte alles zugrunde gehen. Es sprangen alle
Türen aus den Angeln und sein Haus füllte sich mit einer Feuersbrunst, als
wollte es zu lauter Asche verbrennen. Doktor Faustus gab Fersengeld die Stiegen
hinab. Ihn erwischt ein Mann, der wirft ihn wieder in die Stube hinein, dass er
weder Hände noch Füße regen konnte, und ihm ging allenthalben das Feuer auf,
als ob er verbrennen wollte. Er schrie den Geist um Hilfe zu, er wolle in allem
nach seines Wunsch, Rat und Tat leben. Ihm erschien der Teufel leibhaftig so
gräulich und ungestaltet, dass er ihn nicht ansehen konnte, und sprach: Nun,
sag an, welchen Sinnes bist du?
Doktor Faustus antwortete ihm kurz: er habe sein
Versprechen nicht geleistet, er habe es sich nicht so weit ausgerechnet und er
bitte um Gnade. Der Satan antwortete auch kurz: so beharr darauf, wohl gut, ich
sag dir's, beharr darauf.
Darnach kam der Geist Mephostophiles zu ihm und sagte zum
Doktor Faust: Wo du hinfort in deiner Zusage beharren wirst, siehe, so will ich
deine Wollust anders belustigen und du wirst dir nichts anderes wünschen in
deinen Tagen. Und ist es so, dass du nicht keusch leben kannst, so werde ich dir
ein Weib alle Tage und Nächte in dein Bett führen. Und welches Weibes du in
der Stadt oder anderswo ansichtig wirst, die dir nach deiner Wollust gefällt
und auch zur Unkeuschheit begehren wirst, in solcher Gestalt und Form soll sie
bei dir wohnen.
Dem Doktor Faust ging solches ein, dass sein Herz vor
Freude zitterte, und es reute ihn, was er anfänglich hat unternehmen wollen.
Darob geriet Doktor Faustus in ein solches Liebedienen und Unzucht, dass er Tag
und Nacht trachtete nach der Gestalt schöner Weiber in solch arger Form, dass,
so er heute mit dem Teufel Unzucht trieb, er des Morgens schon wieder eine
andere im Sinn hatte.
Von
Doctor Faustj vorgehabtem verheuratñ.
Doctor
Faustus Lebt also jnn ainem Epicurischen vnnd Sewischen Leben tag und Nacht /
Glaubt nicht das ein Gott Hell vnd Teuffel wer/ vermeint Leib vnnd Seel sterb
miteinander / vnnd also stach jn sein Aphrodisia tag vnnd nacht / das er
begertte sich zu Eelichen vnnd zu weiben /
Nam jme fur sein Geist zuefragen / wellicher doch ein Feind des Eelichen Stannds
vnnd aller Geschöpff vnnd Ordnung Gottes ist/ jm Antwurt der Gaist / Was Er
auss jme selbs machen wolte / jtem ob Er nicht seiner promissiô gedennckh /
Vnnd ob Er sein versprechen nicht halten wölle / Da Er verhieß Gott vnnd allen
Menschen feindt zu sein/ Darumb konn er jn keinen Eestanndt gerathen noch kommen
/ dañ Du kanst (sprach der Teuffel) nicht zweyen herren Diennen / Gott vnnd Vnns
/ Dann der Eestanndt ist ein werckh des höchsten / wir aber seindt dem zuwider
/ Dann was der Eebruch vnnd Vnzucht geburt oder darauß kompt / Das kompt vnns
alles zu guettem / Derhalben Fauste soltu sehen / versprichstu dich zu Eelichen
/ so soltu gewislich von vnns zu kleinen stuckl zerrissen werden / Lieber Fauste
judicier selbs/ Was vnruhe widerwill / zorn vnnd Vneinigkeit auss dem Eestanndt
volgt /
Doctor F: dacht jm nach hin vnnd wider / Doch D. Faustj Mönich trib jn stettigs
ab / Darauff Antwurt jm Faustus / Nun so will jch mich Ehelichen es volg darauß
was es wölle / jnn sollichem Furnemen geht ein Sturm windt seinem hauß zue /
als wolts alles zu grundt gehn / es sprangen alle Thuren auss dem Angell / jn
dem wurd sein hauß voller lautter Brunst / gleich als ob es zue Lautter Aschen
verbrinnen wolt / Doctor Faustus gab das Versen gelt / Die stiegen hinab / jn
erwischt ein Mann Der wurf jn wider jnn die Stuben hinein Das Er weder hännd
noch fueß regen könndt / Vmb jn gieng allenthalben das Fewr auf als ob Er
verbrennen wolt / Schry dem Gayst vmb hilff zue / Er wolte nach allem seinem
wunsch Rath vnnd thatt Leben/ jm erschin der Teuffel Leibhafftig so grewlich
vnnd Vngestalt Das Er jn nicht konndte Ansehen / sprach Nun sag an was Synns
bistu.
Doctor Faustus Antwort jm kurtzlichen Er habe sein versprechen nit geleist / Er
habe es nicht so weitt ausgerechnet / Er bitte vmb gnad/ Der Sathan antwurt auch
kurtzlich / so beharr darauff / wol guett/ jch sag dirs beharr darauff.
Darnach kam der Geist Mephostophiles zue jm / vnnd sagt zum Doctor Fausto / Wo
Du hinfuro jnn deiner zuesagung beharren wirdest / Syhe so will jch deinen
wollust anderst belustigen / vnnd du nicht anders wunschen wirdest jnn deinen
Tagen / Vnnd ist diss so du nit kanst keusch Leben / So wirdt jch dir ein weib
alle tag vnnd nacht zu betth fuerñ / vnnd was du fur eins weibs jnn der Statt
oder anderstwa ansichtig wirst / Die dir nach dem wollust gefellig / auch zuer
Vnkeusch begern wirdest / jnn sollicher gestalt vnd Form soll Sie bey Dir Wohnen
/
Dem Doctor Fausto gieng solchs ein/ also das sein hertz vor Freuden zittert /
vnnd rewet jn was er anfengklich hat furnemen wöllen. Darab gerieth Doctor
Faustus jnn ein solche Libidinem vnd Vnzucht / Das Er Tag vnnd Nacht trachtet
nach gestalt schöner weyber jn solcher egregia Forma / das so er heutt mit dem
Teuffel vnzucht trib / dess Morgens hett Er ein andere jm Synn /
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