Eine Frage darauf
Das ist wahr, sagte dieser Doktor, mein Herr Faust, aber
welcher Gestalt sind die Geister, weil man spricht, dass sie nicht allein zu
Tag, sondern auch zur Nacht die Menschen mit ihrem Tun plagen.
Antwortete Doktor Faustus: Man soll nicht zuerst darüber
sprechen, sondern von der Ordnung und Erschaffung Gottes. Und dem ist also so:
Am Tag, sobald er anbricht, richtet sich die Sonne nach der Welt mit ihrem
Schein. Da ist dann die Sonne im Sommer näher denn im Winter. Und die Geister
wandeln unter dem Gewölk, da sie Gott dahin beordert hat, alle göttlichen
Verhängnisse zu verkünden. Am Tag aber sind sie in der Höhe und unter dem
Gewölk, dieweil sie der Sonne nicht unterworfen sind, und so hell sie scheint,
so hoch suchen die Geister ihre Wohnung. Es mögen aber solcher wohl verbotene
Tage sein, da ihnen Gott das Licht nicht gegönnt noch zugeeignet hat.
Aber zur Nacht, wenn dichte Finsternis ist, sind sie unter
uns. Denn die Helle der Sonne, ob sie schon nicht scheint, ist am ersten Himmel
so hell, dass es wie am Tag ist. Daher im Dunkel der Nacht. Doch ausgenommen die
Sterne. Wenn die Sterne nicht scheinen, können die Menschen dennoch den Himmel
ersehen, woraus dann folgt, dass die Geister (dieweil sie den Anblick der Sonne,
welcher in der Höhe aufgestiegen ist, nicht dulden noch leiden können) sich
nahe zu uns auf die Erde begeben und bei den Menschen wohnen.
Sie ängstigen mit schweren Träumen, Schreien und
Gespenstererscheinungen. Und was soll es gelten und gewettet sein, wenn ihr in
der Finsternis ohne ein Licht hinaus geht und euch doch solches vornehmt, so
fällt euch viel Schrecken zu. Item bei Nacht, so habt ihr, so ihr allein seid,
viel Phantasie. Der Tag aber bringt solches nicht mit sich. Zudem, so erschrickt
einer in dem Schlaf, einer meint, es sei ein Geist um ihn oder greift nach ihm
oder gehe um im Haus oder Schlaf etc. Und viele der Versuchungen. Diese alle,
dieweil sie Geister sind, plagen und ängstigen die Menschen mit mancherlei
Betörungen.
Ein Frag darauff.
Das ist war sagt diser Doctor mein Herr Fauste / Wie hat es aber ein gestalt vmb Die Geyster / weil man spricht / Das Sie nicht allein zu Tag / sonndern auch zu Nacht Die Menschen plagen vmb jr thuen.
Antwurtt Doctor Faustus. Man soll nicht ersten von dem sagen / sonnder von der Ordnung oder Erschaffung Gottes / vnnd ist jm also/ Der Tag bald er anbricht / richt sich die Sonn nach der Welt mit jrem schein / Da dann die Sonn jm Sommer neher ist / Dann am Winter/ vnd wandlen die Geister vnder dem gewilckh Da Gott Sie dahin geordnet / alle Gottes verhengknus zuuerkundigen / Am tag aber seind Sie jnn der Höhe / vnnd vnder dem gewilckh / Dieweil Sie der Sonnen nicht vnderworffen sein / vnnd So Hell sie scheinet / So hoch die Geyster jre wohnung suechen / Mogen aber sollicher wol verbottne Tag sein / Dann Gott jnen Das Liecht nicht gegonnt noch zue geaignett hat /
Aber zu Nacht wann es dickh Finster ist / seind Sie vnder vns / Dann die Helle der Sonnen ob Sie schon nicht scheinet ist am ersten Hymmel so hell / das es wie der Tag / Daher jnn der Dickhe der Nacht / Doch ausgenommen Die Stern / wann die Stern nicht scheinen / Dennoch die Menschen den Hymmel ersehen können Da dann volgt Das die Geister (.Dieweil Sie den Anblickh der Sonnen / wellicher jn Der Höche aufgestigen / nicht gedulden noch leiden könnden.) sich nahe zue vnns auf die Erden thuen / vnnd bej den Menschen wohnen/
Sie engstigen mit schweren Treumen / Schreyen / vnnd gespenst erscheinen / Vnnd was soll es gelten / vnnd gewettet sein / Wann jr Finster ohn ein Liecht hinauß geet / vnnd doch sollichs furnembt / so felt Euch vil schreckhen zue / jtem bey Nacht so habt jr / so jr allein seidt Viel Fantasey / Der Tag aber bringt sollichs nit mit sich / Zue dem so erschrickht einer jnn dem Schlaf / ainer maint es sey ein Geyst vmb jn / oder Er greiff nach jm / oder er gehe jm hauß oder schlaff etc. Vnnd vil der versuechung / Dise alle dieweil die Geyster nach seindt / plagen vnnd Engstigen die Menschen mit Manicherlay bethörung.
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