Von drei Grafen, die eilig auf die fürstliche Hochzeit zu München gebracht
wurden
Drei vornehmer Grafen Söhne (die hier nicht notwendig
namentlich gemeldet sein müssen), die zu Wittenberg studiert haben, kamen auf
eine Zeit zusammen und redeten miteinander von der herrlichen Pracht, die auf
der Hochzeit zu München mit des Herzogs oder Fürsten Sohn aus Bayern sein
würde, und wünschten also, dass sie nur eine halbe Stunde da sein möchten.
Unter solchem Gespräch fiel dem einen der Doktor
Faustus ein und sprach zu den anderen zwei Grafen: Meine Vettern, so ihr mir
wollt folgen, schweigen und nicht vorlaut sein, so will ich euch Rat geben, dass
wir die Hochzeit sehen können und dann zur Nacht wieder zu Wittenberg sind. Und
dies ist mein Vorschlag, dass wir zum Doktor Faust schicken, ihm unser Vorhaben
erzählen und kund tun und ihn daneben mit Geld bestechen und er wird uns
solches nicht abschlagen.
Dieser Meinung waren sie einhellig, schickten nach dem
Faust, welcher der Schenkung halber und dann ihrer Bankette wegen, die sie ihm
rätlich erwiesen, darum einverstanden war und ihnen behilflich zu sein zusagte.
Als nun die Zeit erschien, dass des Fürsten Sohn aus
Bayern die Hochzeit zelebriert sollte haben, fordert Doktor Faustus sie in sein
Haus, befiehlt ihnen, sie sollen sich auf das schönste kleiden mit allem Ornat,
den sie haben, nimmt hernach einen breiten Mantel, breitet in in seinem Garten,
den er neben seinem Haus hatte, aus und setzt die Grafen darauf mitten hinein
und befiehlt ihnen aufs höchste, dass keiner mit keinem, solange sie aus seien,
rede, auch wenn sie schon in des Bayern Palast seien und man mit ihnen reden
wollte, keine Antwort geben sollten. Diesem allem verhießen sie zu gehorchen.
Auf solche Ermahnung hin setzt sich Doktor Faustus nieder
und hebt seine Beschwörung an. Bald kommt ein großer Wind, der bewegt das Tuch
und führt sie also in die Luft dahin, dass sie zur rechten Zeit gen München in
den Fürstenhof kamen, denn sie fuhren in den Lüften unsichtbar, so dass
niemand dessen gewahr geworden war.
Sie kamen in des Bayer Palast und Saal und als das der
Marschalk wahrnahm, zeigte er es dem Fürsten in Bayern an, wie alle Fürsten,
Grafen und Herren schon zu Tisch gesetzt seien, draußen aber noch drei Herren
mit einem Diener stünden, die erst hergekommen sind, auch empfangen zu werden.
Die tat der alte Fürst in Bayern und sprach ihnen zu. Sie aber wollten kein
einziges Wörtlein reden. Das geschah am Abend, als man das Nachtmahl empfangen
wollte, denn sie hatten sonst durch des Fausts Kunst den ganzen Tag solche
Pracht unsichtbar ohne Hindernis gesehen.
Nun merkt, als ihnen, wie oben gehört, Doktor Faustus
ernstlich verboten hatte, an dem Tag mit niemand zu reden und auch, sobald er
sprechen würde, wohlauf, so sollten sie an den Mantel greifen und so werden sie
augenblicklich entwischen.
Wie nun der Fürst in Bayern mit ihnen redete, sie ihm
aber keine Antwort gaben, und man ihnen doch das Handwasser reichte, weil da ein
Graf wider das Gebot Fausts gehandelt hatte, hob Doktor Faustus zu schreien an.
Wohlauf, bald wischen die zwei, die sich an den Mantel hielten, davon. Der
dritte, der sich säumte, wurde aufgefangen und in ein Gefängnis geworfen. Die
andern zwei Grafen kamen um Mitternacht gen Wittenberg und gehoben sich übel
von wegen des Grauens ihres andern Vetters. Doktor Faustus gab ihnen
Vertröstung, ihn auf morgen früh zu erledigen etc.
Nun ward der arme Graf höchst erschrocken, dass er so
verlassen und auch in eine Verhaftung eingeschlossen mit Hütern verwahrt war.
Dazu wurde er gefragt, was das für ein Gesicht gewesen sei, mit dem die andern
drei so verschwunden seien, und wer sie sein mögen. Der Graf dachte: Verrate
ich sie, so würde es einen bösen Ausgang gewinnen. Er gab allen Gesandten
keine Antwort, also dass man den ganzen Tag keine Antwort aus ihm heraus hätte
bringen mögen. Derohalben ihm letztlich bescheid gegeben wurde, dass man ihn am
Morgen mit dem Karzer und peinlicher Befragung zur Rede bringen wollte.
Der Graf gedachte bei sich selbst, es ist mit der Frage
auf morgen dahin gerichtet, und wenn Doktor Faustus ihn nicht erledige, so
müsse er mit der Sprache der Not halber herausrücken. Doch getröstete er sich
immer mit seinen Gesellen, die um Erledigung anhalten würden bei Doktor Faust,
wie es auch geschah.
Denn ehe der Tag anbrach, war der Doktor Faustus schon bei
ihm und verzauberte also die Wächter, dass sie in einem harten Schlaf lagen.
Darnach tat er ferner mit seiner Kunst Ketten, Tür und Schloss auf und brachte
den Grafen zeitlich gen Wittenberg, wo dann dem Doktor Faust eine stattliche
Verehrung präsentiert wurde.
Von drey Graffen so auff die Furstlich Hochzeitt zu Munchen jn eyl gebracht Worden:
Drey Furnemer Grafen Sun (.So notthalben nicht zu melden sein.) die zu Wittemberg gestudiert haben / kamen auf ein zeit zusamen redeten vnder einander Vom herrlichen bracht / so auf der Hochzeit zu Munchen mit dess Herzogen oder Fursten Sohn auss Bayern sein Wurde / Vnnd wunschten also das Sie nur ein halbe stundt da sein mochten /
Vnder sollichem gesprech fiel dem Einen Der Doctor Faustus ein / vnnd sprach zu den Andern zweyen Grafen. Meine Vettern so jr mir wolt volgen / schweigen / vnnd nit Lautbrecht sein / So will jch Euch Rath geben / Das wir die Hochzeit sehen können / vnnd dann zu Nacht wider zu Wittemberg sein / Vnnd ist diss mein Muethmaß / Das wir zum Doctor Fausto schickhen jm vnser Furnemen erzellen / vnnd kundt thuen / Jn daneben mit gelt stechen / Er wirt vns sollichs nit abschlagen /
Diser deliberation waren Sie Einhellig / schickhten nach dem Fausto / welcher Der Schenckh halben / vnnd dann jrer Banckhet so jm Rathlich bewisen Content Drumb jnen hilfflich zusein zuesagte/
Als nun Die zeit erschin / Das dess Fursten Sun auß Bayern Hochzeit Celebriert solt haben / fordert Doctor Faustus Sie jnn sein hauß / befilcht jnen Sie sollen Sie auf das schonest klayden mit allem Ornat so sie haben / Nimpt hernach ein braitten Mantel / brait jn jnn seinem Garten Den Er neben seinem hauß hett / Vnnd setzt Die Grafen darauf Er Mitten hinein / vnd befilcht jnen höchlichen / das keiner mit keinem so lang Sie auß sein rede / Auch wann Sie schon jnn dess Bayern Pallast seyen / vnnd man mit jnen reden wolt kein antwurt geben solten / Disem allem verhiessen Sie zu gehorchen /
auf solche ermanung setzt sich Doctor Faustus nider / hebt seine Coniurationes ahn / baldt kompt ein grosser windt / Der bewegt das Tuech / vnnd fuert Sie also jnn Lufften dahin / Das Sie zur Rechten zeit gen Munchen jnns Fursten hof kamen / Dann sie fueren jn luften vnsichtbar dessen niemandt gewar worden /
Sie kamen jns Bayrn Pallast vnnd Saal / des der Marschalckh war nam / zeigt dem Fursten jnn Bayrn an / wie alle Fursten / Graffen vnd herren schon zu Tisch gesetzt sein / Daussen aber stehn noch Drey herren mit ainem Dienner Die Erst herkommen sein / Die zuempfahen / Das thett der Alt Furst jnn Bayrn / sprach jnen zue / Sie aber wolten kein einigs wortlein reden / Das geschach am Abent als man das Nachtmahl wolt empfahen / Dann Sie sunst durch des Faustj kunst den ganntzen tag sollichen bracht vnsichtbar ohne hindernus gesehen hetten.
Nun merckht als jnen wie oben gehört Doctor Faustus ernstlich verpotten den tag mit niemandt zue reden / Auch so bald Er sprechen wurdt wolauf / solten Sie an den Mantel greiffen / So werden Sie augenblickhlich dauon wischen.
Wie nun der Furst jnn Bayern mit jnen redet Sie jm aber kein Antwurt gaben / vnnd man jnen doch Das hand wasser raychet / Weyl da ein Graf gethon wider das gebott Faustj. Doctor Faustus hueb an zuschreyen Wolauf / bald wischen die zwen Grafñ so sich an den Mantell daruon / Der Dritt / So sich versaumbt / ward aufgefanngen / vnnd jnn ein gefenngknus geworffen / Die andern zwen Grafñ kamen vmb Mitternacht gen Wittemberg gehueben sich vbel von wegen jres andern Vettern dess Grauen. Doctor Faustus gab jnen Vertröstung jne auf Morgen frue zue erledigen etc.
Nun ward der Arme Graue höchlich erschrockhen Das Er so verlassen ward / auch jnn ein verhafftung eingeschlossen mit huettern verwart / Darzue ward Er gefragt was das fur ein gesicht gewesñ / mit den Andern Dreyen so verschwunden / Vnd was es sein möchten / Der Graff gedacht Verrath jch Sie so wurdt es ein böesen Ausgang gewinnen / gab allen gesanndten kein antwurt / Also Das man den tag kein antwurt auss jm hett bringen mögen / Derohalben jm Letzlich bescheidt worden / Das man jn zue Morgen mit dem Carcer vnnd Peinlicher frage zureden bringen wolt /
Der Graff gedacht bej jm selbs / es ist mit der Frag auff Morgen dahin gericht / Vnnd wann Doctor Faustus jn nicht erledige/ So mueß Er mit der sprach notthalben herauß doch getrost Er sich jmmer seiner Gesellen die anhalten wurden mit der erledigung bej Doctor Fausto / wie auch geschach /
Dann eh der tag anbrach ward der Doctor Faustus schon bey jm / vnnd verzaubert also die Wächter / Das Sie jnn einem harten schlaff lagen / darnach mit seiner kunsst ferner thett Er ketten / thur vnnd Schloss auf bracht den Grafen zeittlich gen Wittemberg / Da dañ dem Doctor Fausto ein stattliche verehrung presentiert wardt/
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