STROPHE IV. – Fortsetzung.

5. DER OI-HA-HOU, WELCHER DIE DUNKELHEIT IST, DAS GRENZENLOSE, ODER DIE NICHTZAHL, ÂDI-NIDNA SVABHAVAT, DER  [Kreis; korrekter Abdruck siehe  Buch]: [22]

  I. ÂDI-SANAT, DIE ZAHL, DENN ER IST EINS (a).

 II. DIE STIMME DES WORTES, SVABVHÂVAT, DIE ZAHLEN, DENN ER IST EINS UND NEUN. [23]

III. DAS „FORMLOSE QUADRAT“. [24]

UND DIESE DREI, EINGESCHLOSSEN IN DEM [korrekter Abdruck siehe  Buch], [25] SIND DIE HEILIGEN VIER; UND DIE ZEHN SIND DAS ARÛPA [26] - UNIVERSUM (b). DANN KOMMEN DIE SÖHNE, DIE SIEBEN STREITER, DER EINE, DER ACHTE, WELCHER WEGGELASSEN IST, UND SEIN ATEM, WELCHER DER LICHTERZEUGER IST (c). [27]

(a) „Âdi-Sanat“, wörtlich übersetzt, ist der Erste oder „Uralte“, ein Name, der den kabbalistischen „Alten der Tage“ und den „Heiligen Alten“ (Sephira und Adam Kadmon) mit Brahmâ, dem Schöpfer, identifiziert, der neben seinen anderen Namen und Titeln auch Sanat hieß.
„Svabhâvat“ ist die mystische Wesenheit, die plastische Wurzel der physischen Natur – „Zahlen“, wenn manifestiert; die „Zahl“, in ihrer Einheit von Substanz, auf der höchsten Ebene. Der Name wird von den Buddhisten gebraucht und ist ein Synonym für die vierfältige Anima Mundi, die kabbalistische archetypische Welt, aus der die schöpferischen, formenhaften und materiellen Welten hervorgehen; und die Scintillae oder Funken – die verschiedenen anderen Welten, die in den letzten dreien enthalten sind. Die Welten sind alle Herrscher oder Lenkern unterworfen – den Rishis und Pitris der Hindûs, den Engeln der Juden und Christen, den Göttern der Alten im allgemeinen.

(b) „[Kreis; korrekter Abdruck siehe Buch S. 125]“. Dies bedeutet, daß der „grenzenlose Kreis“, die Null, zu einer Zahl bloß dann wird, wenn eine der anderen neun Ziffern ihr vorangeht, und so ihren Wert und ihre Kraft offenbart; das „Wort“ oder der Logos, in Vereinigung mit „Stimme“ und Geist [28] (dem Ausdruck und der Quelle des Bewußtseins), steht für die neun Ziffern und bildet somit mit der Null die Dekade, die in sich selbst das ganze Weltall enthält. Die Triade bildet die Tetraktys, oder „heilige Vier“, in dem Kreise, und das Quadrat in dem Kreise ist die mächtigste aller magischen Figuren.

(c) Der „eine Zurückgewiesene“ ist die Sonne unseres Systems. Die exoterische Version ist in den ältesten Sanskritschriften zu finden. Im Rigveda ist Aditi, die „Grenzenlose“ oder der unendliche Raum – nach der Übersetzung von Max Müller, die „sichtbare unendliche, dem bloßen Auge sichtbare (!!), die unendliche Ausdehnung jenseits der Erde, jenseits der Wolken, jenseits des Himmelsgewölbes“ – gleichbedeutend mit „Mutter-Raum“, gleichalterig mit „Dunkelheit“. 

Sie wird sehr zutreffend die „Mutter der Götter“ genannt, Deva-Mâtri, da aus ihrem kosmischen Schoße alle Himmelskörper unseres Systems geboren wurden – Sonne und Planeten. Daher wird sie allegorisch folgender Art beschrieben: „Acht Söhne wurden geboren aus dem Körper der Aditi, sie nahte den Göttern mit sieben, aber stieß hinweg den achten, Mârtânda,“ unsere Sonne. Die sieben, Adityas genannten, Söhne sind, kosmisch oder astronomisch, die sieben Planeten; und daß die Sonne aus ihrer Zahl ausgeschlossen ist, zeigt klar, daß die Inder einen siebenten Planeten gekannt haben mögen, und thatsächlich gekannt haben, ohne denselben Uranus [29] zu nennen.

Aber esoterisch und theologisch, sozusagen, sind die Âdityas, in ihren ursprünglichen ältesten Bedeutungen, die acht und zwölf großen Götter des indischen Pantheon. „Die Sieben erlauben den Sterblichen ihre Wohnungen zu sehen, sich selbst aber zeigen sie nur den Arhats,“ sagt ein altes Sprichwort; „ihre Wohnungen“ bedeuten hier die Planeten. Der alte Kommentar giebt die folgende Allegorie und erklärt sie:

Acht Häuser wurden erbaut von der Mutter: acht Häuser für ihre acht göttlichen Söhne; vier große und vier kleine. Acht glänzende Sonnen nach ihrem Alter und Verdienste. Bal-i-lu (Mârtânda) war nicht befriedigt, obwohl sein Haus das größte war. Er begann (zu handeln) wie die großen Elephanten. Er atmete (zog ein) in seinen Magen die Lebensgeister seiner Brüder. Er suchte sie zu verschlingen. Die vier größeren waren weit weg; weit, am Rande ihres Reiches. [30] Sie waren nicht beraubt (beeinflußt) und lachten. Thu dein Schlecktestes, Herr, du kannst uns nicht erreichen, sagten sie. Aber die kleineren weinten. Sie beklagten sich bei der Mutter. Sie verbannte Bal-i-lu in den Mittelpunkt ihres Reiches, von wo er sich nicht wegbewegen konnte.
Er wacht (seit damals bloß) und droht. Er verfolgt sie, indem er sich langsam um sich selbst dreht; sie wenden sich rasch von ihm, und der folgt von ferne der Richtung, in welcher seine Brüder sich auf dem Pfade bewegen, der ihre Häuser umgiebt. [31] Von dem Tage an nährt er sich von dem Schweiße von dem Körper seiner Mutter. Er füllt sich mit ihrem Atem und Auswurf. Daher verwarf sie ihn.


[22] Das [korrekte Abbildung siehe Buch S. 125], die unbekannte Größe.

[23] Was Zehn macht, oder die vollkommene Zahl, angewendet auf den „Schöpfer“, den Namen, der der Gesamtheit der Schöpfer gegeben wurde, welche von den Monotheisten in Einen verschmolzen wurden, wie die „Elohim“, Adam Kadmon oder Sephira, die Krone – die androgyne Synthese der zehn Sephiroth sind, welche in der popularisierten Kabalah das Symbol des geoffenbarten Weltalls bilden. Die esoterischen Kabbalisten folgen jedoch den östlichen Occultisten, trennen das obere Sephirothische Dreieck (oder Sephira, Chokmah und Binah) von den übrigen, so daß sieben Sephiroth übrig bleiben. Was Svabhâvat anbelangt, so erklären die Orientalisten den Ausdruck dahin, daß er die universelle plastische Materie, ausgebreitet durch den Raum, bedeute, vielleicht mit einem halben Seitenblick auf den Ether der Wissenschaft. Die Occultisten aber identifizieren ihn mit „Vater-Mutter“ auf der mystischen Ebene.

[24] Arûpa.

[25] Grenzenlosen Kreis.

[26] Subjektive, formlose.

[27] Bhâskara.

[28] Dies bezieht sich auf den abstrakten Gedanken und die konkrete Stimme, oder die Manifestation desselben, die Wirkung der Ursache. Adam Kadmon, oder Tetragrammaton, ist der Logos in der Kabalah. Daher entspricht diese Triade in der letzteren dem höchsten Dreiecke von Kether, Chokmah und Binah, letztere eine weibliche Kraft, und zur selben Zeit der männliche Jehovah, als teilhabend an der Natur von Chokmah, oder männliche Weisheit.

[29] Die Geheimlehre lehrt, daß die Sonne ein centraler Stern und kein Planet ist. Trotzdem kannten und verehrten die Alten sieben große Götter, ausschließlich der Sonne und Erde. Was war dieser „Gott des Geheimnisses“, den sie bei Seite setzten? Natürlich nicht Uranus, der erst 1781 von Herschel entdeckt wurde. Aber konnte er nicht unter einem anderen Namen bekannt sein? Ragon sagt: „Nachdem die occulten Wissenschaften durch astronomische Berechnungen erfahren hatten, daß die Zahl der Planeten sieben sein müsse, wurden die Alten dahin geführt, die Sonne in die Tonleiter der himmlischen Harmonieen einzuführen, und sie den leeren Platz einnehmen zu lassen. So schrieben sie jedesmal, wenn sie eine Einwirkung bemerkten, welche keinem der bekannten sechs Planeten angehörte, dieselbe der Sonne zu . . .  Der Irrtum scheint bedeutend, aber war es nicht in den praktischen Resultaten, wenn die Astrologen den Uranus durch die Sonne ersetzten, welche . . . ein verhältnismäßig bewegungsloser Centralstern ist, der sich bloß um seine Achse dreht und Zeit und Maß regelt; und der nicht von seinen wahren Funktionen weggewendet werden kann.“ (Maconnerie Occulte, p. 447.) Die Benennung der Wochentage ist auch falsch. „Der Sonn-tag sollte Uranus-tag (Urani dies, Urandi) sein,“ fügt der gelehrte Schriftsteller hinzu.

[30] Planetensystems.

[31] „Die Sonne dreht sich um ihre Achse beständig in derselben Richtung, in der die Planeten in ihren einzelnen Bahnen kreisen,“ lehrt uns die Astronomie.