Nachdem somit der „verstoßene Sohn“ unsere Sonne ist, so beziehen sich die „Sonnensöhne“ offenbar, wie oben gezeigt, nicht bloß auf unsere Planeten, sondern auf die Himmelskörper im allgemeinen. Sûrya, selbst bloß eine Wiederspiegelung der centralen geistigen Sonne, ist das Vorbild aller jener Körper, die nach ihm sich entwickelten. In den Veden heißt er Loka-Chakshuh, das „Auge der Welt“ (unserer Planetenwelt), und er ist eine der drei Hauptgottheiten. Er heißt gleicherweise der Sohn des Dyaus oder der der Aditi, weil in Bezug auf esoterische Bedeutung kein Unterschied gemacht und kein Spielraum für eine solche gelassen wird.
Daher wird er sowohl als von sieben Rossen als auch als von einem Rosse mit sieben Häuptern gezogen dargestellt; ersteres bezieht sich auf seine sieben Planeten, letzteres auf ihren einen gemeinsamen Ursprung aus dem Einen kosmischen Element. Dieses „Eine Element“ heißt sinnbildlich das „Feuer“. Die Veden lehren, daß „das Feuer wahrhaftig ist alle Gottheiten.“ [32]
Die Bedeutung der Allegorie ist klar, denn wir haben zu ihrer Erklärung sowohl den Dzyan-Kommentar als auch die moderne Wissenschaft, wenn auch die beiden in mehr als einer Einzelnheit voneinander abweichen. Die occulte Lehre verwirft die aus der Nebeltheorie entstandene Hypothese, daß die (sieben) großen Planeten aus der Centralmasse der Sonne hervorgegangen sind, zum mindesten nicht aus dieser unserer sichtbaren Sonne. Die erste Verdichtung kosmischen Stoffes fand natürlich um einen centralen Kern, um seine väterliche Sonne statt; aber unsere Sonne, so wird gelehrt, trennte sich selbst einfach früher ab als die anderen, wie sich die rotierende Masse zusammenzog, und ist daher ihr älterer, größerer „Bruder“, und nicht ihr Vater. Die acht Adityas, die „Götter“, sind alle aus der ewigen Substanz (der Kometenmaterie [33] - der Mutter) geformt, oder aus dem „Weltstoff“, der zugleich das fünfte und sechste kosmische Prinzip, der Upâdhi oder (die Grundlage der Universalseele, ist, gerade so wie im Mikrokosmos Manas [34] der Upadhi von Buddhi [35] ist.

Es existiert da ein ganzes Gedicht über die prägenetischen Kämpfe, welche von den heranwachsenden Planeten vor der endlichen Formung des Kosmos ausgefochten wurden, und die anscheinend gestörte Lage der Systeme von verschiedenen Planeten erklärt; denn die Ebenen der Satelliten von einigen derselben (z. B. von Neptun und Uranus, von denen, wie es heißt, die Alten nichts gewußt haben) sind übergekippt, so daß jene eine scheinbar rückläufige Bewegung erhalten. Diese Planeten heißen die Kämpfer, die Baumeister, und sind von der römischen Kirche als die Leiter der himmlischen Heerscharen angenommen, was auf dieselben Traditionen hinweist. Hervorgegangen aus dem kosmischen Raume, zog die Sonne, so wird uns gelehrt – vor der schließlichen Formung der Hauptplaneten und der Ringbildung der Planeten-Nebel – in die Tiefen ihrer Masse so viel kosmische Lebenskraft, als die konnte, und drohte ihre schwächeren „Brüder“ zu verschlingen, bevor das Gesetz der Anziehung und Abstoßung endgültig geordnet war; hierauf begann sie, sich von „der Mutter Auswurf und Schweiß“ zu nähren; mit anderen Worten, von jenen Teilen des Äthers (des „Atems der Universalseele“), von deren Dasein und Zusammensetzung die Wissenschaft bis jetzt durchaus nichts weiß. Nachdem eine Theorie dieser Art von Sir William Grove [36] aufgestellt worden ist, welcher annimmt, daß die Systeme „sich allmählich verändern, durch atmosphärische Zuwachse oder Entziehungen, oder durch Zunahmen und Abnahmen, die von Nebelsubstanz herrühren,“ und wiederum, daß „die Sonne auf ihrer Reise durch den Raum gasförmige Materie verdichten könne, wodurch Wärme erzeugt würde“ – scheint die archaische Lehre wissenschaftlich genug zu sein, selbst in diesem Zeitalter. [37]

Herr W. Mattieu Williams regte den Gedanken an, daß die zerstreute Materie oder der Ether, welcher der Recipient der Wärmestrahlungen des Weltalls ist, dadurch in die Tiefen der Sonnenmasse gezogen werde; indem er aus derselben den schon vorher verdichteten und thermisch erschöpften Ether verdrängt, wird er zusammengedrückt und giebt seine Wärme ab, um seinerseits wieder in einem verdünnten und abgekühlten Zustand ausgestoßen zu werden, um einen frischen Vorrat von Wärme zu absorbiren, die nach der Annahme des Genannten auf solche Art von dem Ether aufgenommen und wiederum von den Sonnen des Weltalls verdichtet und neu verteilt wird.
Dies ist so ziemlich eine der größten Annäherungen an die occulten Lehren, die die Wissenschaft jemals ersonnen hat; denn der Occultismus erklärt es durch den „toten Arm“, der von Mârtânda zurückgegeben wird, und durch seine Ernährung mit dem „Schweiße und Auswurf“ von „Mutter Raum“. Was Neptun, [38] Saturn und Jupiter nur wenig beeinflussen konnte, würde im Verhältnis so kleine „Häuser“ wie Merkur, Venus und Mars getötet haben. Da Uranus vor dem Ende des 18. Jahrhunderts nicht bekannt war, so muß der Name des vierten in der Allegorie erwähnten Planeten für uns insoweit ein Geheimnis bleiben.


[32] Siehe Anugîtâ, Telang, X. 9; und Aitareya Brâhmana, Haug, p.1.

[33] Diese Wesenheit der Kometenmaterie besitzt nach der Lehre der occulten Wissenschaft kein einziges von den chemischen oder physikalischen Merkmalen, mit denen die moderne Wissenschaft vertraut ist. Sie ist homogen in ihrer Urform außerhalb der Sonnensysteme, und differenziert sich gänzlich, wenn sie die Grenzen des Gebietes unserer Erde überschreitet; verdorben durch die Atmosphären der Planeten und die bereits zusammengesetzte Materie des interplanetarischen Stoffes, ist sie heterogen bloß in unserer manifestierten Welt.

[34] Manas – das Denkprinzip, oder die menschliche Seele.

[35] Buddhi – die göttliche Seele.

[36] Siehe Correlation of Physical Forces, 1843, p. 81; und Address to the British Association, 1866.

[37] Sehr ähnliche Ideen waren jene von M. Mattieu Williams, in The Fuel of the Sun; von Dr. V. William Siemens, On the Conservation of Solar Energy (Nature, XXV, 440-444, March 9, 1882): und auch von Dr. P. Martin Duncan, in einer Address, als Präsident der geologischen Gesellschaft, London, Mai, 1877. Siehe World-Life, von Alexander Winchell, LL. D., pp. 53 ff.

[38] Wenn wir Neptun sprechen, so thun wir das nicht als Occultistin, sondern als Europäerin. Der wahre östliche Occultist wird behaupten, daß, während viele noch unentdeckte Planeten in unserem System sind, Neptun nicht wirklich demselben angehört, trotz seines scheinbaren Zusammenhanges mit unserer Sonne und des Einflusses der letzteren auf ihn. Dieser Zusammenhang ist mâyâvisch, imaginär; so sagen sie.