Der Leser wird nun, wenn er zu Kommentar 4 der Strophe IV zurückgeht, verstehen, warum, während das transhimâlayanische Chakra die Inschrift trägt [Symbolabbildung siehe Buch S. 139] – Dreieck, erste Gerade, Quadrat, zweite Gerade, und ein Pentagramm mit einem Punkte in der Mitte, entweder so [Symbolabbildung siehe Buch S. 139], oder in einer andern Variation – der kabbalistische Kreis der Elohim, wenn die Buchstaben des Wortes [korrekter Abdruck siehe Buch S. 139] (Alhim oder Elohim) numerisch gelesen werden, die berühmten Ziffern 13514, oder anagrammatisch 31415 offenbar werden läßt – das astronomische [korrekter Abdruck siehe Buch S. 139] (pi), oder die verborgene Bedeutung der Dhyâni-Buddhas, der Gebers, der Giburim, der Kabiren, und der Elohim, die alle bedeuten: „Große Menschen“, „Titanen“, „Himmlische Menschen“, und, auf der Erde, „Giganten“.

   Die Sieben war eine heilige Zahl bei jeder Nation; aber keine wendete sie auf physiologisch materialistischere Weise an als die Hebräer. Bei ihnen war 7 vorzugsweise die generative Zahl, und 9 die männliche kausative, und bildeten diese, wie die Kabbalisten zeigen, den otz, [korrekter Abdruck siehe Buch S. 139] (90, 70), oder „den Baum des Gartens von Eden“, die „doppelte hermaphroditische Rute“ der vierten Rasse. Dies war das Symbol für das „Allerheiligste“, die 3 und 4 der geschlechtlichen Trennung. Fast sämtliche 22 hebräischen Buchstaben sind rein phallische Symbole. Von den beiden Buchstaben – wie oben gezeigt – ist der eine, das ayin, ein negativer weiblicher Buchstabe, symbolisch ein Auge; der andere ein männlicher Buchstabe, tzâ, ein Fisch-Haken oder –Gabel. Bei den Hindûs und Âriern im allgemeinen war die Bedeutung mannigfach und bezog sich fast ausschließlich auf rein metaphysische und astronomische Wahrheiten.

  Ihre Rishis und Götter, ihre Dämonen und Heroen haben historische und ethische Bedeutungen.

  Hingegen wird uns von einem Kabbalisten, der in einem noch unpublizierten Werke die Kabalah und den Zohar der ârischen Esoterik gegenüberstellt, folgendes gesagt:

  Die hebräische klare, kurze, bündige und exakte Sprechweise übertrifft weit und über alle Maßen das zottelnde Wortgeschwätz der Inder – gerade so, wie der Psalmist in Parallelismen sagt: „Mein Mund spricht mit meiner Zunge, ich kenne nicht deine Zahlen“ (LXXI., 15) . . . . Die indische Glyphe zeigt mit ihrer Unzulänglichkeit in der vielen Beimengung von nebensächlichen Seiten dasselbe erborgte Federkleid, das die Griechen (die lügenden Griechen) hatten, und das die Freimaurerei hat: was bei der rauhen einsilbigen (und scheinbaren) Armut des Hebräischen zeigt, daß letzteres aus einem viel entlegeneren Altertum herstammt, als irgend eines von jenen, und daß dieses die Quelle (!?) war, oder näher der alten Urquelle als irgend eines von ihnen.

  Das ist ganz irrtümlich. Unser gelehrter Bruder und Korrespondent beurteilt die indischen Religionssysteme anscheinend nach ihren Shâstras und Purânas, wahrscheinlich nach den letzteren, und obendrein in ihren modernen Übersetzungen, die sie bis zur Unkenntlichkeit entstellen. Wir müssen uns an ihre philosophischen Systeme wenden, an ihre esoterische Lehre, wenn wir einen Vergleichspunkt herstellen wollen. Ohne Zweifel kommt die Symbolik des Pentateuch und selbst des neuen Testamentes aus derselben Quelle. Aber ist die Pyramide des Cheops, deren Maße Professor Piazzi Smyth in Solomons behauptetem und mythischem Tempel alle wieder fand, nicht sicher  älteren Datums als die mosaischen Bücher? Daher muß, wenn eine so große Identität, wie behauptet wird, existiert, dieselbe von einem sklavischen Kopieren von Seite der Juden herrühren, und nicht von Seite der Ägypter. Die Glyphen der Juden – und selbst ihre Sprache, das Hebräische – sind nicht originell. Sie sind von den Ägyptern entlehnt, von welchen Moses seine Weisheit erhalten hatte; von dem Koptischen, der mutmaßlichen Verwandten, wenn nicht der Mutter des alten Phönizischen; und von den Hyksos, ihren (angeblichen) Vorfahren, wie Josephus zeigt. [14] Ja, aber wer waren die Hyksos-Hirten? Und wer waren die Ägypter? Die Geschichte weiß nichts über diese Frage, und sie spekuliert und stellt Theorieen auf aus den Tiefen der betreffenden Bewußtseinsinhalte ihrer Historiker. [15] „Der Khamismus, oder das alte Koptische, stammt aus Westasien, und enthält einige Keime des Semitischen, und legt dadurch Zeugnis ab für die ursprüngliche Abstammungseinheit der ârischen und semitischen Rassen“, sagt Bunsen, der die großen Ereignisse in Ägypten 9000 Jahre v. Ch. Ansetzt. Thatsache ist, saß wir in der archaischen Esoterik und im ârischen Denken eine großartige Philosophie finden, während wir in den hebräischen Aufzeichnungen bloß den erstaunlichsten Scharfsinn in der Erfindung von Apotheosen für Phallusdienst und sexuelle Theogonie finden.

   Daß die Ârier ihre Religion niemals bloß auf physiologische Symbole stützten, wie es die alten Hebräer gethan haben, kann aus den esoterischen indischen Schriften gesehen werden. Daß diese Erzählungen ferner Blenden sind, zeigt sich darin, daß sie sich gegenseitig widersprechen, indem fast in jedem Purâna und epischen Gedicht eine andere Erklärung zu finden ist. Esoterisch gelesen geben sie jedoch alle denselben Sinn. So zählt ein Bericht sieben Welten auf, ausschließlich der niederen Welten, die auch sieben an der Zahl sind; diese vierzehn oberen und unteren Welten haben nichts zu thun mit der Einteilung der siebenfältigen Kette und gehören den rein ätherischen, unsichtbaren Welten an. Diese werden anderwärts erwähnt werden. Für jetzt genüge der Hinweis, daß sie absichtlich so erwähnt werden, als ob sie der Kette angehörten. „Eine andere Aufzählung nennt die sieben Welten: Erde, Lufthimmel, Himmel, mittlere Region, Platz der Geburt, Wohnung der Glücklichen, und Stätte der Wahrheit; sie stellt die Söhne des Brahmâ in die sechste Abteilung, und behauptet, dass die fünfte, oder Jana-loka, jene sei, in der die in dem allgemeinen Brande zerstörten Tiere wiedergeboren werden.“ [16] Einige wirklich esoterischen Lehren werden in den folgenden Kapiteln über Symbolik gegeben. Der hierfür Vorbereitete wird die verborgene Bedeutung verstehen.


[14] Gegen Apion, I, 25.

[15] Siehe Isis Unveiled, II., 420-438.

[16] Siehe Dowson’s Hindû Classical Dictionary.