STROPHE V – Fortsetzung.

   3. ER IST DER FÜHRENDE GEIST UND LEITER. WENN ER SEIN WERK BEGINNT, SO TRENNT ER DIE FUNKEN DES UNTEREN REICHES [17] , WELCHE FREUDEZITTERND IN IHREN STRAHLENDEN WOHNUNGEN [18] SCHWEBEN, UND BILDET AUS DIESEN DIE KEIME DER RÄDER. ER STELLT SIE IN DIE SECHS RICHTUNGEN DES RAUMES, UND EINES IN DIE MITTE – DAS HAUPTRAD.

   „Räder“ sind, wie bereits erklärt, die Kraftcentren, um welche sich der kosmische Urstoff ausbreitet, und, indem er durch alle die sechs Zustände der Verdichtung hindurchgeht, wird derselbe sphäroidisch und wird schließlich in Kugeln oder Sphären umgeformt. Es ist eines der Fundamentaldogmen der esoterischen Kosmogonie, dass während der Kalpas (oder Äonen) des Lebens die Bewegung, welche während der Perioden der Ruhe „durch jedes schlummernde Atom pulsiert und zittert“, vom ersten Erwachen des Kosmos zu einem neuen „Tage“ an eine immerfort wachsende Neigung zu kreisförmiger Bewegung erhält. „Die Gottheit wird zum Wirbelwind“.

  Man mag fragen, wie auch die Schreiberin nicht verfehlt hat zu fragen: Wer soll die Erfahrung von dem Unterschied in der Bewegung machen, nachdem die ganze Natur auf ihre Urwesenheit zurückgeführt ist, und niemand sein kann – nicht einmal einer von den Dhyâni-Chohans, denn die sind alle in Nirvâna – der es sehen könnte? Die Antwort darauf ist: Alles in der Natur muß nach Analogie beurteilt werden. Obwohl die höchsten Gottheiten (Erzengel oder Dhyâni-Buddhas) nicht imstande sind, die Geheimnisse zu durchdringen, welche allzu ferne jenseits unseres Planetensystems und des sichtbaren Kosmos liegen, so gab es doch in alten Zeiten große Seher und Propheten, die befähigt waren, das Geheimnis von Atem und Bewegung rückblickend zu empfinden, wie die Weltsysteme ruhten und in ihren periodischen Schlaf versenkt waren.

   Die Räder werden auch Rotae – die bewegenden Räder der himmlischen Sphären, die teilnehmen an der Erschaffung der Welt – genannt, wenn die Bedeutung die des belebenden Prinzipes der Sterne und Planeten ist, denn in der Kabalah werden sie durch die Auphanim, die Engel der Sphären und Sterne, von denen sie die belebenden Seelen sind, repräsentiert. [19]


[17] Die mineralischen Atome.

[18] Gasartigen Wolken.

[19] Siehe Kabbalah Denudata, „De Anima“, p. 113.