Die vier Mahârâjahs waren die Regenten und Direktoren dieser Elemente und ihrer Striche.

  Wenn der Schüler mehr von ihnen wissen will, so braucht er bloß die Vision des Ezekiel (Kap. 1) mit dem, was vom chinesischen Buddhismus bekannt ist, wenn auch nur in der exoterischen Darstellung, zu vergleichen, und die äußere Gestalt diese „großen Könige der Devas“ zu untersuchen. Nach der Meinung des Rev. Joseph Edkins „präsidiert jeder einzelne über einen der vier Kontinente, in die die Inder die Welt einteilen. . . . Jeder führt eine Armee geistiger Wesen, um die Menschheit und den Buddhismus zu schützen.“ [39] Abgesehen von der Bevorzugung des Buddhismus sind die vier Himmlischen genau dasselbe. Die Inder teilen jedoch zufällig die Welt in sieben Kontinente, exoterisch ebenso gut wie esoterisch; und ihre vier kosmischen Devas sind ihrer achte, und präsidieren den acht Kompassstrichen und nicht den Kontinenten.

  Die „Vier“ sind die Beschützer der Menschheit und auch die Agenten von Karma auf Erden, während die Lipikas mit der Zukunft der Menschheit zu thun haben. Zu7gleich sind sie die vier lebendigen Geschöpfe, „welche gestaltet sind wie ein Mensch“, in der Vision des Ezekiel, die von den Bibelübersetzern  „Cherubim“, „Seraphim“ u. s. w. genannt werden; von den Occultisten „beflügelte Kugeln“, „feurige Räder“; und in dem Hindûpantheon mit einer Anzahl verschiedener Namen. Alle die Gandharvas, die „süßen Sänger“, die Asuras, Kinnaras, und Nâgas, sind die allegorischen Beschreibungen der vier Mahârâjahs. Die Seraphim sind die feurigen Schlangen des Himmels, die wir in einer Stelle finden, die den Berg Meru beschreibt als „die erhabene Masse der Herrlichkeit, den verehrungswürdigen Aufenthaltsort von Göttern und himmlischen Chorsängern . . . . unerreichbar für sündige Menschen . . . ... weil von Schlangen bewacht“. Sie heißen die Rächer, und die „beflügelten Räder“.

  Nachdem ihre Mission und ihr Charakter erklärt sind, lasst uns sehen,  was die christlichen Bibelerklärer von den Cherubim sagen. „Das Wort bedeutet im Hebräischen „Fülle der Erkenntnis“; diese Engel heißen so  wegen ihrer auserlesenen Kenntnisse, und wurden daher zur Bestrafung von Menschen gebraucht,  welche sich göttliche Kenntnis anmaßten.“ (Interpretiert von Cruden in seiner Concordance, nach Genesis III.24.) Sehr gut; und so unbestimmt die Belehrung auch ist, zeigt sie doch, dass der Cherub, der nach dem „Fall“ an das Thor des Gartens von Eden gestellt wurde, den ehrwürdigen Interpreten die Idee nahe legte von einer Bestrafung in Zusammenhang mit verbotener Wissenschaft oder göttlicher Erkenntnis – die gewöhnlich zu einem anderen „Fall“ führt, nämlich zu dem der „Götter“ oder Gottes in der Wertschätzung des Menschen. Da jedoch der gute alte Cruden nichts von Karma wußte, so sei ihm verziehen. Aber die Allegorie ist bedeutsam. Vom Meru, dem Aufenhalte der Götter, bis zum Eden ist die Entfernung sehr gering, und von den indischen Schlangen zu den sieben ophitischen Cherubim, deren dritter der Drache war, ist der Abstand noch geringer, denn beide bewachten den Eingang zum Reiche der geheimen Erkenntnis. Ezekiel beschreibt überdies deutlich die vier kosmischen Engel:

Ich sah, und siehe, ein ungestümer Wind . . . eine . . . Wolke und ein Feuer, welches sie einhüllte . . . und aus der Mitte davon kam es gestaltet wie vier lebendige Geschöpfe . . . sie waren gestaltet wie ein Mensch. Und ein jegliches hatte vier Angesichter und vier Flügel . . . das Angesicht eines Menschen [40] und das Angesicht eines Löwen . . . das Angesicht eines Ochsen, und . . . das Angesicht eines Adlers . . . Als ich die vier lebendigen Geschöpfe so sah, siehe das stand ein Rad auf der Erde . . . mit seinen vier Angesichtern . . . als wäre ein Rad in der Mitte des Rades . . . denn der Geist des lebendigen Geschöpfes war in dem Rade. [41]

  Es giebt drei Hauptgruppen der Bauleute, und ebensoviele der Planetengeister und der Lipika, und jede Gruppe teilt sich wieder in sieben Untergruppen. Selbst in einem so umfangreichen Werke wie dem vorliegenden ist es unmöglich, in eine genaue Untersuchung auch nur der drei Hauptgruppen einzugehen, da das einen eigenen Band erfordern würde. Die Bauleute sind die Repräsentanten der ersten „aus der Seele geborenen“ Wesenheiten, daher der ursprünglichen Rishi-Prajâpati; auch der sieben großen Götter Ägyptens, deren Haupt Osiris ist; der sieben Amshaspends der Zoroastrier, mit Ormazd an ihrer Spitze; der „sieben Geister des Angesichts“; der sieben von der ersten Dreiheit getrennten Sephirot, etc. etc. [42] Sie erbauen, oder vielmehr bauen wieder auf ein jedes „System“ nach der „Nacht“. Die zweite Gruppe der Bauleute ist der Architekt unserer Planetenkette ausschließlich; und die dritte, der Vorfahr unserer Menschheit – das makrokosmische Vorbild des Mikrokosmos.

   Die  Planetengeister sind die beseelenden Geister der Sterne im allgemeinen und der Planeten im besonderen. Sie regeln die Schicksale der Menschen, die alle unter einer oder der anderen ihrer Konstellationen geboren sind; die zweiten und dritten Gruppen, die andern Systemen angehören, haben dieselben Funktionen, und alle beherrschen verschiedene Bereiche in der Natur. In dem exoterischen Hindûpantheon sind sie die Schutzgottheiten, welche den acht Kompassstrichen vorstehen – den vier Haupt- und den vier zwischenliegenden Richtungen – und heißen Lokapâlas, „Stützen oder Hüter der Welt“ (in unserm sichtbaren Kosmos), von welchen Indra (Ost), Yama (Süd), Varuna (West) und Kuvera (Nord) die hervorragenden sind, ihre Elephanten und Gattinnen gehören natürlich der Phantasie und nachträglichem Einfalle an, obwohl alle von ihnen eine occulte Bedeutung haben.


[39] Chinese Buddhism, p. 216.

[40] „Mensch“ wurde hier gesetzt für „Drache“. Vergleiche die ophitischen Geister. Die von der römisch-katholischen Kirche anerkannten Engel, die diesen Ansichten entsprechen, waren bei den Ophiten: Drache-Raphael; Löwe-Michael, Stier oder Ochs-Uriel, und Adler-Gabriel. Die vier bilden die Gesellschaft der vier Evangelisten, und stehen an der Spitze der Evangelien.

[41] Ezekiel, I.

[42] Da die Juden, ausgenommen die Kabbalisten, keine Namen für Ost, West, Süd und Nord hatten, so drückten sie diese Ideen mit Worten aus von den Bedeutungen: vorn, hinten, rechts und links, und verwechselten sehr oft exoterisch die Ausrücke, und machten so die Blenden der Bibel noch verwirrter und schwieriger auszulegen. Fügt man dazu die Thatsache, daß von den siebenundvierzig Übersetzern von König Jakobs Bibel „bloß drei hebräisch verstanden, und zwei von diesen starben, bevor die Psalmen übersetzt waren“ (Royal Masonic Cyclopaedia), so wird man leicht begreifen, wie viel Vertrauen der englischen Version der Bibel entgegengebracht werden kann. In diesem Werke ist im allgemeinen die römisch-katholische Douayer-Übersetzung benützt.