STROPHE VI.

1. DURCH DIE KRAFT DER MUTTER DER GNADE UND ERKENNTNIS (a),   KWAN-YIN – DER „DREIHEIT“ VON KWAN-SHAI-YIN, WELCHE IN KWAN-YIN-TIEN WOHNT (b) – FOHAT, DER ATEM IHRER ABKOMMENSCHAFT, DER SOHN DER SÖHNE, WELCHER AUS DEM UNTEREN ABGRUNDE [1] DIE ILLUSIVE FORM VON SEIN-TSCHAN [2] UND DIE SIEBEN ELEMENTE HERVORGERUFEN HAT:

Diese Strophe ist aus dem chinesischen Text übersetzt, und die Namen, die als die Äquivalente der Originalworte gegeben sind, sind beibehalten. Die wirkliche esoterische Nomenklatur kann nicht gegeben werden, da sie den Leser bloß verwirren würde. Die brahmanische Lehre halt keine Äquivalente dafür. Vâch scheint in vielen Aspekten der chinesischen Kwan-Yin nahezukommen, aber es giebt keine regelrechte Verehrung der Vâch unter diesem Namen in Indiern, wie es eine für Kwan-Yin in China giebt. Kein exoterisches System hat jemals einen weiblichen Schöpfer angenommen, und so wurde vom Anbeginne der populären Religionen an das Weib als dem Manne nachstehend betrachtet und behandelt. Bloß in China und Ägypten wurden Kwan-Yin und Isis auf gleiche Stufe mit den männlichen Göttern gestellt. Die Esoterik kennt beide Geschlechter nicht. Ihre höchste Gottheit ist ebenso geschlechtslos als formlos, wieder Vater noch Mutter; und ihre ersten geoffenbarten Wesen, himmlische und irdische gleicherweise, werden bloß stufenweise androgyn, um schließlich sich in unterschiedene Geschlechter zu trennen.
(a) „Die Mutter der Gnade und Erkenntnis“ heißt die „Dreiheit“ von Kwan-Shai-Yin, weil sie in ihren metaphysischen und kosmischen Wechselbeziehungen „Mutter, Weib und Tochter“ des Logos ist, gerade so, wie sie in späteren theologischen Übersetzungen „Vater, Sohn und (weiblicher) heiliger Geist“ – die Shakti oder Energie – die Wesenheit der Drei, wurde. So ist in der Esoterik der Vedântisten Daiviprakriti, das Licht, das durch Îshvara, den Logos, [3] manifestiert wird, zu einer und derselben Zeit die Mutter und auch die Tochter des Logos oder Verbum des Parabrahman; während in der der transhimâlayanischen Lehren es – in der Hierarchie ihrer allegorischen und metaphysischen Theogonie – die „Mutter“ oder abstrakte ideale Materie, Mûlaprakriti, die Wurzel der Natur, ist, vom metaphysischen Standpunkt eine Korrelation von Âdi-Budha, manifestiert im Logos, Avalokiteshvara; und vom rein occulten und kosmischen, Fohat, der „Sohn des Sohns“, die androgyne Energie, die aus diesem „Lichte des Logos“ resultiert, welche sich auf der Ebene des objektiven Weltalls als die verborgene sowie als die offenbare Elektricität manifestiert – die das Leben ist.
T. Subba Row sagt:

Evolution beginnt durch die intellektuelle Energie des Logos, . . . nicht bloß wegen der in Mûlaprakriti eingeschlossenen Wirkungsmöglichkeiten. Dieses Licht des Logos ist das Bindeglied . . . zwischen objektiver Materie und dem subjektiven Gedanken von Îshvara (oder Logos). Es heißt in verschiedenen buddhistischen Büchern Fohat. Es ist das einzige Instrument, mit welchem der Logos wirkt. [4]


[1] Chaos.

[2] Unserm Weltall.

[3] The Theosophist, Febr., 1877, p. 305.

[4] Op. Cit.,p. 306.