Nun wird, wo von Elementen die Rede ist, den Alten der beständige Vorwurf gemacht, daß sie „ihre Elemente als einfach und unzersetzbar annahmen“. Die Schatten unserer prähistorischen Vorfahren könnten den modernen Physikern das Kompliment zurückgeben, nachdem jetzt neue Entdeckungen in der Chemie Herrn W. Crookes, F.R.S., dahin geführt haben, zuzugestehen, daß die Wissenschaft noch tausend Meilen von einer Kenntnis der zusammengesetzten Natur des einfachsten Moleküls entfernt ist. Von ihm lernen wir, daß ein Ding wie ein wirklich einfaches gänzlich homogenes Molekül eine terra incognita in der Chemie ist. „Wo sollen wir die Grenzlinie ziehen?“ fragt er; „ist kein Ausweg aus dieser Schwierigkeit? Müssen wir die elementaren Examina so schwierig machen, daß nur 60 oder 70 Kandidaten bestehen, oder müssen wir die Prüfungsthore so weit öffnen, daß die Zahl der Zulassungen nur durch die Zahl der Bewerber begrenzt wird?“ Und dann giebt der gelehrte Chemiker schlagende Beispiele.

Er sagt:

Nehmen wir den Fall von Yttrium. Es hat sein bestimmtes Atomgewicht, es verhielt sich in jeder Hinsicht als ein einfacher Körper, als ein Element, zu dem wir zwar hinzugeben, von dem wir aber nichts wegnehmen konnten. Wenn aber dieses Yttrium, dieses vermutete homogene Ganze, einer bestimmten Spaltungsmethode unterworfen wird, so wird es in Teile zerlegt, die untereinander nicht absolut identisch sind, und die eine Abstufung in den Eigenschaften zeigen. Oder nehmen wir den Fall von Didym. Hier war ein Körper, der alle anerkannten Merkmale eines Elementes aufwies. Es war mit  großer Schwierigkeit von anderen Körpern, die ihm in ihren Eigenschaften sehr nahe kamen, geschieden worden, und während dieses kritischen Verfahrens wurde es einer sehr strengen Bearbeitung und sehr genauen Untersuchung unterzogen. Da kam aber dann ein anderer Chemiker, der den vermeintlich homogenen Körper nach einem besonderen Spaltungsprozeß behandelte und ihn in die zwei Körper Praseodym und Neodym zerlegte, zwischen welchen gewisse Unterschiede bemerkbar sind. Und selbst jetzt noch haben wir keine Gewissheit, dass Neodym und Praseodym einfache Körper sind. Im Gegenteil, sie zeigen gleichermaßen Symptome von Spaltbarkeit. Wenn nun auf diese Art bei entsprechender Behandlung entdeckt wird, daß ein mutmaßliches Element verschiedenartige Moleküle enthält, so sind wir gewiß berechtigt zu fragen, ob nicht ähnliche Resultate auch bei anderen Elementen, vielleicht bei allen Elementen, erhalten würden,  wenn das richtige Verfahren eingeschlagen würde. Wir könnten sogar fragen, wo der Prozeß der Ausscheidung aufhören soll – ein Prozeß, der natürlicherweise Variationen zwischen den individuellen Molekülen einer jeden Spezies voraussetzt. Und bei diesen aufeinanderfolgenden Trennungen finden wir natürlich Körper, die einander immer näher und näher kommen.“ [11]

Nochmals, dieser Vorwurf gegen die Alten ist eine unverantwortbare Behauptung.

Auf jeden Fall können ihre initiierten Philosophen schwerlich von einer solchen Beschuldigung getroffen werden, nachdem sie es sind, die Allegorien und religiöse Mythen vom Anbeginn an ersonnen haben. Wären sie der Heterogeneität ihrer Elemente unkundig gewesen, so hätten sie keine Personifikation von Feuer, Luft, Wasser, Erde und Äther gehabt; ihre kosmischen Götter und Göttinen wären niemals  mit solcher Nachkommenschaft gesegnet gewesen, mit so vielen Söhnen und Töchtern, Elementen, die aus und in jedem respektiven Element geboren sind. Alchimie und occulte Phänomene wären ein Betrug und ein Fallstrick gewesen, selbst in der Theorie, wenn die Alten nicht bekannt gewesen wären mit den Wirkungsmöglichkeiten und wechselseitigen Kraftäußerungen und Eigenschaften eines jeden Elementes, das in die Zusammensetzung von Luft, Wasser, Erde und selbst Feuer eintritt – wovon das letztere bis zum heutigen Tage eine terra incognita für die moderne Wissenschaft ist,  die gezwungen ist, es Bewegung, Entwicklung von Licht und Wärme, Zustand von Verbrennung zu nennen – kurz, es in Unkenntnis seiner Natur nach seinen äußeren Erscheinungen zu definieren.

Was aber die moderne Wissenschaft nicht zu bemerken scheint, ist, daß, wenn auch jene einfachen chemischen Atome differenziert gewesen sein mögen – die die archaische Philosophie als „die Schöpfer ihrer eigenen Eltern“, Väter, Brüder, Gatten ihrer Mütter, und diese Mütter als die Töchter ihrer eigenen Söhne bezeichnet wie zum Beispiel Aditi und Daksha – daß differenziert, wie diese Elemente im Anbeginn waren, sie doch nicht die der Wissenschaft bekannten zusammengesetzten Körper waren, wie sie es jetzt sind. Weder Wasser, Luft noch Erde (ein Synonym für feste Körper im allgemeinen) existierten in ihrer gegenwärtigen Form, die drei einzigen Zustände der Materie repräsentierend, die von der Wissenschaft anerkannt sind; denn alle diese und selbst Feuer sind bereits wieder verbundene Hervorbringungen der Atmosphären vollständig geformter Globen, so daß in den ersten Perioden der Bildung der Erde sie etwas vollständig sui generis waren. Jetzt, da die Bedingungen und Gesetze, die unser Sonnensystem regieren, voll entwickelt sind, und die Atmosphäre der Erde, sowie die eines jeden andern Globus so zu sagen eine Retorte für sich geworden ist, findet, wie die occulte Wissenschaft lehrt, im Raume ein beständiger Austausch von Molekülen, oder vielmehr von Atomen statt, sie zu jedem Planeten in bestimmten Beziehungen sehen und dem entsprechend ihre Verbindungsäquivalente auf jedem Planeten ändern. Einige Männer der Wissenschaft, und zwar solche gerade unter den größten Physikern und Chemikern, beginnen diese Thatsache zu vermuten, die durch Zeitalter den Occultisten bekannt gewesen ist. Das Spektroskop zeigt bloß die wahrscheinliche Ähnlichkeit (nach äußerem Augenschein) von irdischer und siderischer Substanz; es ist nicht im stande, irgendwie weiter zu gehen, oder zu zeigen, ob oder ob nicht die Atome gegen einander physikalisch und chemisch auf gleiche Weise und unter denselben Bedingungen gravitieren, wie sie es auf unserm Planeten angenommenermaßen thun. Die Temperaturabstufungen, vom höchsten bis zum niedersten vorstellbaren Grade, mögen in und für das ganze Weltall als ein und dieselben angenommen werden; nichtdestoweniger sind die Eigenschaften, abgesehen von denen der Dissociation und Reassociation, auf jedem Planeten verschieden; und so treten Atome in neue Existenzformen ein, die die Naturwissenschaft weder ahnt noch erkennen kann. Wie bereits in Five Years of Theosophie [12] gesagt, ist z. B. die Wesenheit der Kometenmaterie „gänzlich verschieden von allen chemischen und physikalischen Merkmalen, mit denen die größten Chemiker und Physiker der Erde bekannt sind“. Und selbst diese Materie erfährt während ihres rapiden Durchganges durch unsere Atmosphäre eine gewisse Veränderung in ihrer Natur.

So differieren nicht bloß die Elemente unseres Planeten, sondern auch die aller seiner Schwestern in unserm Sonnensystem, in ihren Kombinationen ebenso weit von einander, als von den kosmischen Elementen jenseits unserer solaren Grenzen. Dies wird wiederum bekräftigt durch denselben Mann der Wissenschaft in seinem oben angezogenen Vortrage, der Clerk Maxwell citiert, welcher sagt, „daß die Elemente nicht absolut homogen sind“.

Er schreibt:

Es ist schwer, sich eine Vorstellung von Auslese und Ausstoßung von Mittelvarietäten zu machen, denn wohin können diese eliminierten Moleküle gegangen sein, wenn, wie wir Grund haben zu glauben, der Wasserstoff etc. der Fixsterne aus Molekülen zusammengesetzt ist, die in jeder Hinsicht mit den unseren identisch sind. .. . . Vor allem dürfen wir diese absolute molekülare Identität in Frage stellen, nachdem wir bisher keine anderen Mittel gehabt haben, zu einem Schlusse zu kommen, außer die durch das Spektroskop gelieferten, während es zugestanden ist, daß, um die Spektra zweier Körper genau vergleichen und unterscheiden zu können, dieselben unter identischen Zuständen von Temperatur, Druck und allen anderen physikalischen Bedingungen untersucht werden sollten. Wir haben im Sonnenspektrum mit Gewissheit Strahlen gesehen, die wir nicht im stande waren zu identifizieren.

Daher können die Elemente unseres Planeten nicht als ein Normalmaßstab für den Vergleich mit den Elementen in andern Welten genommen werden. Thatsächlich hat jede Welt ihren Fohat, der in ihrer eigenen Wirkungssphäre allgegenwärtig ist. Aber es sind ebensoviele Fohats, als es Welten giebt, alle verschieden an Kraft und Stufe der Emanation. Die individuellen Fohats bilden einen universalen, kollektiven Fohat – die Aspekt-Entität der einen absoluten Nicht-Entität, die da ist absolute Sein-heit, Sat. „Millionen und Billionen von Welten werden bei jedem Manvantara hervorgebracht“ – wird gesagt. Daher muß es viele Fohats geben, die wir als bewusste und intelligente Kräfte betrachten. Solches zweifelsohne zum Ärger von wissenschaftlichen Gemütern. Nichtsdestoweniger betrachten die Occultisten, die gute Gründe dafür haben, all die Kräfte der Natur als wahrhaftige, wenn auch übersinnliche, Zustände von Materie; und als der Wahrnehmung von Wesen, die mit den erforderlichen Sinnen ausgerüstet sind, zugängliche Objekte.


[11] Ansprache des Präsidenten an die Royal Society of Chemists, März, 1888.

[12] p. 242.