(b) Man halte sich vor Augen, dass es von Fohat, der konstruktiven Kraft der kosmischen Elektricität, metaphorisch heißt, er sei, wie Rudra aus dem Haupte des Brahmâ, „aus dem Gehirne des Vaters und dem Busen der Mutter“ entsprungen, und habe sich dann in ein Männliches und in ein Weibliches verwandelt, d. h. sich selbst zu positiver und negativer Elektricität polarisiert. Er hat Sieben Söhne, welche seine Brüder sind. Fohat wird gezwungenermaßen von Zeit zu Zeit geboren, so oft zwei seiner „Söhne-Brüder“ zu enger Berührung sich hingeben – einerlei ob Umarmung oder Kampf.
Um das zu vermeiden, vereinigt er und bindet zusammen jene von ungleichartiger Natur, und trennt jene von ähnlichen Temperamenten. Dies bezieht sich, wie jedermann sehen kann, natürlich auf durch Reibung erzeugte Elektricität, und auf das Gesetz von der Anziehung zwischen Gegenständen von ungleichnamiger, und Abstoßung zwischen solchen von gleichnamiger Polarität. Die Sieben Söhne-Brüder jedoch repräsentieren und personifizieren die sieben Formen von kosmischem Magnetismus, genannt im praktischen Occultismus die „Sieben Radikale“, deren zusammenwirkende und thätige Nachkommenschaft unter andern Energien: Elektricität, Magnetismus, Ton, Licht, Wärme, Kohäsion u. s. w. sind. Die occulte Wissenschaft definiert alle diese als übersinnliche Wirkungen in ihrem verborgenen Verhalten und als objektive Phänomene in der Sinnenwelt; die ersteren erfordern abnorme Fähigkeiten, um sie wahrzunehmen, die letzteren sind mit unsern gewöhnlichen körperlichen Sinnen erkennbar. Sie alle gehören an und sind die Manifestationen von noch übersinnlicheren geistigen Qualitäten, die nicht durch wirkliche und bewußte Ursachen dargestellt, sondern diesen angehörig sind. Eine Beschreibung solcher Wesenheiten zu versuchen, wäre schlechter als nutzlos. Der Leser muß sich vor Augen halten, dass nach unserer Lehre, welche dieses phänomenale Weltall als eine große Illusion betrachtet, ein Körper um so mehr Realität erreicht, je näher er der Unbekannten Substanz ist, da er damit um so weiter von dieser Welt der Mâyâ entfernt ist. So besitzen diese Körper, obwohl ihre molekulare Konstitution auf dieser Bewusstseinsebene aus ihren Manifestationen nicht reduzierbar ist, nichtsdestoweniger vom Standpunkt eines Adept-Occultisten eine bestimmte objektive, wenn nicht materielle, Struktur in dem relativ noumenalen – als Gegensatz zum phänomenalen – Universum. Männer der Wissenschaft mögen sie Kraft oder Kräfte, erzeugt von Materie, nennen, oder „Bewegungsarten“, wenn sie wollen; der Occultismus sieht in diesen Wirkungen Elementale (Kräfte), und in den direkten sie erzeugenden Ursachen, intelligente göttliche Arbeiter. Der innige Zusammenhang dieser Elemente, die von der unfehlbaren Hand der Beherrscher geleitet sind, mit den Elementen der reinen Materie – ihrer Korrelation, wie wir sie nennen könnten – hat unsere irdischen Phänomene, wie Licht, Wärme, Magnetismus etc., etc., zur Folge. Natürlich werden wir niemals mit den amerikanischen Substanzialisten [15] übereinstimmen, die jede Kraft und Energie – sei es Licht, Wärme, Elektricität oder Kohäsion – eine „Entität“ nennen; denn das würde dasselbe sein, wie den Lärm, der durch das Rollen der Räder eines Wagens hervorgebracht wird, eine Entität zu nennen – und so den „Lärm“ mit dem „Kutscher“ außerhalb, und der leitenden „Meisterintelligenz“ innerhalb des Vehikels zu vermengen und zu identifizieren. Wir aber geben gewiß diesen Namen den „Kutschern“ und diesen führenden „Intelligenzen“, den herrschenden Dhyân Chohans, wie gezeigt worden ist. Die Elementale, die Naturkräfte, sind die thätigen, wenn auch unsichtbaren oder vielmehr unwahrnehmbaren sekundären Ursachen, und selber die Wirkungen von primären Ursachen hinter dem Schleier aller irdischen Phänomene. Elektricität, Licht, Wärme u. s. w. sind treffend die „Gespenster und Schatten von Stoff in Bewegung“ genannt worden, d. h. übersinnliche Zustände der Materie, von denen wir bloß die Wirkungen erkennen können. Um nun das oben gemachte Gleichnis weiter auszumalen, so ist die Lichtempfindung dem Geräusch der rollenden Räder zu vergleichen – eine rein phänomenale Wirkung, die keine Existenz außerhalb des Beobachters hat. Die unmittelbare erregende Ursache der Empfindung ist dem Kutscher vergleichbar – ein übersinnlicher Zustand von Stoff in Bewegung, eine Naturkraft oder ein Elemental. Aber hinter dieser – geradeso wie der Eigentümer des Wagens den Kutscher von innen aus leitet – steht die höhere oder noumenale Ursache, die Intelligenz, aus deren Wesenheit diese Zustände der „Mutter“ ausstrahlen und zahllose Milliarden von Elementalen oder psychischen Naturgeistern erzeugen, gerade so, wie ein jeder Tropfen Wasser seine körperlichen, äußerst kleinen Infusorien erzeugt.

Fohat ist es, der die Übertragung der Prinzipien von einem Planeten zum andern, von einem Stern zu einem andern Tochter-Stern lenkt. Wenn ein Planet stirbt, so werden seine beseelenden Prinzipien zu einem Laya- oder schlummernden Centrum mit potentieller aber latenter Energie übertragen, welches dadurch zum Leben erweckt wird und sich zu einem neuen siderischen Körper zu gestalten beginnt.

Es ist sehr merkwürdig, daß die Physiker, während sie ihre gänzliche Unwissenheit in Bezug auf die wahre Natur selbst der irdischen Materie eingestehen – indes ursprüngliche Substanz mehr wie ein Traum als wie eine nüchterne Realität betrachtet wird – sich nichtsdestoweniger zu Richtern über diese Materie aufwerfen, und behaupten, zu wissen, was sie in verschiedenen Kombinationen thun kann und nicht thun kann. Die Wissenschaftler kennen diese Materie kaum bis zur Tiefe der Haut und doch wollen sie dogmatisieren. Sie ist eine „Bewegungsart“ und nichts weiter! Aber die „Kraft“, die dem Atem einer lebenden Person innewohnt, wenn dieselbe einen Staubfleck vom Tische wegbläst, ist auch zweifellos eine „Bewegungsart“. Sie ist unleugbar nicht eine Eigenschaft des Stoffes, oder der Teilchen des Fleckens, und sie emaniert aus der lebenden und denkenden Entität, welche atmet, sei der Impuls nun bewußt oder unbewußt geschehen. In der That, die Materie – etwas, von dem bisher nichts bekannt ist – mit einer innewohnenden Eigenschaft, genannt Kraft, über den Natur noch weniger bekannt ist, auszustatten, heißt eine noch viel ernstere Schwierigkeit schaffen als die, die in der Annahme einer Intervention unserer „Naturgeister“ bei jedem natürlichen Phänomen liegt.


[15] Siehe die Scientific Arena, ein monatliches Journal, gewidmet der gangbaren philosophischen Lehre und ihrer Beziehung auf das religiöse Denken des Zeitalters. New-York: A. Wilford Hall, Ph. D., LL. D., Herausgeber Juli, August und September, 1886.