Es wird ferner gesagt, saß die Planetenketten ihre Tage und ihre Nächte haben – d. h. Perioden von Aktivität oder Leben, und von Unthätigkeit oder Tod – und sich am Himmel so verhalten wie die Menschen auf Erden: sie erzeugen ihresgleichen, altern und erlöschen als Persönlichkeiten, während bloß ihre geistigen Prinzipien in ihrer Nachkommenschaft als ihr überlebender Teil fortleben.

Auch ohne die sehr schwierige Arbeit zu versuchen, den ganzen Prozeß in allen seinen kosmischen Einzelheiten zu veröffentlichen, kann genug gesagt werden, um eine beiläufige Idee davon zu geben. Wenn eine Planetenkette in ihrer letzten Runde ist, so sendet ihre Kugel A, bevor sie schließlich ausstribt, alle ihre Energie und ihre Prinzipe in ein neutrales Centrum latenter Kraft, in ein Layacentrum, und beseelt damit einen neuen Kern von undifferenzierter Substanz oder Materie, d. h. ruft ihn zu Aktivität und giebt ihm Leben. Nehmen wir an, ein solcher Prozeß habe in der lunaren Planetenkette stattgefunden; nehmen wir noch des Beweises halber an – obwohl die unten citierte Theorie Herrn Darwins in letzter Zeit umgestürzt worden ist, wenn auch die Thatsache noch keine Bekräftigung durch mathematischen Kalkül erfahren hat – dass der Mond viel älter ist als die Erde. Man stelle sich die sechs Mitgloben des Mondes vor – Äonen früher, bevor der erste von unsern sieben Globen evolviert worden war – genau in derselben gegenseitigen Lage, wie sie die Mitgloben unserer Kette jetzt in Bezug auf unserer Erde einnehmen. [23]

Es wird nunmehr leicht sein, sich weiter vorzustellen, dass Kugel A der Mondkette Kugel A der Erdkette beseelt und – stirbt; daß die nächste Kugel B der ersten ihre Energie Kugel B der neuen Kette zusendet; daß sodann Kugel C der lunaren ihre Tochtersphäre C der terristrischen Kette erzeugt; daß dann der Mond (unser Satellit) in die niedrigste Kugel unserer Planetenkette – Kugel D, unsere Erde – all sein Leben, seine Energie und seine Kräfte ausströmt; und nachdem er sie in ein neues Centrum übertragen hat, thatsächlich ein toter Planet wird, in welchem seit der Geburt unseres Globus die Rotation nahezu aufgehört hat.

Der Mond ist unleugbar der Satellit unserer Erde; aber das entkräftet nicht die Theorie, daß er der Erde alles bis auf seinen Leichnam gegeben hat. Damit sich Darwins Theorie bewähre, mußten außer der bereits umgestürzten Hypothese andere noch ungereimtere Spekulationen ersonnen werden. Der Mond, heißt es, hat sich nahezu sechsmal schneller abgekühlt als die Erde. [24] „Wenn die Erde 14 000 000 Jahre alt ist, seit ihrer Verkrustung, so isst der Mond nur elf und zwei drittel Millionen Jahre alt seit diesem Zustand . . . „etc.  Und wenn unser Mond einfach von unserer Erde weggespritzt ist, warum kann keine ähnliche Schlussfolgerung für die Monde der andern Planeten aufgestellt werden? Die Astronomen „wissen es nicht“. Warum sollen Venus und Merkur keine Trabanten haben, und wodurch wurden sie, wenn sie existieren, gebildet? Die Astronomen wissen es nicht, weil, sagen wir, die Wissenschaft nur einen Schlüssel besitzt, um die Geheimnisse der Natur zu eröffnen – den Schlüssel der Materie; während die occulte Philosophie sieben Schlüssel hat und das erklärt, was die Wissenschaft zu sehen verfehlt. Merkur und Venus haben keine Satelliten, aber sie hatten „Eltern“ geradeso wie die Erde.
Beide sind viel älter als die Erde, und bevor die letztere ihre siebente Runde erreicht, wird ihre Mutter, der Mond, sich in dünne Luft aufgelöst haben, wie es mit den Monden der andern Planeten geschehen ist, oder nicht geschehen ist, je nachdem, da es Planeten giebt, die mehrere Monde haben – wieder ein Rätsel, das kein Ödipus der Astronomie gelöst hat.

Der Mond ist jetzt der erkaltete, übriggebliebene Rest, der Schatten, der dem neuen Körper nachgezogen wird, in welchen seine lebenden Kräfte und Prinzipien übergeleitet worden sind. Er ist verdammt, durch lange Zeitalter immer die Erde zu verfolgen, von seinem Sprossen angezogen zu werden und ihn anzuziehen. Beständig vampirisiert von seinem Kind, rächt er sich dadurch an ihm, dass er es durch und durch mit dem verderblichen, unsichtbaren und vergifteten Einflusse durchtränkt, der von der occulten Seite seiner Natur ausstrahlt. Denn er ist ein toter, aber doch ein lebender Körper. Die Teilchen seines zerfallenden Körpers sind voll aktiven und destruktiven Lebens, obwohl der Körper, den sie gebildet hatten, seelenlos und leblos ist. Daher sind seine Ausstrahlungen gleichzeitig wohlthätig und verderbenbringend – ein Umstand, der seine Parallele auf Erden darin findet, dass Gras und Pflanzen nirgends saftiger und üppiger sind, als auf Gräbern, während zu gleicher Zeit die Grabfeld- oder Leichenausdünstungen tötlich wirken. Und gleich allen Ghûls oder Vampiren ist der Mond der Freund der Zauberer und der Feind der Unbedachtsamen. Von den Urvorzeiten der thessalischen Hexen bis zu einigen der gegenwärtigen Tântrikas von Bengalen waren seine Natur und Eigenschaften einem jeden Occultisten bekannt, aber sind dem Physiker ein verschlossenes Buch geblieben.

Also ist der Mond vom astronomischen, geologischen und physikalischen Standpunkt aus. Was seine metaphysische und psychische Natur anbelangt, so muß dieselbe in diesem Werke ebenso ein occultes Geheimnis bleiben, wie sie es in dem Esoteric Buddhism betiteltem Buche geblieben ist, trotz der daselbst etwas sanguinisch aufgestellten Behauptung: „es ist jetzt nicht mehr viel Mysteriöses übrig gelassen in dem Rätsel der achten Sphäre“. [25] Es sind das in der That Gegenstände, „bezüglich derer die Adepten sehr zurückhaltend in ihren Mitteilungen an uninitiierte Schüler sind“, und nachdem sie obendrein niemals irgendwelche darüber publizierte Spekulationen sanktioniert oder gestattet haben, so ist es um so besser, je weniger darüber gesagt wird.

Doch mag es, ohne den verbotenen Boden der „achten Sphäre“ zu betreten, von Nutzen sein, einige ergänzende Thatsachen betreffs der Ex-Monaden der Mondkette – der „lunaren Ahnen“ – festzustellen, da diese eine führende Rolle in der folgenden Anthropogenesis spielen. Dies bringt uns geradenwegs auf die siebenfältige Konstitution des Menschen; und da vor kurzem einige Diskussion über die beste zu adoptierende Klassifikation für die Einteilung der mikrokosmischen Wesenheit entstanden ist, werden hier zwei Systeme beigefügt mit der Absicht, die Vergleichung zu erleichtern. Die unten beigefügte kurze Abhandlung stammt aus der Feder des Herrn T. Subba Row, eines gelehrten Vedântisten. Er zieht die brahmanische Einteilung des Râja Yoga vor, und von einem metaphysischen Gesichtspunkt aus ist er in vollem Recht. Da es aber eine Frage einfacher Wahl und Zweckmäßigkeit ist, so halten wir uns in diesem Werke an die altehrwürdige Klassifikation der transhimâlayischen „Esoterischen Arhatschule“. Die folgende Tabelle und ihr erklärender Text sind ein Abdruck aus dem Theosophist, und sind auch in Five Years of Theosophy [26] enthalten.


[23] Siehe, in Geheimbuddhismus, „die Konstitution des Menschen“ und die „Planetenkette“.

[24] Winchells World-Life.

[25] P. 113 (5te Auflage).

[26] pp. 185-6.