Schüler des Occultismus zwangen ihre Gehirne zur wildesten Spekulationsarbeit. Eine beträchtliche Zeit hindurch versuchten sie, den Ödipus zu übertrumpfen und die beiden Behauptungen in Übereinstimmung zu bringen.
Und da die Meister schweigend blieben wie die steinerne Sphinx selbst, wo wurden sie der „Inkonsequenz“, des „Widerspruchs“ und der „Diskrepanz“ beschuldigt. Aber sie ließen einfach die Spekulationen ihren Fortgang haben, in der Absicht, eine Lektion zu erteilen, die das westliche Denken gewaltig braucht. In ihrem Dünkel und Anmaßung, und in ihrer Gewohnheit, jede metaphysische Idee und Bezeichnung zu materialisieren, ohne irgendwelchen Spielraum für östliche Metapher oder Allegorie zu gestatten, hatten die Orientalisten Wirrwarr aus der indischen exoterischen Philosophie gemacht, und das Gleiche thaten nun mit Bezug auf esoterische Lehren die Theosophen. Es ist einleuchtend, daß die letzteren bis heute gänzlich verfehlten, die Bedeutung des Ausdruckes „Fünft- und Sechstrunder“ zu verstehen. Aber sie ist einfach folgende: jede Runde bewirkt eine neue Entwicklung, und sogar einen vollständigen Wechsel in der intellektuellen, psychischen, geistigen und physischen Konstitution des Menschen; alle diese Prinzipien entwickeln sich nach einer beständig ansteigenden Stufenleiter.
Daraus folgt, daß jene Personen, die, wie Confucius und Plato, psychisch, intellektuell und geistig den höheren Ebenen der Evolution angehörten, in unserer vierten Runde so waren wie der durchschnittliche Mensch in der fünften Runde sein wird, deren Menschheit dazu bestimmt ist, sich auf dieser Stufenleiter der Entwicklung unermesslich höher zu befinden, als unsere derzeitige Menschheit ist. Ähnlich war Gautama Buddha – die inkarnierte Weisheit – noch höher und größer als alle die Menschen, die wir als sogenannte „Fünftrunder“ erwähnt haben, und so werden Buddha und Shankarâchârya allegorisch als „Sechstrunder“ bezeichnet. Somit ist wiederum verborgene Weisheit in der Bemerkung, die damals als „ausweichend“ bezeichnet wurde, - „ein paar Regentropfen machen noch keinen Monsun, obwohl sie ihn verkünden“.
Und nun wird die Wahrheit von folgender Bemerkung, in Esoteric Buddhism, ganz augenscheinlich sein:

Es ist unmöglich, die verwickelten Thatsachen einer gänzlich fremden Wissenschaft, wenn sie dem ungeübten Verstande zum ersten Male vorgelegt werden, mit all ihren eigentümlichen Einschränkungen . . .  und regelwidrigen Entwickelungen vorzubringen . . . .  Wir müssen uns begnügen, vorerst die allgemeinen Regeln zu fassen und von den Ausnahmen später zu handeln, und insbesondere ist das der Fall bei einem Studium, bei dem die mit ihm in Zusammenhang stehenden, allgemein befolgten traditionellen Lehrmethoden darnach sterben, jede neue Idee dem Gedächtnisse durch Hervorrufung von Verwirrung einzuprägen, der zum Schlusse abgeholfen wird.

Da der Verfasser dieser Bemerkung selbst, wie er sagt, ein „ungeübter Verstand“ für den Occultismus war, so führten ihn seine eigenen Schlüsse, und seine bessere Bekanntheit mit den modernen astronomischen Spekulationen als mit den archaischen Lehren ganz naturgemäß und ihm selbst unbewußt dahin, einige Mißverständnisse mehr von Einzelheiten als von irgend einer „allgemeinen Regel“ zu begehen. Ein solches soll nun betrachtet werden.
Es ist eine Kleinigkeit, doch ist es darnach angethan, manchen Anfänger zu falschen Vorstellungen zu verleiten. Da aber die missverstandenen Gedanken der früheren Auflagen in den Anmerkungen zur fünften Auflage verbessert wurden, so kann die sechste durchgesehen und vervollkommnet sein. Es waren verschiedene Gründe für solche Mißverständnisse. Sie waren veranlaßt durch die Zwangslage, in der sich die Lehrer befanden, Antworten geben zu müssen, die dann als „ausweichend“ angesehen wurden, nachdem die Fragen zu hartnäckig gestellt wurden, als daß man sie hätte unbeachtet lassen können, während sie andererseits nur teilweise beantwortet werden konnten. Trotz dieser Lage wurde das Geständnis, daß „ein halber Laib besser ist als gar kein Brot“ nur zu oft mißverstanden, und schwerlich so gewürdigt, wie es hätte geschehen sollen. Ein Resultat davon war, dass manchmal seitens der europäischen Laienchelas willkürlichen Spekulationen gehuldigt wurde. Unter diesen waren das „Geheimnis der achten Sphäre“ in ihrer Beziehung zum Mond, und die irrtümliche Behauptung, dass zwei der oberen Globen der Erdkette zwei von unseren wohlbekannten Planeten seien: „außer der Erde . . .  giebt es nur zwei andere Welten unserer Kette, welche sichtbar sind . . . .  Mars und Merkur . . . .“ [30]


[30] Esoteric Buddhism, p. 136.