Zum Schlusse müssen wir, um diese Abschweifung
bezüglich verschiedener, aber unumgänglicher, Missverständnisse zum Abschluß
zu bringen, uns auf eine Behauptung in Esoteric Buddhism beziehen,
die einen sehr verhängnisvollen Eindruck auf die Ansichten vieler Theosophen
hervorgebracht hat. Ein unglücklicher Satz aus dem eben erwähnten Werke
wird beständig vorgebracht, um den Materialismus der Lehre zu beweisen.
Der Verfasser sagt in Bezug auf den Fortschritt der Organismen auf den
Globen:
Das Mineralreich wird nicht
mehr das Pflanzenreich entwickeln . . . als die Erde fähig war, den Menschen
aus den Affen zu entwickeln, bevor sie einen Impuls empfing.
[46]
Ob dieser Satz den Gedanken des Verfassers
buchstäblich wiedergiebt, oder ob er einfach, wie wir es glauben, ein
lapsus calami ist, mag eine offene Frage bleiben.
Wir haben wirklich mit Verwunderung die Thatsache wahrgenommen, daß Esoteric
Buddhism von einigen Theosophen so wenig verstanden wurde, daß sie
durch ihn zu dem Glauben verführt wurden, daß er durchaus die darwinistische
Evolution unterstütze, und insbesondere die Theorie von der Abstammung
des Menschen von einem pithekoiden Ahnen. So schreibt ein Mitglied: „Ich
vermute, daß sie bemerken, daß dreiviertel der Theosophen und selbst der
Außenstehenden sich einbilden, daß, soweit die Evolution des Menschen
in Betracht kommt, Darwinismus und Theosophie sich küssen.“ Nichts von
der Art wurde jemals gedacht, noch ist, soweit wir wissen, irgend welche
große Berechtigung dazu in Esoteric Buddhism.
Es wurde wiederholt festgestellt, daß die Evolution, wie sie von Manu
und Kapila gelehrt wurde, die Grundlage der modernen Lehren war; aber
weder Occultismus noch Theosophie haben jemals die wilden Theorien der
heutigen Darwinisten verfochten – am allerwenigsten die Abstammung des
Menschen vom Affen. Hierüber später mehr! Aber man hat bloß Seite 47 des
genannten Werkes aufzuschlagen, um den Satz zu finden:
Der Mensch gehört einem Reiche an, das von dem der Tiere scharf
getrennt ist.
Es ist sehr sonderbar, daß mit einem so klaren
und unzweideutigen Ausspruche vor sich irgend ein aufmerksamer Schüler
hätte irregeführt werden sollen, wenn er nicht geneigt ist, den Verfasser
eines groben Widerspruches zu beschuldigen.
Jede Runde wiederholt das Entwicklungswerk der vorhergehenden Runde auf
einer höheren Stufe. Mit der Ausnahme einiger höherer Anthropoiden, wie
bereits erwähnt, ist das monadische Einströmen, oder die innere Evolution,
abgeschlossen – bis wieder zum nächsten Manvantara. Es kann nie zu oft
wiederholt werden, daß die vollentwickelten menschlichen Monaden zuerst
verabschiedet sein müssen, bevor die neue Ernte von Kandidaten auf dieser
Kugel zum Beginne des nächsten Cyklus erscheint. Somit ist hier eine Ruhepause;
und das ist der Grund, warum, während der vierten Runde, der Mensch auf
der Erde früher erscheint als irgend eine Tierschöpfung, wie beschrieben
werden wird.
Aber es wird noch betont, dass der Verfasser von Esoteric Buddhism
ununterbrochen „Darwinismus gepredigt“ habe. Gewisse Stellen scheinen
zweifellos diese Vermutung zu unterstützen. Außerdem sind die Occultisten
selber bereit, der darwinischen Hypothese teilweise Richtigkeit
zuzugestehen in späteren Einzelnheiten, in Nebengesetzen der Evolution,
und nach dem Wegmittelpunkt der vierten Rasse. Von dem, was stattgefunden
hat, kann die Naturwissenschaft in Wirklichkeit nichts wissen, denn solche
Dinge liegen gänzlich außerhalb der Sphäre ihrer Untersuchungen. Hingegen
haben die Occultisten niemals zugegeben, noch werden sie jemals zugeben,
daß der Mensch ein Affe in dieser oder irgend einer anderen Runde
war; oder dass er jemals trotz aller möglichen „Affenartigkeit“ einer
gewesen sein könne. Dies wird von ebenderselben Autorität bezeugt, von
der der Verfasser von Esoteric Buddhism seine Mitteilungen erhalten
hatte.
So für jene, die den Occultisten folgende Zeilen aus dem obengenannten
Buche entgegenhalten:
Es genügt zu zeigen, daß wir uns einen Lebensimpuls, welcher
mineralische Formen hervorbringt, als von derselben Art von Impulsen,
wie den, der das Emporheben einer Rasse von Affen zu einer Rasse von
rudimentären Menschen veranlaßt, ebenso vernünftigerweise vorstellen
können – und müssen, wenn wir überhaupt über diese Dinge reden wollen.
Jenen, die diese Stelle als ein Zeichen von
„entschiedenem Darwinismus“ vorbringen, antworten die Occultisten mit
einem Hinweis auf die Erklärung des Meisters, des Lehrers von Herrn Sinnett,
welche diesen Zeilen widersprechen, wenn sie in dem Sinne, den man ihnen
beilegt, geschrieben wären. Eine Kopie dieses Briefes wurde der Schreiberin,
zugleich mit anderen, vor zwei Jahren (1886) gesendet, mit für Anführung
in der Geheimlehre bestimmten beigefügten Randbemerkungen. Er beginnt
mit einer Betrachtung über die Schwierigkeiten, die der westliche Schüler
erfährt, wenn er einige früher mitgeteilte Thatsachen mit der Evolution
des Menschen aus den animalischen, d. i. aus den mineralischen,
vegetabilischen und animalischen Reichen in Übereinstimmung zu bringen
versucht, und rät dem Schüler, sich an die Lehre von der Analogie und
den Entsprechungen zu halten. Dann berührt er das Mysterium, daß die Devas,
und selbst Götter, durch Zustände hindurchzugehen haben, die gemäß Übereinkunft
als „Immetallisation, Inherbation, Inzoonisation und endlich Inkarnation“
bezeichnet wurden, und erklärt dies durch die Andeutung der Notwendigkeit
von Fehlern selbst in den ätherischen Rassen des Dhyân Chohans. In Bezug
hierauf sagt er:
„Diese ‚Fehler’ sind zuweit vorgeschritten und vergeistigt, als dass
sie gewaltsam aus der Dhyân Chohanschaft in den Wirbel einer neuen ursprünglichen
Evolution durch die niederen Reiche zurückgeworfen werden könnten
. . . .“
Hierauf wird nur ein Wink gegeben über das Geheimnis, das in der Allegorie
von den gefallenen Asuras enthalten ist, welcher im zweiten Bande weiter
ausgeführt und erklärt werden wird. Wenn Karma sie auf der Stufe der menschlichen
Evolution erreicht hat:
„Werden sie es bis auf den letzten Tropfen aus der bitteren Schale
der Wiedervergeltung zu trinken haben. Dann werden sie eine aktive Kraft
und vermischen sich mit den Elementalen, den vorgeschrittenen Wesenheiten
des rein animalischen Reiches, um nach und nach den vollen Typus der Menschheit
zu entwickeln.“
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