Es ist eine allgemeine Überlieferung, dass
vor dem physiologischen „Fall“ die Fortpflanzung der Art, sowohl der menschlichen
wie der tierischen, durch den Willen der Schöpfer oder ihrer Nachkommenschaft
stattfand. Dies war der Fall des Geistes in die Zeugung, nicht der Fall
des sterblichen Menschen. Es wurde bereits festgestellt, daß der Geist,
um selbstbewusst zu werden, durch jeden Daseinscyklus hindurchgehen muß,
was seinen Kulminationspunkt auf Erden im Menschen findet. Geist an sich
ist eine unbewußte negative Abstraktion. Seine Reinheit ist ihm
wesentlich innewohnend, nicht durch Verdienst erworben; daher ist es ,
wie bereits gezeigt, (um der höchste Dhyân-Chohan werden zu können) für
jedes Ego notwendig, volles Selbstbewußtsein als ein menschliches, d.
i. bewußtes Wesen, das für uns im Menschen zusammengefaßt erscheint,
zu erlangen. Die jüdischen Kabbalisten, welche urteilen, daß kein Geist
der göttlichen Hierarchie angehören kann, wenn nicht Ruach (Geist) mit
Nephesh (lebender Seele), vereinigt ist, wiederholen bloß die östliche
esoterische Lehre: Nach der symbolischen Lehre wurde der Geist aus einem einfachen Ausführungsorgane Gottes in einem entwickelten und entwickelnden Wirken zu einem wollenden Wesen, und er fiel, indem er seinen eigenen Willen an Stelle des göttlichen Wunsches beachtete. Daher sind das Reich und Gebiet der Geister und des geistigen Handelns, welche aus dem Geisteswillen strömen und dessen Erzeugnis sind, außerhalb und im Gegensatze und Widerspruche mit dem Reiche der Seelen und des göttlichen Handelns. [51] Soweit ganz gut; aber was meint der Verfasser mit dem folgenden: Als der Mensch erschaffen wurde, da war er menschlich in seiner Konstitution, mit menschlichen Neigungen, menschlichen Hoffnungen und Bestrebungen. Aus diesem Zustande fiel er – in den viehischen und wilden. Dies steht im direkten Gegensatze zu unserer östlichen Lehre und selbst zur kabbalistischen Auffassung, soweit wir sie verstehen, und zur Bibel selbst. Es sieht aus wie mit Materialismus und Substantialismus gefärbte positive Philosophie, obwohl es ziemlich schwierig ist, über die Meinung des Verfassers sich vollkommen sicher zu fühlen. Ein Fall jedoch „aus dem natürlichen in das übernatürliche und das tierische“ – übernatürlich dies Mal in der Bedeutung von rein geistig – schließt das in sich, was wir andeuten. Das neue Testament spricht von einem dieser „Kämpfe“ wie folgt: Und es erhob sich ein Streit im Himmel: Michael und seine Engel stritten mit dem Drachen, und der Drache stritt und sein Engel, und siegeten nicht, auch ward ihre Stätte nicht mehr gefunden im Himmel. Und es ward ausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt der Teufel und Satanas, der die ganze Welt verführet. [52] Die kabbalistische Wiedergabe derselben Geschichte findet sich im Codex Nazaraeus, der heiligen Schrift der Nazarener, der wirklich mystischen Christen Johannes des Täufers, und der Initiierten des Christos. Bahak Zivo, dem „Vater der Genien“, wird aufgetragen, die Geschöpfe zu bilden – zu „schaffen“. Da er aber „den Orkus nicht kennt“, so misslingt ihm das, und er ruft Fetahil, einen noch reineren Geist, zu Hilfe, der es noch schlechter macht. Dies ist eine Wiederholung des Fehlers der „Väter“, der Herren des Lichtes, die einer nach dem andern fehlen. [53] [51] p. 235. [52] Offenb., XII. 7-9. [53] Siehe Band II, Vers 17. |