Die Geburt der Himmelskörper im Raume wird verglichen mit einer Pilgerschar beim Feste der Feuer. Sieben Asketen erscheinen an der Schwelle des Tempels mit sieben brennenden Weihrauchkerzen. An der Flamme derselben entzündet die erste Reihe der Pilger ihre Weihrauchfackeln. Hierauf beginnt jeder Asket seine Kerze um seinen Kopf in der Luft herumzuwirbeln und versieht die übrigen mit Feuer.
So ist es auch mit den Himmelskörpern.
Ein Layacentrum wird durch die Feuer eines anderen „Pilgers“ entzündet und zum Leben erweckt, worauf das neue „Centrum“ in den Raum hinauseilt und ein Komet wird. Erst wenn er seine Geschwindigkeit und damit seinen feurigen Schweif verliert, läßt sich der feurige Drache zu ruhigem und stetigem Leben nieder, als ordentlicher respektabler Bürger der himmlischen Familie. Daher heißt es:

Geboren in den unergründlichen Tiefen des Raumes aus dem homogenen Element, die Weltseele genannt, beginnt jeder Kern kosmischer Materie, wie er plötzlich ins Dasein hinausgestoßen wird, sein Leben unter den feindlichsten Umständen. Durch eine zahllose Reihe von Zeitaltern hat er sich einen Platz in den Unendlichkeiten zu erkämpfen. Er kreist rundumher, zwischen dichteren und bereits gefestigten Körpern, er bewegt sich ruckweise, drängt nach einem bestimmten Punkt oder einem Centrum, von dem er angezogen wird, und versucht gleich einem Schiffe, das in ein mit Riffen und blinden Klippen übersäetes Fahrwasser gezogen wird, andere Körper zu vermeiden, die ihn der Reihe nach anziehen oder abstoßen. Viele gehen zu Gunde, indem ihre Masse durch stärkere Massen aufgelöst wird, und zwar, wenn sie in ein System getragen werden, hauptsächlich in den unersättlichen Mägen der verschiedenen Sonnen. Jene, die sich langsamer bewegen und in eine elliptische Bahn gedrängt werden, sind zu früherer oder späterer Vernichtung verurteilt. Andere, die sich in parabolischen Bahnen bewegen, entgehen wegen ihrer Geschwindigkeit gewöhnlich der Zerstörung.

Einige besonders kritische Leser werden vielleicht denken, daß diese Lehre, daß alle Himmelskörper durch den kometarischen Zustand hindurchgehen müssen, in Widerspruch stehe mit der soeben gemachten Behauptung, daß der Mond die Mutter der Erde ist. Sie werden vielleicht wähnen, es sei Intuition nötig, um beides miteinander in Einklang zu bringen. Aber in Wahrheit ist keine Intuition notwendig. Was weiß die Wissenschaft von den Kometen, ihrer Entstehung, ihrem Wachstum, und ihrem schließlichen Verhalten? Nichts – absolut nichts! Und was liegt so Unmögliches darin, daß ein Layacentrum – ein Klumpen kosmischen Protoplasmas, homogen und latent – wenn es plötzlich belebt oder angefeuert wird, aus seinem Bette im Raume fortrast und durch die unergründlichen Tiefen dahinwirbelt, um seinen homogenen Organismus durch eine Anhäufung und Aufnahme differenzierter Elemente zu verstärken? Und warum soll ein solcher Komet sich nicht seßhaft machen, leben, und zum bewohnten Balle werden?

Der Wohnungen Fohats sind viele“ – heißt es. „Er stellt seine vier feurigen (elektropositiven) Söhne in die vier Kreise;“ diese Kreise sind der Äquator, die Ekliptik, und die zwei Parallelkreise in Deklination oder die Wendekreise, über deren Klimata die vier mystischen Wesen als Herrscher gesetzt sind. Dann weiter: „Andere Sieben (Söhne) sind beauftragt, über die sieben heißen, und die sieben kalten Lokas (die Höllen der orthodoxen Brâhmanen) an den beiden Spitzen des Eies der Materie (unserer Erde und ihrer Pole) zu herrschen.“ Diese sieben Lokas heißen anderwärts die „Ringe“ oder die „Kreise“. Die Alten zählten sieben Polarkreise, anstatt zwei, wie die Europäer thun; denn es heißt, daß zum Berge Meru, welcher der Nordpol ist sieben goldene und sieben silberne Stufen hinführen.

Die sonderbaren Behauptungen in einer der Strophen, daß „die Gesänge des Fohat und seiner Söhne STRAHLEND waren wie die Mittagssonne in Verbindung mit dem Mond“ und daß die Vier Söhne, auf dem mittleren vierfachen Kreise, „ihres Vaters Gesänge SAHEN und seinen sonnig-mondigen Glanz HÖRTEN“, werden im Kommentar mit folgenden Worten erklärt: „Die Bewegung der fohatischen Kräfte an den zwei kühlen Enden (Nord- und Südpol) der Erde, die einen vielfarbigen Strahlenglanz des Nachts zur Folge hat, besitzt verschiedene Eigenschaften von Âkâsha (Ether), Farbe ebenso gut wie Ton.“

„Ton ist das Charakteristikon von Âkâsha (Ether): er erzeugt Luft, deren Eigenschaft Berührung ist; welche (durch Reibung) Farbe und Licht erzeugt.“ [78]
Das Obige wird vielleicht für archaischen Unsinn gehalten werden, aber der Leser wird es besser verstehen, wenn er sich an die Nord- und Südlichter erinnert, welche genau an den Centren der erdelektrischen und erdmagnetischen Kräfte auftreten. Es heißt, daß die zwei Pole die Speicher, die Behälter und zugleich Ausscheidestellen der kosmischen und irdischen Lebenskraft (Elektricität) sind, durch deren Übermaß die Erde, wenn sie diese beiden natürlichen Sicherheitsventile nicht hätte, schon längst in Stücke zersprengt worden wäre. Gleichzeitig existiert eine Theorie, die neuerdings zum Axiom geworden ist, daß die Erscheinung der Polarlichter von starken Tönen, wie pfeifen, zischen und knacken, begleitet ist und dieselben verursacht. Siehe in Prof. Humboldts Werken über Nordlicht, und seinen Briefwechsel in Bezug auf die strittige Frage.


[78] Vishnu Purâna.