STROPHE VI. – Schluß.

7. MACHE DEINE BERECHNUNGEN, LANOO, WENN DU DAS WAHRE ALTER DEINES KLEINEN RADES [79] ERFAHREN WILLST. DIE VIERTE SPEICHE DESSELBEN IST UNSERE MUTTER [80] (a). ERLANGE DIE VIERTE FRUCHT AUF DEM VIERTEN WEGE DER ERKENNTNIS DIE ZUM NIRVÂNA FÜHRT; DANN WIRST DU VERSTEHEN, DENN DU WIRST SEHEN (b) . . .

(a) Das „kleinere Rad“ ist unsere Kette von Sphären, und die „vierte Speiche“ ist unsere Erde, die vierte in der Kette. Sie ist eine von jenen, auf die der „heiße (positive) Atem der Sonne“ einen direkten Einfluß hat.
Die sieben fundamentalen Umwandlungen der Globen oder himmlischen Sphären, oder vielmehr die der Stoffteilchen, aus denen sie zusammengesetzt sind, werden wie folgt beschrieben: 1. homogen; 2. luftförmig und strahlend – gasartig; 3. flockig (nebelartig); 4. atomistisch, etherisch – Beginn von Bewegung, daher von Differentiation; 5. keimartig, feurig – differentiiert, aber bloß aus den Keimen der Elemente in ihren ersten Zuständen zusammengesetzt, von welchen Zuständen sie nach ihrer vollständigen Entwicklung auf unserer Erde ihrer sieben haben; (6) vierfältig, dampfartig – die zukünftige Erde; (7) kalt – und wegen des Bezuges von Leben und Licht von der Sonne abhängig.
Dieses Alter zu berechnen, wie der Schüler in dieser Strophe aufgefordert wird, ist jedoch ziemlich schwierig, da uns die Zahlen des großen Kalpas nicht gegeben sind, und uns nicht erlaubt ist, die unserer kleineren Yugas zu veröffentlichen, ausgenommen ihre näherungsweise Dauer. „Die älteren Räder drehten sich eine Ewigkeit und eine halbe Ewigkeit“, heißt es. Wir wissen, daß unter „Ewigkeit“ der siebente Teil von 311 040 000 000 000 Jahren, oder eines Zeitalters Brahmâs verstanden ist. Aber was damit weiter? Wir wissen auch, um einen Anfang zu machen, daß wir, wenn wir obige Zahl als unsere Grundlage annehmen, vor allem von den 100 Jahren des Brahmâ, oder den 311 040 000 000 000 Jahren, zwei Jahre auszuscheiden haben, die von den Sandhyâs (Dämmerungen) eingenommen werden, wonach 98 bleiben, da wir diese auf die mystische Kombination 14x7 zu bringen haben. Aber wir haben keine Kenntnis davon, an welchem genauen Zeitpunkt die Entwicklung und Bildung unserer kleinen Erde begann. Daher ist es unmöglich, ihr Alter zu berechnen, wenn uns nicht die Zeit ihrer Geburt gegeben ist – welche uns die Lehrer insoweit zu geben sich weigern. Am Schlusse dieses Bandes und in Band II werden jedoch einige chronologische Andeutungen gegeben werden. Wir müssen uns weiter daran erinnern, daß sich das Gesetz der Analogie ebenso gut bei den Welten, als beim Menschen bewährt; und daß, ebenso wie „die Eins (Gottheit) wird Zwei (Deva oder Engel), und Zwei wird Drei (oder Mensch),“ etc., uns auch gelehrt wird, daß die Flocken (der Weltstoff) zu Wanderern (Kometen) werden; diese werden zu Sternen; und die Sterne (die Centren der Wirbel) zu unserer Sonne und unseren Planeten – um es kurz zu sagen.
Dies kann nicht so unwissenschaftlich sein, nachdem Descartes ebenfalls glaubte, daß „die Planeten sich um ihre Achsen drehen, weil sie einstmals leuchtende Sterne, die Centren von Wirbeln waren.“
(b)  Es werden in den exoterischen Werken vier Grade der Initiation aufgezählt, die im Sanskrit der Reihe nach als Srotâpanna, Sakridâgâmin, Anâgâmin und Arhan bekannt sind; die vier Pfade zu Nirvâna, in dieser unserer vierten Runde, tragen dieselben Bezeichnungen. Der Arhan ist, obwohl er Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft sehen kann, doch nicht der höchste initiierte; denn der Adept selbst, der initiierte Kandidat, wird zum Chelâ (Schüler) eines höheren Initiierten. Noch drei höhere Grade muß der Arhan erringen, der den Gipfel der Leiter der Arhatschaft erreichen will. Es existieren solche, welche ihn in dieser unserer fünften Rasse erklommen haben, aber die zur Erlangung dieser höheren Grade notwendigen Fähigkeiten werden im gewöhnlichen Asketen erst am Ende dieser Wurzelrasse, und in der sechsten und siebenten, vollständig entwickelt sein. So wird es immer Initiierte und Profane geben bis zum Ende dieses kleineren Manvantara, des gegenwärtigen Lebenscyklus. Die Arhats des „Feuernebels“, von der siebenten Sprosse, sind bloß eine Staffel von der Wurzelbasis ihrer Hierarchie, der höchsten auf Erden und unserer irdischen Kette. Diese „Wurzelbasis“ hat einen Namen, der in unsere Sprache nur mittelst verschiedener zusammengesetzter Worte übersetzt werden kann – der „ewig – lebende – menschliche – Feigenbaum“. Diese „wunderbare Wesen“ senkte sich herab aus einer „hohen Region“, so sagen sie, im ersten Teil des dritten Zeitalters, vor der Trennung der Geschlechter in der dritten Rasse.
Diese dritte Rasse wird manchmal kollektiv die „Söhne des passiven Yoga“ genannt, d. h. sie wurde unbewußt von der zweiten Rasse hervorgebracht, von welcher man, da sie intellektuell unthätig war, annimmt, daß sie beständig in eine Art leerer oder abstrakter Contemplation versunken war, wie es die Bedingungen des Yogazustandes erfordern. In dem ersten oder früheren Teile des Daseins dieser dritten Rasse, als sie noch in ihrem Zustande von Reinheit war, erzeugten die „Söhne der Weisheit“, welche, wie wir sehen werden, in dieser Wurzelrasse sich inkarnierten, mittelst Kriyâshakti eine Nachkommenschaft, welche die „Söhne von Ad“ oder vom „Feuernebel“, die „Söhne von Willen und Yoga“ etc. genannt wurde. Sie war eine bewußte Hervorbringung, da ein Teil der Rasse bereits mit dem göttlichen Funken geistiger, höherer Intelligenz beseelt war. Diese Nachkommenschaft war keine Rasse. Sie war zuerst ein wunderbares Wesen, genannt der „Initiator“ und nach ihm die Gruppe halb-göttlicher und halb-menschlicher Wesen. „Bei Seite gesetzt“ in der archaischen Genesis für gewisse Zwecke waren sie jene, von denen es heißt, daß die höchsten Dhyânis – „Munis und Rishis aus früheren Manvantaras“ – sich in ihnen inkarniert hatten, um die Pflanzschule für zukünftige menschliche Adepten zu bilden, auf dieser Erde und während des gegenwärtigen Cyklus. Diese „Söhne von Willen und Yoga“ waren so zu sagen auf unbefleckte Art geboren und blieben, wie erklärt, gänzlich getrennt von der übrigen Menschheit.
Das eben erwähnte „Wesen“, welches namenlos bleiben muß, ist der Baum, von dem sich in späteren Zeitaltern alle großen historisch bekannten Weisen und Hierophanten, wie der Rishi Kapila, Hermes, Enoch, Orpheus u.s.w. abgezweigt haben. Als objektiver Mensch ist er die geheimnisvolle (für den Profanen – die immer unsichtbare, aber immer gegenwärtige) Persönlichkeit, über die im Osten zahlreiche Legenden existieren, besonders unter den Occultisten und den Schülern der heiligen Wissenschaft. Er ist es, der die Form wechselt, aber immer derselbe bleibt. Und er ist es auch wiederum, der die geistige Herrschaft über alle initiierten Adepten der ganzen Welt inne hat. Er ist, wie gesagt, der „Namenlose Eine“, der so viele Namen hat, und dessen Namen und wahre Natur trotzdem unbekannt sind. Er ist der „Initiator“, genannt das „GROSSE OPFER“. Denn an der Schwelle des LICHTES sitzend, blickt er in dasselbe aus dem Kreise der Dunkelheit, den er nicht überschreiten will; noch will er seinen Posten verlassen vor dem letzten Tage dieses Lebenscyklus. Warum bleibt der einsame Wächter auf seinem selbsterwählten Posten? Warum sitzt er an der Quelle der ursprünglichen Weisheit, von der er nicht länger mehr trinkt, weil er nichts zu lernen hat, das er nicht wüsste – fürwahr, weder auf dieser Erde noch in ihrem Himmel? Weil die einsamen Pilger mit wunden Füßen, auf ihrer Rückreise in ihre Heimat, bis zum letzten Augenblick niemals sicher sind, ihren Weg nicht zu verlieren, in dieser grenzenlosen Wüste von Illusion und Materie, genannt das Erdenleben. Weil er gerne einem jeden Gefangenen, dem es gelungen ist, sich von den Banden des Fleisches und der Illusion zu befreien, den Weg zeigen möchte zu jener Region der Freiheit und des Lichtes, aus der er sich selbst freiwillig verbannt hat. Weil er, kurz gesagt, sich selbst zum Wohle der Menschheit geopfert hat, obwohl nur wenige Auserwählte Vorteil ziehen könne aus dem GROSSEN OPFER.
Unter der unmittelbaren, stillen Leitung dieses MAHÂ-GURU wurden alle anderen weniger göttlichen Lehrer und Unterweiser des Menschengeschlechts vom ersten Erwachen des menschlichen Bewusstseins an die Führer der ersten Menschheit. Durch diese „Söhne Gottes“ erlernte die kindliche Menschheit ihre ersten begriffe von allen Künsten und Wissenschaften, sowie von der geistigen Erkenntnis; und sie sind es, die den ersten Grundstein gelegt haben für alten Civilisationen, die unsere moderne Generation von Schülern und Gelehrten in so traurige Verlegenheit versetzen.


[79] Kette.

[80] Erde.