Um mindestens eine Einzelheit bezüglich dieser geheimnisvollen „Söhne Gottes“ in klaren Worten mitzuteilen: die hohen Dvijas, die initiierten Brâhmanen des Altertums behaupteten von diesen Brahmaputras abzustammen, während der moderne Brâhmane die niederen Kasten buchstäblich daran glauben lassen möchte, daß sie (die Brâhmanen) unmittelbar aus dem Munde Brahmâs hervorgegangen seien. So ist die esoterische Lehre; und sie fügt noch hinzu, dass, obwohl jene (selbstverständlich geistigen) Nachkommen der „Söhne von Willen und Yoga“ mit der Zeit in entgegengesetzte Geschlechter geteilt wurden, ebenso wie später auch ihre „Kriyâshakti“ Vorfahren, daß doch ihre entarteten Nachkommen bis zum heutigen Tage Verehrung und Achtung für die Zeugungshandlung bewahrt haben und sie noch immer im Lichte einer religiösen Ceremonie betrachten, während die civilisierten Nationen sie für eine rein tierische Funktion halten.
Man vergleiche die westlichen Anschauungen und Übung in Bezug auf diese Dinge mit den Anordnungen Manus betreffend die Gesetze für den Grihastha und das eheliche Leben.
Der wahre Brâhmane ist somit thatsächlich der, „dessen sieben Vorväter den Saft der Mondpflanze (Soma) getrunken haben“, und der ein „Trisuparna“ ist, da er das Geheimnis der Veden verstanden hat.

Und bis zum heutigen Tage wissen solche Brâhmanen, daß während der ersten Anfänge dieser Rasse die geistigen Ideen derselben ohne allen Zusammenhang mit ihrer körperlichen Umgebung waren, weil der psychische und physische Intellekt schlummerten und das Bewußtsein noch nicht entwickelt war; daß der göttliche Mensch in seiner tierischen – wenn auch äußerlich menschlichen – Form wohnte; daß, wenn Instinkt in ihm war, kein Selbstbewußtsein kam, um die Finsternis des latenten fünften Prinzipes zu erhellen. Als die Herren der Weisheit, durch das Gesetz der Evolution getrieben, in ihm den Funken des Bewußtseins versenkten, so war die erste Regung, welche dieser zu Leben und Thätigkeit erweckte, ein Gefühl der Solidarität, des Einsseins mit seinen geistigen Schöpfern. Wie die erste Regung des Kindes seiner Mutter und Ernährerin gilt, so neigten sich die ersten Bestrebungen des erwachenden Bewußtseins im ursprünglichen Menschen jenen zu, deren Elemente er in sich selbst fühlte, und welche doch draußen und von ihm unabhängig waren. Aus diesem Gefühle entsprang Hingebung, und wurde zur ersten und vornehmsten Triebkraft in seiner Natur; denn sie ist die einzige, welche in seinem Herzen natürlich und ihm angeboren ist, und die wir ebenso im menschlichen Kindchen wie im tierischen Jungen finden. Dieses Gefühl unbezähmbarer naturtriebartiger Sehnsucht im Urmenschen beschreibt herrlich, um man kann sagen intuitiv, Carlyle, indem er ausruft:

Das große antike Herz – wie gleicht es dem eines Kindes in seiner Einfalt, wie dem eines Mannes in seiner ernsten Erhabenheit und Tiefe! Der Himmel ruht über ihm, wo immer er geht oder steht auf Erden, und macht ihm die ganze Erde zu einem mystischen Tempel und jedes irdische Geschäft zu einer Art von Gottesdienst. Flüchtige Schimmer heller Kreaturen blitzen im Sonnenschein des Alltags; Engel schweben noch und tragen Gottes Botschaften unter die Menschen . . . . . Staunen und Wunder umgeben den Menschen; er lebt in einem Element des Wunders. [85] . . . . .  Ein großes Gesetz der Pflicht, hoch wie diese zwei Unendlichkeiten (Himmel und Hölle), das alles andere als nichtig erscheinen ließ, das alles andere vernichtete – es war eine Wirklichkeit, und ist noch immer eine: nur die Umkleidung ist tot, sein Wesen lebt durch alle Zeiten und durch alle Ewigkeit!

Es lebt unbestreitbar, und hat mit all seiner unausrottbaren Stärke und Kraft in dem Herzen des asiatischen Âriers, unmittelbar von der dritten Rasse her, durch deren erste aus der Seele geborenen Söhne, die Früchte von Kriyâshakti geregelt. Während die Zeit dahinrollte, brachte die heilige Kaste der Initiierten, zwar selten, von Zeitalter zu Zeitalter, solche vollkommene Geschöpfe hervor; innerlich abgesonderte Wesen, obwohl äußerlich dieselben, wie jene, welche sie hervorbrachten.
Es war in der Kindheit der dritten ursprünglichen Rasse:

Und ein Geschöpf erhabenerer Art,
Es fehlte noch, und ward daher geplant,

Bewußt im Denken, umfangreicherer Brust,
Geformt zum Herrn der ganzen andern Welt.

Es wurde ins Dasein gerufen als ein bereiter und vollkommener Träger der sich inkarnierenden Bewohner höherer Sphären, die fortan in diesen Formen ihren Aufenthalt nahmen, geboren vom geistigen Willen und der natürlichen göttlichen Kraft im Menschen. Es war ein Kind des reinen Geistes, in seinem Gemüte ohne irgendwelche färbende Beimischung eines irdischen Elementes. Nur sein Körpergebäude gehörte der Zeit und dem Leben an, denn es nahm seine Intelligenz unmittelbar von oben. Es war der lebendige Baum der göttlichen Weisheit, und kann daher dem Weltenbaume der nordischen Legenden verglichen werden, der nicht welken und sterben kann, bevor die letzte Schlacht des Lebens geschlagen ist, während seine Wurzeln die ganze Zeit von dem Drachen Nîdhöggr benagt wird. Denn ebenso wurde auch der Körper des ersten und heiligen Sohnes von Kriyâshakti vom Zahne der Zeit benagt, während die Wurzeln seines inneren Wesens für immer unverwelklich und stark blieben, weil sie im Himmel wuchsen und sich ausbreiteten, und nicht auf Erden. Er war der erste der Ersten, und er war der Same aller anderen. Es gab andere Söhne der Kriyâshakti, die durch eine zweite geistige Anstrengung hervorgebracht wurden, aber der erste blieb bis zu diesem Tage der Same der göttlichen Erkenntnis, der Eine und höchste unter den irdischen „Söhnen der Weisheit“. Über diesen Gegenstand können wir nicht mehr sagen, außer daß wir hinzufügen, daß es in jedem Zeitalter – ja sogar in dem unsern – große Intellekte gegeben hat, die das Problem richtig verstanden haben.


[85] Das, was für den Blick des ursprünglichen Menschen natürlich war, ist erst für uns zum Wunder geworden; und das, was für ihn ein Wunder war, könnte niemals in unserer Sprache ausgedrückt werden.