Nichtsdestoweniger hat es eine Zeit gegeben, zu der die ganze Welt „einer Sprache und einer Erkenntnis“ war, und der Mensch mehr von seinem Ursprunge wußte, als er jetzt weiß; und so wußte er auch, daß Sonne und Mond, eine so wichtige Rolle sie auch in der Zusammensetzung, dem Wachstum und der Entwicklung des menschlichen Körpers spielen, doch nicht die unmittelbaren veranlassenden Urheber seiner Erscheinungen auf Erden waren; denn diese Urheber sind in Wahrheit die lebendigen und intelligenten Kräfte, die von den Occultisten Dhyân Chohans genannt werden.

In Bezug hierauf sagt uns ein sehr gelehrter Bewunderer der jüdischen Esoterik:

Die Kabalah sagt ausdrücklich, daß Elohim eine „allgemeine Abstraktion“ ist; das, was wir in der Mathematik einen konstanten Koeffizienten“ oder eine „allgemeine Funktion“ nennen, welche in jede Konstruktion eingeht, welche nicht partikulär ist; das ist, nach dem allgemeinen Verhältnis von 1 zu 31415, den (Astro-Dhyânischen und) Elohistischen Ziffern.

Hierauf antwortet der östliche Occultist: Ganz recht! sie sind eine Abstraktion für unsere körperlichen Sinne. Für unsere geistigen Wahrnehmungen jedoch und für unser inneres geistiges Auge sind die Elohim oder Dhyânis nicht mehr eine Abstraktion, als unsere Seele und unser Geist eine solche für uns sind. Verwirf das eine und du verwirfst das andere, denn das, was die überlebende Wesenheit in uns ist, ist teilweise die unmittelbare Ausstrahlung derselben und ist teilweise jene himmlischen Wesenheiten selbst. Eins ist sicher: die Juden waren vollkommen vertraut mit Zauberei und verschiedenen verderblichen Kräften; aber mit Ausnahme einiger ihrer großen Propheten und Seher, wie Daniel und Ezechiel – Enoch gehörte als ein generischer Charakter einer weit entfernten Rasse und überhaupt keiner besonderen Nation, sondern einer jeden an – wußten sie nur wenig von dem wirklichen, göttlichen Occultismus, noch wollten sie sich damit beschäftigen; ihr Nationalcharakter war von allem abgewendet, was nicht unmittelbare Bedeutung für ihre eigenen volklichen, stammlichen und individuellen Vorteile hatte – Zeugen dafür sind ihre eigenen Propheten, und die Flüche, welche dieselben gegen die „hartnäckige Rasse“ donnerten. Aber selbst die Kabalah zeigt klar die unmittelbare Beziehung zwischen den Sephiroth oder Elohim und den Menschen.
Wenn es daher für uns erwiesen sein wird, daß die kabbalistische Identifikation von Jehovah mit Binah, einer weiblichen Sephira, noch eine andere, eine subocculte Bedeutung hat, dann und erst dann werden die Occultisten bereit sein, die Palme der Vollendung an den Kabbalisten abzutreten. Bis dahin erklären wir, nachdem Jehovah in dem abstrakten Sinne eines „einen lebendigen Gottes“ eine einzeln stehende Zahl, eine metaphysische Erdichtung ist, und eine Wirklichkeit nur dann, wenn er an seinen richtigen Platz als eine Emanation und eine Sephira gestellt wird – daß wir ein Recht haben, zu behaupten, daß der Zohar, wie es zum mindesten das Buch der Zahlen beweist, ursprünglich, bevor die christlichen Kabbalisten ihn entstellt hatten, dieselbe Lehre verkündigte, und noch verkündigt, wie wir; das heißt, er läßt den Menschen nicht aus einem himmlischen Menschen emanieren, sondern aus einer siebenfältigen Gruppe von himmlischen Menschen oder Engeln, geradeso wie in Pymander, dem göttlichen Gedanken.

STROPHE VII. – Fortsetzung.

3.  WENN DIE EINS ZUR ZWEI WIRD, DANN ERSCHEINT DIE DREIHEIT (a), UND DIE DREI SIND [30] EINS; UND DIES IST UNSER FADEN, O LANOO, DAS HERZ DER MENSCHENPFLANZE, SAPTAPARNA GENANNT (b).

(a)  „Wenn die Eins zur Zwei wird, dann erscheint die Dreiheit“: nämlich wenn das Eine Ewige seinen Wiederschein in die Region der Manifestation herabsenkt, so differenziert dieser Wiederschein, der Strahl, das Wasser des Raumes; oder in den Worten des Totenbuches: „Das Chaos hört auf, durch das Aufblitzen des Strahles des Urlichtes, das die gänzliche Finsternis zerstreut mit Hilfe der großen magischen Kraft des Wortes der (centralen) Sonne.“ Das Chaos wird männlich-weiblich, und Wasser, vom Lichte ausgebrütet, und das dreifältige Wesen geht hervor als sein „Erstgeborenes“. „Ra (oder Osiris-Ptah) erschafft seine eigenen Glieder (wie Brahmâ), indem er die Götter erschafft, die bestimmt sind, seine Phasen zu personifizieren“, während des Cyklus. [31] Der ägyptische Ra, der aus der Tiefe hervortritt, ist die göttliche Universalseele in ihrem manifestierten Aspekt, und dasselbe ist Nârâyana, der Purusha, „verborgen im Âkâsha und gegenwärtig im Ether“.

Dies ist die metaphysische Erklärung, und bezieht sich auf die Uranfänge der Evolution, oder, wie wir lieber sagen möchten, der Theogonie. Die Bedeutung der Strophe, wenn sie von einem anderen Standpunkt in ihrer Beziehung zu dem Geheimnis des Menschen und seines Ursprungs erklärt wird, ist noch schwerer zu verstehen. Um sich eine klare Vorstellung von dem zu machen, was unter der Eins, die zur Zwei wird, und dann in die Dreiheit verwandelt wird, zu verstehen ist, muß sich der Schüler mit dem, was wir Runden nennen, vollständig vertraut machen. Wenn er auf Esoteric Buddhism – den ersten Versuch, den Umriß der archaischen Kosmogonie annähernd zu skizzieren – zurückgeht, wird er finden, daß unter einer Runde eine reihenweise Entwicklung der entstehenden stofflichen Natur der sieben Kugeln unserer Kette [32] mit ihren mineralischen, pflanzlichen und tierischen Reichen verstanden ist; der Mensch gehört in das letztere und steht an der Spitze desselben, während der ganzen Periode eines Lebenscyklus, wie er von den Brâhmanen als ein „Tag Brahmâs“ bezeichnet würde. Eine Runde ist, kurz gesagt, eine Umdrehung des „Rades“ (unserer Planetenkette), das aus sieben Kugeln besteht, oder aus sieben getrennten „Rädern“, die diesmal in einem anderen Sinne zu verstehen sind. Wenn die Entwicklung hinab in die Materie von Kugel A bis Kugel G sich bewegt hat, so ist es eine Runde. In der Mitte des vierten Umlaufes, der unsere gegenwärtige Runde ist, „hat die Evolution den Höhepunkt physischer Entwicklung erreicht, ihr Werk durch den vollkommenen physischen Menschen gekrönt, und von diesem Punkt an beginnt ihr Streben in der Richtung nach dem Geistigen“. All dies bedarf nur geringer Wiederholung, da es in Geheimbuddhismus wohl erklärt ist. Was aber kaum berührt worden ist, und von dem das Wenige, was gesagt worden war, viele irregeführt hat, ist der Ursprung des Menschen, und auf diesen möge jetzt ein etwas helleres Licht geworfen werden, gerade genug, um die Strophe verständlicher zu machen, da der Vorgang vollständig erst an seinem gehörigen Platze, in Band II erklärt werden wird.


[30] Verbunden zur.

[31]   a. a. O., XVII. 4.

[32] Verschiedene feindliche Kritiker geben sich Mühe nachzuweisen, daß in unseren früheren Bänden, in Isis Entschleiert, die sieben Prinzipien des Menschen, oder die siebenfältige Zusammensetzung unserer Kette nicht gelehrt worden seien. Obschon in jenem Werke die Lehre bloß angedeutet werden konnte, so finden sich nichtsdestoweniger verschiedene Stellen, in denen die siebenfältige Zusammensetzung sowohl des Menschen als auch der Kette offen erwähnt wird. Gelegentlich der Besprechung der Elohim (II. 420) heißt es: „Sie bleiben über dem siebenten Himmel (oder der geistigen Welt), denn sie sind es, die nach den Kabbalisten der Reihe nach die sechs stofflichen Welten, oder richtiger Versuche von Welten gebildet hatten, die unserer eigenen vorausgingen, welche, wie sie sagen, die siebente ist.“ Unser Globus ist in dem Diagramm, das die Kette versinnbildlicht, natürlich der siebente und niedrigste; obwohl er, da die Evolution dieser Globen cyklisch geschieht, der vierte auf dem absteigenden Bogen der Materie ist. Und wiederum (II. 367) steht geschrieben: „Nach ägyptischen Begriffen, sowie nach denen aller anderen auf Philosophie begründeten Glauben, war der Mensch nicht bloß . . . eine Vereinigung von Seele und Körper, er war eine Dreiheit, wenn man den Geist hinzufügte. Außerdem ließ ihn diese Lehre bestehen aus . . . Körper, . . . Astralform oder Schatten, . . . Tierseele, . . . höherer Seele, und . . . irdischer Intelligenz . . . (und) einem sechsten Prinzip etc.etc.“ – das siebente ist GEIST. So klar sind diese Prinzipien erwähnt, daß man selbst im Index (II. 683) die „Sechs Prinzipien des Menschen“ findet, indes das siebente, streng genommen die Vereinigung der sechs, und nicht ein Prinzip, sondern ein Strahl des absoluten ALLS ist.