Dies bezieht sich ausschließlich auf unsere elementalen Geister, und hat nichts zu thun mit den planetarischen, siderischen, kosmischen oder interetherischen intelligenten Kräften, oder „Engeln“, wie sie von der römischen Kirche genannt werden. Die jüdischen Kabbalisten, insbesondere die praktischen Occultisten, die sich mit ceremonieller Magie befassten, beschäftigten sich bloß mit den Geistern der Planeten und den sogenannten „Elementalen“. Daher umfasst das Obige bloß einen Teil der esoterischen Lehre.

Die Seele, deren körperliches Vehikel die astrale, etherisch-substanzielle Hülle ist, könnte sterben und der Mensch doch auf Erden leben bleiben. Das will sagen, die Seele könnte sich selbst befreien und das Tabernakel aus verschiedenen Gründen verlassen, wie wegen Wahnsinn, geistiger und physischer Verkommenheit etc. Die Möglichkeit, daß die „Seele“ – das ist das ewige Geistige Ego – in den unsichtbaren Welten weilt, während ihr Körper lebend auf der Erde weiter geht, ist eine hervorragend occulte Lehre, insbesondere in der chinesischen und buddhistischen Philosophie. Es giebt viele seelenlose Menschen unter uns, denn dieses Ereignis findet sowohl in verruchten Materialisten wie in Personen statt, „die in der Heiligkeit fortschreiten und niemals zurückkehren“.

Daher können das, was lebende Menschen (Initiierte) thun können, die Dhyânis, die keinen physischen Körper haben, der sie hindern würde, noch viel besser thun. Dies war der Glaube der Vorsintflutlichen, und wird rasch der der modernen intellektuellen Gesellschaft im „Spiritismus“, ebenso wie in der griechischen und römischen Kirche, die das Überallsein ihrer Engel lehren. Die Zoroastrier betrachteten ihre Amshaspends als duale Wesenheiten (Ferouers), und schreiben diese Dualität – zum mindesten in de esoterischen Philosophie – allen geistigen und unsichtbaren Bewohnern der zahllosen, für unser Auge sichtbaren Welten des Raumes zu. In einer Bemerkung des Damascius (sechstes Jahrhundert) über die chaldäischen Orakel finden wir vorzügliches Beweismaterial für die Universalität dieser Lehre, denn er sagt: „In diesen Orakeln sind die sieben Kosmokratoren der Welt [die Weltpfeiler], die auch von St. Paulus erwähnt werden, doppelt; die eine Reihe ist beauftragt, die oberen Welten, die geistige und die siderische, zu beherrschen, und die andere, die Welten des Stoffes zu leiten und zu überwachen.“ So ist auch die Meinung des Jamblichus, der einen offenbaren Unterschied macht zwischen den Erzengeln und den Archonten. [35]

Das Obige kann natürlich auf die Unterscheidung angewendet werden, welche zwischen den Graden oder Ordnungen der geistigen Wesen gemacht wird, und in diesem Sinne sucht die römisch-katholische Kirche den Unterschied zu interpretieren und zu lehren; denn während die Erzengel nach ihrer Lehre göttlich und heilig sind, brandmarkt sie ihre „Doppelgänger“ als Teufel. Aber das Wort Ferouer ist nicht in diesem Sinne zu verstehen, denn es bedeutet einfach die verkehrte oder die entgegengesetzte Seite eines Attributes oder einer Qualität. Wenn daher der Occultist sagt, dass „Dämon die Umkehrung Gottes ist“ – das Übel die Kehrseite der Münze – so meint er nicht zwei getrennte Wirklichkeiten, sondern zwei Aspekte oder Facetten derselben Einheit. Aber der beste Mensch der Welt würde, Seite an Seite mit einem Erzengel – wie er in der Theologie beschrieben wird – als ein böser Feind erscheinen. Daher ist ein gewisser Grund vorhanden, den niedrigeren „Doppelgänger“ zu missachten, der viel tiefer in die Materie eingetaucht ist, als sein Original. Aber ebenso wenig ist wieder Grund vorhanden, sie als Teufel zu betrachten, und gerade das ist es, was die römischen Katholiken gegen alle Vernunft und Logik behaupten.

Diese Identität des Geistes mit seinem materiellen „Doppelgänger“ – im Menschen ist es umgekehrt – erklärt noch besser die in diesem Werke bereits angedeutete Verwirrung in den Namen und Individualitäten, sowie in den Zahlen, der Rishis und Prajâpatis; insbesondere in jenen des Satya Yuga und der mahâbhâratischen Periode. Sie wirft auch ein weiteres Licht auf die Lehre der Geheimwissenschaft in Bezug auf die Wurzel – und Samen – Manus. Nicht nur diese Stammväter unserer Menschheit, sondern auch ein jedes menschliche Wesen, so wird uns gelehrt, hat sein Vorbild in den geistigen Sphären, welches Vorbild die höchste Wesenheit seines siebenten Prinzipes ist. So werden aus den sieben Manus vierzehn, der Wurzel-Manu ist die erste Ursache, und der Samen-Manu seine Wirkung; und vom Satya Yuga (dem ersten Stadium) bis zur heroischen Periode werden diese Manus oder Rishis einundzwanzig an Zahl.

(b)  Der Schlußsatz dieser Shloka zeigt, wie uralt der Glaube und die Lehre ist, daß der Mensch siebenfältig in seiner Zusammensetzung ist. Der „Faden“ des Seins, der den Menschen belebt, und durch alle seine Persönlichkeiten, oder Wiedergeburten auf dieser Erde, hindurchgeht – eine Anspielung auf den Sûtrâtmâ – der Faden, an welchem obendrein alle seine „Geister“ aufgereiht sind, ist gesponnen aus der Wesenheit der Dreifältigen, der Vierfältigen und der Fünffältigen, welche alle vorhergehenden enthalten. Panchâshikha ist, in Übereinstimmung mit dem Padma Purâna, [36] einer von den sieben Kumâras, welche nach dem Shveta Dvîpa gehen, um Vishnu zu verehren. Wir werden später sehen, welcher Zusammenhang besteht zwischen den „ehelosen“ und keuschen Söhnen des Brahmâ, welche sich weigern, „sich zu vermehren“, und den irdischen Sterblichen. Einstweilen ist es einleuchtend, daß sich somit die „Menschenpflanze Saptaparna“ auf die sieben Prinzipien bezieht, und daß der Mensch mit dieser siebenblättrigen Pflanze verglichen wird, die den Buddhisten so heilig ist. Die ägyptische Allegorie im Totenbuch, die von der „Belohnung der Seele“ handelt, ist ebenso auf unsere Siebenheitslehre hinweisend als poetisch. Dem Verstorbenen wird ein Stück Landes in dem Gefilde von Aanru zugewiesen, wo selbst die Manen, die vergötterten Schatten der Toten, als Ernte dessen, was sie durch ihre Handlungen im Leben gesäet haben, das sieben Ellen hohe Korn einsammeln, welches in einem in sieben und vierzehn Teile geteilten Gebiete wächst. Dieses Korn ist die Nahrung, von der sie leben und gedeihen, oder die sie töten wird in Amenti, in dem Reiche, von dem das Aanrufeld ein Gebiet ist. Denn der Verstorbene wird, wie es in dem Hymnus [37] heißt, darinnen entweder zerstört, oder wird ein reiner Geist für die Ewigkeit, infolge der „siebenmal siebenundsiebzig Leben“, die er auf Erden zugebracht hat oder noch zubringen muß. Die Idee von dem als „Frucht unserer Handlungen“ gereiften Korn ist sehr anschaulich.


[35] De Mysteriis, II. 3.

[36] Asiatic Researches, XI. 99, 100.

[37] Kap. XXXII. 9.