STROPHE VII. – Fortsetzung.

4.  DIE WURZEL IST ES, WELCHE NIE STIRBT, DIE DREIZÜNGIGE FLAMME DER VIER DOCHTE (a) . . . . DIE DOCHTE SIND DIE FUNKEN, WELCHE AUS DER DREIZÜNGIGEN FLAMME, [38] WELCHE DEN SIEBEN ENTSPRINGT, IHRE FLAMME ERHALTEN, DIE STRAHLEN UND FUNKEN VON EINEM MONDE, WELCHE SICH IN DEN FLIEHENDEN WELLEN ALLER FLÜSSE DER ERDE [39] WIEDERSPIEGELN (b).

(a)  Die „dreizüngige Flamme, welche nie stirbt“ ist die unsterbliche geistige Triade, Âtmâ, Buddhi und Manas, oder richtiger die Frucht des letzteren, assimiliert von den beiden ersteren nach jedem irdischen Leben. Die „vier Dochte“, welche ausgehen und verlöscht werden, sind die Vierheit, die vier niedern Prinzipien, einschließlich des Körpers.

„Ich bin die dreidochtige Flamme und meine Dochte sind unsterblich,“ sagt der Verstorbene. „Ich gehe ein in den Bereich von Sekhem [des Gottes, dessen Hand den von der entkörperten Seele hervorgebrachten Samen der Handlung aussäet], und ich gehe ein in die Region der Flammen, welche ihre Widersacher vernichtet haben [d. h. von den Sünde erzeugenden Vier Dochten frei geworden sind].“ [40]
„Die dreizüngige Flamme der vier Dochte“ entspricht den vier Einheiten und den drei Zweiheiten des sephirothischen Baumes.
(b)  Ebenso wie Milliarden heller Funken auf den Wassern eines Oceans tanzen, über dem einer und derselbe Mond scheint, so funkeln und tanzen unsere vergänglichen Persönlichkeiten – die täuschenden Hüllen des unsterblichen monadischen Egos – auf den Wogen der Mâyâ. Sie erscheinen und dauern, ebenso wie die Tausenden der von den Mondstrahlen hervorgebrachten Funken so lange als die Königin der Nacht ihren Glanz auf die „fliehenden Wellen“ des Lebens ausstrahlt, durch die Periode eines Manvantara; und dann verschwinden sie, und bloß die „Strahlen“ – die Symbole unserer ewigen Geistigen Egos – bleiben lebendig, wieder versenkt in ihre mütterliche Quelle und, wie sie es zuvor waren, mit derselben eins.

STROPHE VII. – Fortsetzung.

5. DER FUNKE HÄNGT VON DER FLAMME AN DEM FEINSTEN FADEN VON FOHAT HERAB. ER DURCHWANDERT DIE SIEBEN WELTEN DER MÂYÂ (a). ER HÄLT IN DER ERSTEN [41] AN UND IST EIN METALL UND EIN STEIN; ER WANDERT IN DIE ZWEITE [42] UND SIEHE – ER IST EINE PFLANZE; DIE PFLANZE WIRBELT DURCH SIEBEN VERÄNDERUNGEN UND WIRD EIN GEWEIHTES TIER [43] (b).
VON DEN VEREINIGTEN EIGENSCHAFTEN DIESER WIRD MANU, [44] DER DENKER GEBILDET.
WER BILDET IHN? – DIE SIEBEN LEBEN UND DAS EINE LEBEN (c). WER VOLLENDET IHN? – DER FÜNFFACHE LHA. UND WER VOLLENDET DEN SCHLIESSLICHEN KÖRPER? – FISCH, SÜNDE UND SOMA [45] (d).

(a)  Die Phrase „durch die sieben Welten der Mâyâ“ bezieht sich hier auf die sieben Globen der Planetenkette und auf die sieben Runden, oder die neunundvierzig Stationen aktiver Existenz, die vor dem „Funken“ oder der Monade am Beginne eines jeden großen Lebenscyklus oder Manvantara liegen. Der „Faden von Fohat“ ist der oben erwähnte Faden des Lebens.
Es bezieht sich das auf das größte Problem der Philosophie – auf die physische und substanzielle Natur des Lebens, dessen unabhängige Natur von der modernen Wissenschaft geleugnet wird, weil diese Wissenschaft unfähig ist, sie zu verstehen. Bloß die Anhänger der Reinkarnationslehre und die Karmagläubigen nehmen einigermaßen wahr, dass das ganze Geheimnis des Lebens in der ununterbrochenen Reihe seiner Offenbarungen liegt, einerlei ob diese innerhalb oder getrennt vom physischen Körper vor sich gehen. Denn selbst wenn:

Leben, dem Dom vielfärb’gen Glases gleich,
Trübet den weißen Glanz der Ewigkeit –

so bildet es doch selbst einen wesentlichen Bestandteil dieser Ewigkeit; denn das Leben allein kann das Leben verstehen.


[38] Ihrer oberen Dreiheit.

[39] Bhûmi oder Prithivî.

[40] Totenbuch, I. 7. Vergl. auch Mysteries of Rostan.

[41] Im ersten Reiche.

[42] Im zweiten Reiche.

[43] Der erste Schatten des körperlichen Menschen.

[44] Mensch.

[45] Mond.