Was ist diese „Funke“, der „von der Flamme herabhängt“? Es ist Jîva, die Monade in Verbindung mit Manas, oder vielmehr dessen Duft – das, was von jeder Persönlichkeit, falls sie verdienstvoll ist, übrig bleibt, und hängt von Âtmâ-Buddhi, der Flamme, an dem Faden des Lebens herab. Auf welche Art auch die Interpretation geschieht, und in welche Zahl von Prinzipien das menschliche Wesen auch eingeteilt wird, es kann leicht gezeigt werden, daß diese Lehre von allen alten Religionen bestätigt wird, von der vedischen bis zur ägyptischen, von der zoroastrischen bis zur jüdischen. Was die letztere anbelangt, so liefern die kabbalistischen Werke reichlichen Beweis für diese Behauptung. Das ganze System der kabbalistischen Zahlen beruht auf der göttlichen Siebenheit, die von der Dreiheit herabhängt, und so die Zehnheit bildet, und deren Permutationen 7, 5, 4 und 3, welche schließlich alle in die Eins selbst versinken; ein end- und schrankenloser Kreis.
Wie der Zohar sagt;

Die Gottheit (die ewig unsichtbare Gegenwart) offenbart sich durch die zehn Sephiroth, welche ihre hervorstrahlenden Zeugen sind. Die Gottheit gleicht dem Meere, welches einen Strom ausfließen läßt, genant Weisheit, dessen Wasser in einen See fallen, welcher Intelligenz genannt wird. Aus dem Becken gehen gleich sieben Kanälen die sieben Sephiroth hervor . . . .  Denn zehn ist gleich sieben: die Zehnheit enthält vier Einheiten und drei Zweiheiten.

Die zehn Sephiroth entsprechen den Gliedern des Menschen.

Als ich (die Elohim) den Adam Kadmon bildete, da schoß der Geist des Ewigen aus seinem Körper, wie ein Wetterleuchten, das zugleich auf den Wogen der sieben Millionen Himmel aufleuchtete, und meine zehn Glanzgestalten waren seine Glieder.

Aber weder das Haupt noch die Schultern von Adam Kadmon können gesehen werden; daher lesen wir in der Siphra Dtzenioutha, dem „Buche des verborgenen Geheimnisses“:

Im Anbeginne der Zeit, nachdem die Elohim (die „Söhne des Lichtes und Lebens“, oder die Bauleute) aus der ewigen Wesenheit die Himmel und die Erde gestaltet hatten, bildeten sie die Welten zu je sechsen.

Die siebente ist Malkuth, welche unsere Erde [46] auf ihrer Ebene, und die niedrigste auf allen andern Ebenen bewußter Existenz ist. Das chaldäische Buch der Zahlen enthält eine ins einzelne gehende Erklärung von allem diesen.

Die erste Dreiheit des Körpers von Adam Kadmon (die drei oberen Ebenen der sieben) [47] kann nicht gesehen werden, bevor die Seele in der Gegenwart des Alten der Tage steht.

Die Sephiroth dieser oberen Dreiheit sind: „1. Kether (die Krone), dargestellt durch die Stirn des Makroprosopus; 2. Chokmah (Weisheit, ein männliches Prinzip), durch seine rechte Schulter; und 3. Binah (Intelligenz, ein weibliches Prinzip), durch seine linke Schulter.“ Dann kommen die sieben Glieder oder Sephiroth auf den Ebenen der Manifestation; die Gesamtheit dieser vier Ebenen wird dargestellt durch Mikroprosopus, das kleinere Gesicht, oder Tetragrammaton, das „vierbuchstabige“ Geheimnis. „Die sieben geoffenbarten und die drei verborgenen Glieder sind der Körper der Gottheit.“
Somit ist unsere Erde, Malkuth, sowohl die siebente als auch die vierte Welt; ersteres, wenn man von der ersten Kugel oben an zählt, letzteres, wenn nach Ebenen gezählt. Sie wird erzeugt von der sechsten Kugel oder Sephira, genannt Yezud, „Grundlegung“, oder, wie es im Buche der Zahlen heißt, „durch Yezud befruchtet Er (Adam Kadmon) die ursprüngliche Heva (Eva oder unsere Erde).“
In mystischer Sprache wiedergegeben, ist dies die Erklärung, warum Malkuth, genannt die untere Mutter, Matrone, Königin, und das Reich der Grundlegung, als die Braut des Tetragrammaton, oder Mikroprosopus (des zweiten Logos), des himmlischen Menschen, dargestellt wird. Wenn  sie von aller Unreinheit befreit ist, wird sie mit dem geistigen Logos vereint werden, d. i. in der siebenten Rasse der siebenten Runde – nach der Wiedergeburt, am Tage des „Sabbath.“ Denn der „siebente Tag“ hat wiederum eine occulte Bedeutung, von der sich unsere Theologen nichts träumen lassen.

Wenn Matronitha, die Mutter, getrennt und Angesicht zu Angesicht vor den König gebracht wird, in der Vollkommenheit des Sabbath, so werden alle Dinge ein Körper. [48]

„Ein Körper werden“ bedeutet, daß Alles wieder einmal in das Eine Element wiederaufgesaugt wird, wobei die Geister der Menschen zu Nirvânîs, und die Elemente von allem andern vom neuen das werden, was sie früher waren – Protyle oder undifferenzierte Substanz. „Sabbath“ bedeutet Ruhe, oder Nirvâna. Er ist nicht der „siebente Tag“ nach sechs Tagen, sondern eine Periode, deren Dauer jener der sieben „Tage“ gleichkommt, oder irgend einer Periode, die aus sieben Teilen besteht. So ist ein Pralaya an Dauer einem Manvantara gleich, oder eine Nacht Brahmâs ist gleich einem Tage von ihm. Wenn die Christen die jüdischen Gebräuche befolgen wollen, so sollten sie deren Geist und nicht deren toten Buchstaben aufnehmen. Sie sollten eine Woche von sieben Tagen arbeiten, und sieben Tage ruhen. Daß das Wort „Sabbath“ eine mystische Bedeutung hatte, ergiebt sich aus der Verachtung, die Jesus dem Sabbathtage erzeigte, und aus dem in Lucas [49] gesagten. Sabbath wird dort für die ganze Woche genommen. Siehe den griechischen Text, wo die Woche „Sabbath“ genannt wird. Buchstäblich heißt es: „Ich faste zweimal im Sabbath.“ Paulus, ein Initiierter, wußte das wohl, als er die ewige Ruhe und Seligkeit im Himmel als Sabbath bezeichnete: [50] „und ihre Seligkeit wird ewig sein, denn sie werden immer (eins) mit dem Herrn sein, und eine ewigen Sabbath genießen.“ [51]


[46] Siehe Codex Mantuanus.

[47] Die Bildung der „lebendigen Seele“ oder des Menschen würde die Idee klarer wiedergeben. Eine „lebendige Seele“ ist eine andere Bezeichnung des Menschen in der Bibel. Dies sind unsere sieben „Prinzipien“.

[48] Ha Idra Zuta Kadisha, XXII. 746.

[49] XVIII. 12.

[50] Hebräer, IV.

[51] Cruden, unter diesem Wort.