Der Unterschied zwischen der Kabalah und der archaischen
Esoterischen Vidyâ – wenn man die Kabalah so nimmt, wie sie in dem chaldäischen
Buch der Zahlen enthalten ist, nicht wie sie in der jetzt entstellten
Kopie, der Kabalah der christlichen Mystiker, verballhornt ist
– ist thatsächlich sehr gering, und beschränkt sich auf unbedeutende
Abweichungen in Form und Ausdruck. So bezeichnet der östliche Occultismus
unsere Erde als die vierte Welt, als die niedrigste der Kette,
über der auf beiden Kurven die sechs Globen emporlaufen, drei auf jeder
Seite. Der Zohar hinwiederum nennt die Erde die untere, oder die siebente,
und fügt hinzu, daß von den sechsen alle Dinge, die in ihr (dem Mikroprosopus)
sind, abhängen. Das „kleinere Gesicht (kleiner, weil es geoffenbart
und endlich ist) ist gebildet von sechs Sephiroth“, sagt dasselbe
Werk. „Sieben Könige kommen und sterben in der dreimal-zerstörten
Welt (Malkuth, unserer Erde, die nach einer jeden der drei Runden,
die sie bereits durchlaufen hat, zerstört worden ist). Und ihr Reich
(das der sieben Könige) wird zertrümmert werden.“
[52] Dies bezieht sich auf die sieben Rassen, von denen
fünf bereits aufgetreten sind, und zwei weitere noch in
dieser Runde zu erscheinen haben.
Die allegorischen Sinto-Berichte über Kosmogonie und den Ursprung der Menschen deuten denselben Glauben in Japan an. Kapitän C. Pfoundes, welcher die den verschiedenen Sekten des Landes zugrundeliegende Religion durch nahezu neun Jahre in den Klöstern Japans studiert hat, sagt: Die Sintovorstellung von der Schöpfung ist folgende: Aus dem Chaos (Konton) wurde die Erde (In) als Ablagerung niedergeschlagen, während die Himmel (Yo) die ätherischen Wesenheiten waren, welche emporstiegen: der Mensch (Jin) erschien zwischen beiden. Der erste Mensch wurde Kuni-to ko tatchino-mikoto genannt, und fünf andere Namen wurden ihm gegeben, und dann erschien die menschliche Rasse, männlich und weiblich. Isanagi und Isanami erzeugten Tenshoko doijin, den ersten der fünf Götter der Erde. Diese „Götter“ sind einfach unsere fünf Rassen, Isanagi und Isanami sind die zwei Arten von „Vorfahren“, die zwei vorhergehenden Rassen, welche den tierischen und den vernünftigen Menschen hervorbringen. Im zweiten Bande wird gezeigt werden, daß die Zahl sieben, sowie
die Lehre von der siebenfältigen Zusammensetzung des Menschen in allen
geheimen Systemen hervorragend auftrat. Sie spielt eine ebenso wichtige
Rolle in der westlichen Kabalah wie im östlichen Occultismus. Eliphas
Lêvi nennt die Zahl sieben „den Schlüssel zur mosaischen Schöpfung
und den Symbolen einer jeden Religion.“ Er zeigt, daß die Kabalah
getreulich selbst die siebenfältige Einteilung des Menschen einhält,
denn das Diagramm, das er in seiner Clef des Grands Mystêres [53] giebt, ist siebenfältig. Das
kann man auf einen Blick sehen, wie geschickt auch der richtige Gedanke
verschleiert ist. Man braucht auch bloß das Diagramm: die „Bildung
der Seele“ in Mathers’ Kabbalah Unveiled,
[54] aus dem oben erwähnten Werke des Lêvi, anzusehen,
um dasselbe zu finden, wenn auch mit einer anderen Auslegung. DIAGRAMM IV. Lêvi nennt Nephesh das, was wir Manas nennen, und umgekehrt. Nephesh ist der Atem des (tierischen) Lebens im Menschen – der Atem des Lebens, instinktmäßig im Tiere; und Manas ist die dritte Seele – die menschliche nach ihrer lichten Seite und die tierische in ihrem Zusammenhang mit Samael oder Kâma. Nephesh ist thatsächlich der „Atem des (tierischen) Lebens“, der Adam, dem Menschen aus Staub, eingeblasen ward; er ist folglich der Lebensfunke, das beseelende Element. Ohne Manas, der „vernünftig urteilenden Seele“ oder dem Gemüte, welches in Lêvis Diagramm mit Unrecht Nephesh genannt wird, ist Âtma-Buddhi auf dieser Ebene unvernünftig und kann nicht wirken. Buddhi ist der plastische Mittler; nicht Manas, das intelligente Medium zwischen der oberen Dreiheit und der niederen Vierheit. Aber es finden sich viele solche seltsame und merkwürdige Umbildungen in den kabbalistischen Werken – ein überzeugender Beweis dafür, daß diese Litteratur in einen argen Wirrwarr geraten ist. Wir berücksichtigen ihre Einteilung nicht, ausgenommen in diesem besonderen Falle in der Absicht, die übereinstimmenden Punkte aufzuweisen. [52] Buch der Zahlen, 1. VIII. 3. [53] P. 389. [54] Tafel VII. p. 37. |