(5.) Alles im Weltall, durch alle seine Reiche, ist bewußt: d. h., begabt mit einem Bewußtsein seiner eigenen Art und auf seiner eigenen Wahrnehmungsebene. Wir Menschen müssen uns daran erinnern, daß wir einfach deshalb, weil wir keine Zeichen von Bewusstsein, die wir erkennen könnnen, in, sagen wir, den Steinen wahrnehmen, noch kein Recht haben, zu sagen, daß darin kein Bewußtsein existiert. Es existiert nichts Derartiges wie „tote“ oder „blinde“ Materie, wie es auch kein „blindes“ oder „unbewußtes“ Gesetz giebt. Diese Dinge finden keinen Platz unter den Ideen der occulten Philosophie. Die letztere bleibt niemals bei oberflächlichen Erscheinungen stehen, und für sie haben die noumenalen Wesenheiten mehr Wirklichkeit als ihre objektiven Gegenbilder; worin sie dem Systeme der mittelalterlichen Nominalisten ähnelt, für welche die Universalitäten die Wirklichkeiten waren, und die Partikularitäten nur im Namen und in der menschlichen Einbildung existierten.

(6.) Das Weltall wird von innen nach außen bewegt und geleitet. Wie oben so ist es unten, wie im Himmel so auf Erden; und der Mensch, der Mikrokosmos und das Kleinbild des Makrokosmos, ist der lebendige Zeuge für dieses universale Gesetz und für die Art seines Wirkens. Wir sehen, daß jede äußere Bewegung, Handlung, Gebärde, einerlei ob willkürlich oder mechanisch, organisch oder intellektuell, durch inneres Gefühl oder Erregung, Willen oder Wunsch, und Gedanken oder Gemütsbewegung hervorgerufen wird und darauf folgt. Wie keine äußere Bewegung oder Veränderung im normalen Zustande im äußeren Körper des Menschen stattfinden kann, wenn sie nicht durch einen inneren Antrieb, der durch eine der drei genannten Funktionen gegeben ist, hervorgerufen wird, so ist es auch beim äußeren oder geoffenbarten Weltall. Der ganze Kosmos wird von einer nahezu endlosen Reihe von Hierarchieen fühlender Wesen geleitet, gelenkt und belebt, von denen jedes eine Sendung zu erfüllen hat, und welche – einerlei, ob wir ihnen den einen oder den anderen Namen geben, ob wir sie Dhyân Chohans oder Engel nennen – „Sendboten“ sind bloß in dem Sinne, daß sie die Ausführer der karmischen und kosmischen Gesetze sind. Sie sind in ihren einzelnen Abstufungen von Bewußtsein und Intelligenz unendlich verschieden; und sie alle reine Geister zu nennen, ohne irgendwelche irdische Beimischung, „woran die Zeit zu nagen pflegt“, heißt bloß einer poetischen Phantasie huldigen. Denn jedes von diesen Wesen war entweder ein Mensch oder bereitet sich vor, einer zu werden, wenn nicht in dem gegenwärtigen, so in einem vergangenen oder zukünftigen Manvantara. Sie sind vervollkommnete, wenn nicht anfangende Menschen; und sie unterscheiden sich auf ihren höheren, weniger materiellen Sphären von irdischen menschlichen Wesen bloß darin, daß sie frei sind von dem Gefühle der Persönlichkeit, und von der menschlichen erregbaren Natur – von zwei rein irdischen Eigenschaften. Die ersteren, oder die „vervollkommneten“, sind von diesen Gefühlen frei geworden, weil (a) sie nicht weiter fleischliche Körper haben – ein stets abstumpfendes Gewicht für die Seele; und weil (b) das rein geistige Element ungefesselt und freier gelassen ist, so sind sie weniger von Mâyâ beeinflußt, als ein Mensch jemals sein kann, wenn er nicht ein Adept ist, der seine beiden Persönlichkeiten – die geistige und die körperliche – gänzlich getrennt hält. Die beginnenden Monaden, welche noch niemals irdische Körper gehabt haben, können kein Gefühl von Persönlichkeit oder Ego-ismus haben. Da das, was unter „Persönlichkeit“ verstanden wird, eine Beschränkung und Beziehung ist, oder, wie Coleridge definiert, „Individualität, die in sich selbst existiert, aber mit einer Natur als Grundlage“, so kann das Wort natürlich nicht auf nichtmenschliche Wesen angewendet werden. Aber es ist eine von Generationen von Sehern bestätigte Thatsache, daß keines von diesen Wesen, hoch oder niedrig, Individualität oder Persönlichkeit als getrenntes Wesen besitzt, d. h., es hat keine Individualität in dem Sinne, in welchem der Mensch sagt „ich bin ich und kein anderer“; mit anderen Worten, sie sind sich keiner solchen ausgesprochenen Getrenntheit bewußt, wie sie Menschen und Dinge auf Erden haben. Individualität ist das Charakteristikon ihrer einzelnen Hierarchieen, nicht ihrer Einzelheiten; und diese Charakteristika ändern sich nur mit der Stufe der Ebenen, zu der diese Hierarchieen gehören. Je näher der Region der Homogeneität und des Einen Göttlichen, desto reiner und weniger ausgesprochen ist diese Individualität in der Hierarchie. Sie sind endlich in jeder Hinsicht mit Ausnahme ihrer höheren Prinzipien – der unsterblichen Funken, welche die universale göttliche Flamme reflektieren, und die bloß in den Sphären der Illusion individualisiert und getrennt sind, durch eine Trennung, die ebenso illusorisch ist wie alles übrige. Sie sind „Lebendige“, weil sie die Ströme sind, welche von dem absoluten Leben auf den kosmischen Schirm projiciert sind; Wesen, in welchen das Leben nicht ausgelöscht werden kann, bevor nicht das Feuer der Unwissenheit in jenen erloschen ist, welche diese „Leben“ empfinden. Ins Dasein getreten unter dem belebenden Einflusse des unerschaffenen Strahles, der Widerschein der großen Centralsonne, welche die Ufer des Stromes des Lebens bestrahlt, gehört das innere Prinzip in ihnen den Wassern der Unsterblichkeit an, während sein differenziertes Gewand so vergänglich ist, wie der Körper des Menschen.