Daher hatte Young recht zu sagen

Engel sind Menschen einer höheren Art . . .

und nicht mehr. Sie sind weder „dienende“ noch „schützende“ Engel, noch sind sie die „Boten des Allerhöchsten“; noch weniger die „Sendboten des Zornes“ von irgend einem Gott, den sich die Einbildung des Menschen geschaffen hat. Ihren Schutz anzurufen ist ebenso thöricht, als zu glauben, daß ihre Sympathie durch irgend eine Art von Sühne erlangt werden könne; denn sie sind, ebenso sehr wie der Mensch selbst, die Sklaven und Kreaturen des unveränderlichen karmischen und kosmischen Gesetzes. Der Grund dafür ist einleuchtend. Da sie keine Elemente von Persönlichkeit in ihrem Wesen haben, so können sie auch keine persönlichen Eigenschaften haben, wie solche von den Menschen in den exoterischen Religionen ihrem anthropomorphischen Gotte zugeschrieben werden – einem eifernden und sich abschließenden Gotte, welcher sich freut und zürnt, welcher Wohlgefallen hat an Opfer, und in seiner Eitelkeit mehr despotisch ist als irgend ein endlicher närrischer Mensch. Dem Menschen, als einer Zusammensetzung der Wesenheiten von allen diesen himmlischen Hierarchieen mag es gelingen, sich selbst als solchen in einem Sinn erhaben zu machen über irgend eine Hierarchie oder Klasse, oder selbst über eine Verbindung derselben. „Der Mensch kann sich die Devas weder geneigt machen, noch ihnen befehlen,“ wird gesagt. Aber durch Lähmung seiner niederen Persönlichkeit, wodurch er zur vollen Erkenntnis der Nichtgetrenntheit seines höheren Selbst von dem Einen Absoluten SELBST gelangt, kann der Mensch, selbst während seines irdischen Lebens „einer von uns“ werden. So wird der Mensch dadurch, daß er von der Frucht der Erkenntnis ißt, welche die Unwissenheit vertreibt, gleich einem von den Elohim, oder den Dhyânis; und wenn er einmal auf ihrer Ebene ist, so muß  sich der Geist der Solidarität und vollkommenen Harmonie, welcher in jeder Hierarchie herrscht, über ihn ausbreiten, und ihn in allen Einzelnheiten beschützen.
Die Hauptschwierigkeit, die die Männer der Wissenschaft verhindert, an göttliche sowohl als an Naturgeister zu glauben, ist ihr Materialismus. Das Haupthemmnis für den Spiritisten, das ihn hindert, an dieselben zu glauben, indes er ein blindes Vertrauen in die „Spirits“ der Verstorbenen setzt, ist die allgemeine Unbekanntheit aller – mit Ausnahme einiger Occultisten und Kabbalisten – mit der wahren Wesenheit der Natur und Materie. Auf der Annahme oder Verwerfung der Theorie von der Einheit von Allem in der Natur im Bezug auf eine letzte Wesenheit beruht hauptsächlich der Glaube oder Unglaube an das Dasein uns umgebender anderer bewußter Wesen, abgesehen von den Spirits der Toten. Von dem richtigen Verständnisse der ursprünglichen Evolution der Geist-Materie und ihrer wahren Wesenheit hängt die weitere Aufklärung der Gedanken des Schülers in Bezug auf occulte Kosmogonie ab, und sie allein giebt ihm den richtigen Leitfaden für seine folgenden Studien. Die nüchterne Wahrheit ist, wie soeben gezeigt, die, daß jeder sogenannte „Geist“ entweder ein entkörperter oder ein zukünftiger Mensch ist. Wie vom höchsten Erzengel (Dhyân Chohan) hinab bis zum letzten bewußten Bildner (der niederen Klasse der geistigen Wesenheiten) sie alle Menschen sind, welche vor Äonen in anderen Manvantaras auf dieser oder auf anderen Sphären gelebt haben; so sind die niederen, halbintelligenten und nichtintelligenten Elementale alle zukünftige Menschen. Die Thatsache allein, daß ein solches Wesen ein Mensch gewesen sein und seine Erkenntnis und Intelligenz während des menschlichen Cyklus erlangt haben muß. Es giebt bloß eine unteilbare und unbedingte Allwissenheit und Intelligenz im Universum, und diese zittert durch jedes Atom und jeden kleinsten Punkt des ganzen Kosmos, der ohne Grenzen ist, und den die Leute den Raum nennen, unabhängig betrachtet von allem, was in ihm enthalten ist. Aber die erste Differentiation ihrer Reflexion in der geoffenbarten Welt ist rein geistig, und die in derselben hervorgebrachten Wesen sind mit keinem Bewußtsein begabt, das irgend welche Verwandtschaft mit dem von uns empfundenen hat. Sie können kein menschliches Bewußtsein oder Intelligenz haben, bevor sie ein solches persönlich und individuell erlangt haben. Dies mag geheimnisvoll sein, doch ist es eine Thatsache in der esoterischen Philosophie, und noch dazu eine sehr augenscheinliche.

Die ganze Ordnung in der Natur zeigt eine fortschreitende Bewegung nach einem höheren Leben hin. Es liegt ein Plan in der Wirkung der scheinbar blindesten Kräfte. Der ganze Entwicklungsprozeß mit seinen endlosen Anpassungen ist ein Beweis dafür. Die unveränderlichen Gesetze, welche die schwachen und kraftlosen Arten ausjätet, um Platz für die Starken zu machen, und die das „Überleben des Tauglichsten“ sichern, arbeiten alle, so grausam sie in ihrer unmittelbaren Wirkung sind, nach dem großen Ziele hin. Die Thatsache allein, daß Anpassungen wirklich stattfinden, daß der Tauglichste wirklich überlebt im Kampf ums Dasein, zeigt, daß die sogenannte „unbewußte Natur“ in Wirklichkeit eine Vereinigung von Kräften ist, gehandhabt von halbintelligenten Wesen (Elementalen), geläutert von hohen planetarischen Geistern (Dhyân-Chohans), deren allgemeine Zusammenfassung das geoffenbarte Verbum des ungeoffenbarten Logos bildet, und zu ein und derselben Zeit das Gemüt des Weltalls und sein unveränderliches Gesetz ausmacht. Denn die Natur, in ihrem abstrakten Sinne genommen, kann nicht „unbewußt“ sein, da sie die Ausstrahlung, und somit ein Aspekt auf der geoffenbarten Ebene, des absoluten Bewußtseins ist. Wo ist jener kühne Mensch, der sich vermessen würde, zu leugnen, daß die Vegetation und selbst die Minerale ein Bewußtsein ihrer eigenen Art haben? Alles, was er sagen kann ist, daß dieses Bewußtsein jenseits seines Verständnisses liegt.