Vorwort.
Ein archaisches Manuskript - eine Sammlung von Palmblättern, durch
ein besonderes unbekanntes Verfahren für Wasser, Feuer und Luft undurchdringlich
gemacht - befindet sich vor dem Auge der Schreiberin. Auf der ersten Seite
ist eine fleckenlose weiße Scheibe, auf einem stumpfen, schwarzen
Grunde. Auf der folgenden Seite dieselbe Scheibe, aber mit einem Punkt
in der Mitte. Die erste, so weiß der Schüler, bedeutet den
Kosmos in der Ewigkeit, vor dem Wiedererwachen der noch schlummernden
Energie, der Emanation des Wortes in späteren Systemen. Der Punkt
in der vorher fleckenlosen Scheibe, dem Raume und der Ewigkeit in Pralaya,
bezeichnet das Herandämmern der Differentiation. Er ist der Punkt
in dem Weltenei, dessen Keim zum Universum, zum All, zum schrankenlosen,
periodischen Kosmos werden wird - ein Keim, der periodisch und abwechselnd
latent und aktiv ist. Der eine Kreis ist göttliche Einheit, aus der
alles hervorgeht, in die alles zurückkehrt: Sein Umfang ein gezwungenermaßen
beschränktes Symbol, mit Rücksicht auf die Beschränktheit
des menschlichen Gemütes -bedeutet die abstrakte, immer unerkennbare
GEGENWART und seine Ebene die Universalseele, wenn auch die beiden eins
sind. Daß bloß die Fläche der Scheibe weiß und
der Grund ringsherum schwarz ist, zeigt klar, daß ihre Ebene die
einzige Erkenntnis ist, die, obgleich sie noch undeutlich und nebelhaft
ist, vom Menschen erreicht werden kann. Dies ist die Ebene, auf der die
manvantarischen Manifestationen beginnen, denn diese SEELE ist es, in
der während Pralaya, der göttliche Gedanke1
schlummert, worin der Plan jeder zukünftigen Kosmogenie und Theogenie
verborgen liegt.
1) Es ist schwerlich nötig, den Leser nochmals daran zu erinnern, daß der Ausdruck göttlicher Gedanke ebenso wenig als der vom Universalen Gemüth auch nur beiläufig einen intellektuellen Vorgang, verwandt mit solchen, wie der Mensch sie bietet, darstellt. Das Unbewußte", nach v. Hartmann, gelangte zu dem weiten Schöpfungs- oder vielmehr Evolutionsplan durch eine hellsehende Weisheit, höher als alles Bewußtsein", was in der Vedântasprache absolute Weisheit heißen würde. Nur jene, welche es an sich selbst erfahren, wie hoch Intuition sich über die langsamen Prozesse des schlußweisen Denkens emporschwingt, können sich eine ganz schwache Vorstellung von dieser absoluten Weisheit machen, die die Ideen von Zeit und Raum überschreitet. Gemüt, wie wir es kennen, ist auflösbar in Bewußtseinszustände von verschiedener Dauer, Stärke, Zusammengesetztheit u. s. w., die alle schließlich auf Empfindung beruhen, welche hinwiederum Mâjâ ist. Empfindung setzt hinwiederum notwendigerweise Beschränkung voraus. Der persönliche Gott des orthodoxen Theismus nimmt wahr, denkt und wird durch Gemütsbewegungen beeinflußt; er bereut und fühlt grimmigen Zorn". Aber der Begriff solcher Gemütszustände involviert offenbar das undenkbare Postulat der Externalität der erregenden Reize; nicht zu sprechen von der Unmöglichkeit, Unveränderlichkeit einem Wesen zuzuschreiben, dessen Gemütsbewegungen mit den Ereignissen m den von ihm geleiteten Welten schwanken. Die Vorstellungen von einem persönlichen Gott als unveränderlich und unbegrenzt sind also unpsychologisch und, was schlimmer ist, unphilosophisch. zurück zum Text 2) Plato erweist sich als Initiierten, wenn er in Kratylos
sagt, daß [im Buch nachzulesen] von [im Buch nachzulesen]
sich bewegen", laufen" abgeleitet ist, indem die
ersten Astronomen, welche die Bewegungen der Himmelskörper beobachteten,
die Planeten [im Buch nachzulesen], die Götter, nannten. Später
brachte das Wort einen anderen Ausdruck - [im Buch nachzulesen]
- der Atem Gottes. zurück zum Text |