Vom Anbeginn des Erbteiles des Menschen, von dem ersten Erscheinen der Erbauer der Kugel, auf der er lebt, an, wurde die ungeoffenbarte Gottheit erkannt und betrachtet unter ihrem einzigen philosophischen Aspekt, als universale Bewegung, als der Schauer des schöpferischen Atem in der Natur. Der Occultismus faßt die eine Existenz folgendermaßen zusammen:
Gottheit ist ein geheimes, lebendes (oder sich bewegendes) Feuer, und die ewigen Zeugen dieser ungesehenen Gegenwart sind Licht, Wärme, Feuchtigkeit" - eine Dreiheit, die jede Erscheinung in der Natur in sich schließt und verursacht.1
Intrakosmische Bewegung ist ewig und unaufhörlich; kosmische Bewegung - die sichtbare oder die der Wahrnehmung unterworfene - ist endlich und periodisch. Als eine ewige Abstraktion ist sie das Ewig-­Gegenwärtige; als eine Manifestation, ist sie sowohl in Richtung der Zukunft als in der der Vergangenheit endlich, und die beiden sind das Alpha und Omega der aufeinanderfolgenden Rekonstruktionen. Kosmos - als Ding an sich - hat nichts mit den kausalen Beziehungen der phänomenalen Welt zu thun. Bloß mit Bezug auf die intrakosmische Seele, den idealen Kosmos in dem unveränderlichen göttlichen Gedanken, können wir sagen: „Sie hatte niemals einen Anfang noch wird sie ein Ende haben." Mit Bezug auf ihren Körper oder auf kosmische Organisation kann zwar nicht gesagt werden., es sei ein erstes Weltgebäude gewesen, oder werde je ein letztes geben, doch mag bei jedem neuen Manvantara ihre Organisation als die erste und letzte in ihrer Art betrachtet werden, da sie jedesmal auf einer höheren Ebene ins Dasein tritt . . . .

Vor nur wenigen Jahren wurde gesagt:

„Die Geheimlehre lehrt, ebenso wie Buddhismus und Brâhmanismus, und selbst die Kabbala, daß eine unendliche und unbekannte Wesenheit von aller Ewigkeit her existiert, und in regelmäßiger und harmonischer Aufeinanderfolge entweder passiv oder aktiv ist. In der poetischen Ausdrucksweise des Malau werden diese Zustände die „Tage" und die „Nächte" des Brahmâ genannt. Letzterer ist entweder „wachend" oder „schlafend". Die Svâbhâvikas, oder Philosophen der ältesten Schule des Buddhismus, die noch in Nepaul existiert, spekulieren bloß über den aktiven Zustand dieser „Wesenheit", von ihnen Svabhâvat genannt, und halten es für närrisch, über die abstrakte und „unerkennbare" Macht in ihrem passiven Zustand Theorieen aufzustellen. Daher werden sie sowohl von den christlichen Theologen als von den modernen Wissenschaftern als Atheisten bezeichnet, da keines von den beiden im stande ist, die tiefsinnige Logik ihrer Philosophie zu verstehen. Die ersteren gestatten keinen anderen Gott als die personifizierten sekundären Mächte, welche das sichtbare Weltall ausgearbeitet haben, und welche bei ihnen zu dem anthropomorphischen Gott der Christen wurden - dem männlichen Jehovah, daherbrausend unter Donner und Blitz. Andererseits wieder begrüßt die rationalistische Wissenschaft die Buddhisten und Svâbhâvikas als die „Positivisten" der Urzeit.
Wenn wir die Philosophie der letzteren nur einseitig betrachten, so mögen unsere Materialisten in ihrer Art recht haben.

Die Buddhisten behaupten, daß es keinen Schöpfer giebt, sondern nur eine Unendlichkeit schöpferischer Kräfte, welche in ihrer Gesamtheit die eine ewige Substanz bilden, deren Wesen unerforschlich - mithin kein Gegenstand der Spekulation irgend eines wahren Philosophen sei.

Sokrates weigerte sich unwandelbar, das Geheimnis des Universalwesens zu erörtern, und doch hätte niemals jemand daran gedacht, ihn des Atheismus zu beschuldigen, ausgenommen jene, die es auf seinen Untergang abgesehen hatten.

Mit dem Beginne einer aktiven Periode, sagt die Geheimlehre, geschieht nach ewigem und unveränderlichem Gesetze eine Ausdehnung dieser göttlichen Wesenheit von außen nach innen und von innen nach außen, und das phänomenale oder sichtbare Universum ist die letzte Wirkung der langen Kette kosmischer Kräfte, die derart fortschreitend in Bewegung gesetzt werden. Auf gleiche Weise findet, wenn der passive Zustand wieder beginnt, eine Zusammenziehung der göttlichen Wesenheit statt, und das vorausgegangene Schöpfungswerk wird allmählich und fortschreitend aufgelöst. Das sichtbare Universum wird zersetzt, sein Material zerstreut, und „Finsternis", einsam und allein, brütet wieder einmal über der Fläche der „Tiefe". Um ein Gleichnis der Geheimbücher, welches diese Idee noch klarer machen wird, anzuwenden, so ruft ein Ausatmen der „unbekannten Wesenheit" die Welt hervor, und ein Einatmen läßt sie wieder verschwinden. Dieser Vorgang fand statt seit aller Ewigkeit. und unser gegenwärtiges Weltall ist bloß eines in einer unendlichen Reihe, die keinen Anfang hatte und kein Ende haben wird.2

Diese Stelle wird, so weit als möglich, in dem gegenwärtigen Werke erklärt werden.
Obwohl sie, wie sie jetzt vorliegt, nichts dem Orientalisten Neues enthält, so mag doch ihre esoterische Interpretation eine ziemliche Menge von dem westlichen Schüler gänzlich unbekannt Gebliebenem enthalten.
Die erste Zeichnung ist eine einfache Scheibe, [Symbolabbildung, siehe Buch]. Die zweite in dem archaischen Symbol zeigt eine Scheibe mit einem Punkt darinnen, [Symbolabbildung, siehe Buch] - die erste Differentiation in den periodischen Manifestationen der all-ewigen Natur, geschlechtsloses und unendliches „Aditi in Tat"3, oder potentieller Raum im abstrakten Raum. In seinem dritten Zustand verwandelt sich der Punkt in einen Durchmesser, [Symbolabbildung, siehe Buch]. Dies symbolisiert nunmehr eine göttliche unbefleckte Mutter-Natur innerhalb der allumfassenden absoluten Unendlichkeit. Wenn die Durchmesserlinie von einer vertikalen durchkreuzt wird [Symbolabbildung, siehe Buch], so wird es zum Weltenkreuz. Die Menschheit hat ihre dritte Wurzelrasse erreicht; es ist das Zeichen für den Beginn des Ursprungs des menschlichen Lebens. Wenn der Umkreis verschwindet und bloß ein [Symbolabbildung, siehe Buch] zurückläßt, so ist dies ein Zeichen. daß der Fall des Menschen in die Materie vollendet ist, und die vierte Rasse beginnt. Das Kreuz innerhalb des Kreises symbolisiert reinen Pantheismus; wenn das Kreuz unumschrieben gelassen wird, wird es phallisch. Es hatte dieselbe und noch andere Bedeutungen als ein Tau einem Kreis eingeschrieben, [Symbolabbildung, siehe Buch];oder als ein „Thors Hammer", - das sogenannte Jaina-Kreuz oder einfach Svastika, in einem Kreise, [Symbolabbildung, siehe Buch].
Das dritte Symbol - der Kreis durch die horizontale Durchmesserlinie in zwei Teile geteilt - bedeutete die erste Manifestation der schöpferischen (doch passiven, weil weiblichen) Natur. Die erste schattenhafte Vorstellung vom Menschen in Verbindung mit Zeugung ist weiblich, weil der Mensch seine Mutter mehr als seinen Vater kennt. Daher waren weibliche Gottheiten geheiligter als männliche. Die Natur ist daher weiblich, und bis zu einem gewissen Grade objektiv und fühlbar, und das geistige Prinzip, das sie befruchtet, ist verborgen.4 Durch Hinzufügung einer senkrechten Linie zu dem Kreise mit der horizontalen Linie darinnen entstand das Tau - [Symbolabbildung, siehe Buch]. - die älteste Form des Buchstaben. Es war die Glyphe der dritten Wurzelrasse bis zum Tage ihres symbolischen Falles - d. i. als die Trennung der Geschlechter infolge natürlicher Evolution stattfand - wo die Figur [Symbolabbildung, siehe Buch] wurde, oder das geschlechtslose Leben modifiziert oder getrennt - eine doppelte Glyphe oder Symbol. Mit den Unterrassen unserer fünften Rasse wurde es in der Symbologie Sacr', und im Hebräischen N'cabvah, der zuerstgebildeten Rassen5; dann veränderte es sich in das ägyptische Emblem des Lebens, [Symbolabbildung, siehe Buch], und noch später in das Zeichen der Venus, [Symbolabbildung, siehe Buch]. Dann kommt der Svastika (Thors Hammer, jetzt das „hermetische Kreuz"); gänzlich getrennt von seinem Kreise, somit rein phallisch werdend. Das esoterische Symbol des Kaliyuga ist der fünfzackige Stern umgekehrt, mit seinen zwei Spitzen (Hörnern) himmelwärts gekehrt, somit [Symbolabbildung, siehe Buch], das Zeichen der menschlichen Zauberei, eine Lage, die jeder Occultist als eine der „linken Hand", und in ceremonieller Magie gebraucht, erkennen wird.

1)Nominalisten, die mit Berkeley schließen: "es sei unmöglich .. . die abstrakte Idee einer Bewegung getrennt Ton dem sich bewegenden Körper zu bilden ("Principles of Human Knowledge, Einleitung, § 10), mögen die Frage aufwerfen: "Was ist der Körper, der diese Bewegung erzeugt? Ist es eine Substanz? Dann glaubt ihr an einen persönlichen Gott". etc. etc. Dies wird später beantwortet werden, in einem weiteren Teil dieses Werkes; unterdessen beanspruchen wir unsere Rechte als Konzeptualisten gegen Roscelinis materialistische Ansichten von Realismus und Nominalismus. "Hat die Wissenschaft", sagt einer ihrer fähigsten Vertreter, Edward Clodd, "irgend etwas aufgedeckt, was die alten Worte entkräftet oder widerlegt, in welchen das Wesen einer jeden Religion der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft enthalten ist: handle recht, liebe das Mitleid, wandle in Demut vor deinem Gott?" Wir stimmen dem zu, vorausgesetzt, daß wir mit dem Worte Gott nicht den rohen Anthropomorphismus bezeichnen, der noch immer das Rückgrat unserer landläufigen Theologie bildet, sondern die symbolische Vorstellung von dem, was Leben und Bewegung des Weltalls ist, welches zu kennen in physischer Hinsicht Kenntnis der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der Existenz der Aufeinanderfolge der Phänomene; welches zu kennen in moralischer Hinsicht Kenntnis des Gewesenen, Seienden und Seinwerdenden innerhalb des menschlichen Bewußtseins ist. (Siehe "Science and the Emotions", ein Vortrag gehalten zu South Place Chapel, Finsbury, London, 27. Dezember 1885.) zurück zum Text

2) Isis Unveiled, II, 264-5.zurück zum Text

3) Rig Veda.zurück zum Text

4) Westliche Mathematiker und einige amerikanische Kabbalisten sagen uns, daß in der Kabalah auch "der Wert des Jehovahnamens der des Durchmessers in einem Kreise ist." Füge zu dieser Thatsache, daß Jehovah die dritte der Sephiroth, Binah, ist, ein weibliches Wort, so hast du den Schlüssel zu dem Geheimnis. Durch gewisse kabbalistische Transformationen wird dieser Name, der in den ersten Kapiteln der Genesis androgyn ist, in seinen Umänderungen gänzlich männlich, kainitisch und phallisch. Die Thatsache, eine Gottheit unter den heidnischen Göttern auszuwählen und einen speziellen Nationalgott daraus zu machen, ihn als den "Einen lebenden Gott", den "Gott der Götter" anzurufen. und dann diesen Dienst als monotheistisch zu proklamieren, verändert sie noch nicht in das EINE Prinzip, dessen "Einheit weder Vervielfältigung, noch Wandel oder Form gestattet," besonders nicht in dem Falle einer priapischen Gottheit, als welche Jehovah nunmehr erwiesen ist.zurück zum Text

5) Siehe das bedeutsame Werk "The Source of Measures", in welchem der Verfasser die wahre Bedeutung des Wortes "Sacr´" erklärt, von dem "sacriert", Sacrament" abgeleitet sind, die jetzt mit "Heiligkeit" synonym geworden sind, obwohl rein phallisch!zurück zum Text