ABTEILUNG II. DIE MYSTERIENSPRACHE UND IHRE SCHLÜSSEL. Neue, von großen Mathematikern und Kabbalisten gemachte Entdeckungen beweisen somit über jeden Schatten eines Zweifels, daß jede Theologie, von der frühesten herab bis zur spätesten, nicht nur aus einer gemeinsamen Quelle abstrakter Glaubenslehren, sondern auch aus einer universalen esoterischen oder Mysteriensprache entsprungen ist. Diese Gelehrten halten den Schlüssel zu der allgemeinen Sprache der Vorzeit, und haben ihn erfolgreich, wenn auch nur einmal umgedreht in dem hermetisch verschlossenen Thore, welches in die Halle der Mysterien fährt. Das große archaische System, welches seit vorgeschichtlichen Zeiten als die heilige Weisheitswissenschaft bekannt ist, das in jeder alten so gut wie in jeder neuen Religion enthalten ist und verfolgt werden kann, hatte und hat noch seine universelle Sprache - wie sie der Maurer Ragon vermutet - die Sprache der Hierophanten, welche so zu sagen sieben „Dialekte“ hat, von denen ein jeder sieh auf eines der sieben Geheimnisse der Natur bezieht und dafür besonders geeignet ist. Jeder hatte seine eigene Symbolik. Die Natur konnte so entweder in ihrer Gänze gelesen, oder von irgend einem ihrer besonderen Aspekte aus betrachtet werden. Der Beweis dafür liegt bis zum heutigen Tage
in der außerordentlichen Schwierigkeit, welche die Orientalisten im allgemeinen,
und die Indianisten und Ägyptologen im besonderen, bei der Erklärung der
allegorischen Schriften der Arier und der hieratischen Aufzeichnungen
des alten Ägypten erfahren. Der Grund dafür ist der, daß sie niemals dessen
eingedenk sein wollen, daß alle alten Aufzeichnungen in einer Sprache
geschrieben waren, welche in der alten Zeit allgemein allen Nationen auf
gleiche Weise bekannt war, die aber jetzt nur den Wenigen verständlich
ist. Die vielseitigen Facetten der Mysteriensprache haben zur Annahme sehr verschiedenartiger Dogmen und Bräuche in der Exoterik der kirchlichen Rituale geführt. Diese wiederum waren der Ursprung der meisten Dogmen der christlichen Kirche; zum Beispiel von den sieben Sakramenten, der Dreieinigkeit, der Wiederauferstehung, den sieben Todsünden und den sieben Tugenden. Die sieben Schlüssel der Mysteriensprache befanden sich jedoch immer in der Verwahrung der höchsten unter den initiierten Hierophanten des Altertums; und nur der teilweise Gebrauch einiger weniger von diesen sieben ging durch den Verrat einiger frühzeitigen Kirchenväter - ehemaliger Tempelinitiierter - in die Hände der neuen Sekte der Nazarener über. Einige der ersten Päpste waren Initiierte, die letzten Bruchstücke ihrer Wissenschaft aber sind jetzt in die Hände der Jesuiten gefallen, welche sie in ein System von Zauberei verwandelt haben. Es wird behauptet, dass Indien - nicht beschränkt auf seine gegenwärtigen Umrisse, sondern einschließlich seiner alten Grenzgebiete - das einzige Land der Erde ist, welches noch unter seinen Söhnen Adepten besitzt, welche die Kenntnis der sieben Untersysteme und den Schlüssel zu dem ganzen System haben. Seit dem Falle von Memphis begann Ägypten einen von diesen Schlüsseln nach dem andern zu verlieren, und Chaldäa hatte in den Tagen des Berosus nur drei mehr aufbewahrt. Was die Hebräer anbetrifft, so zeigen sie in allen ihren Schriften nicht mehr als eine vollständige Kenntnis der astronomischen, geometrischen und numerischen Systeme des Symbolisierens der menschlichen und insbesondere der physiologischen Funktionen. Niemals besaßen sie die höheren Schlüssel |