Wenn spätere Rassen, insbesondere das „auserwählte Volk“, sie erniedrigt haben, so betrifft das nicht den Ursprung der Symbole. Dieser kleine semitische Stamm - eines der kleinsten Zweiglein aus der Vermischung der viertem und fünften Subrasse, der mongolisch-turanischen und der sogenannten indo­europäischen nach dem Versinken des großen Kontinents - konnte seine Symbologie bloß in dem Geiste annehmen, der derselben von den Nationen gegeben wurde, von denen dieselbe herstammte. Und vielleicht war im Anbeginne des Mosaismus die Symbologie nicht so roh, wie sie später unter der Behandlung von Ezra wurde, der den ganzen Pentateuch umgestaltete. Um ein Beispiel zu geben, so war die Glyphe von der Tochter des Pharao (dem Weibe), dem Nile (der großen Tiefe oder dem Wasser), und dem Knäblein, das in demselben in einem Binsenkorb schwimmend gefunden wurde, nicht ursprünglich für oder von Moses verfaßt. Sie war in den Fragmenten, die sich auf den babylonischen Ziegeln fanden, in der Geschichte des Königs Sargon, der viel früher lebte als Moses, anticipiert.
In seinen Assyrian Antiquities [8] sagt Herr George Smith: „In dem Palaste des Sennacherib zu Kouyunjik fand ich ein anderes Bruchstück der merkwürdigen Geschichte des Sargon . . . veröffentlicht in meiner Übersetzung Transactions of the Society of Biblical Archaeology.“ [9] . Die Hauptstadt des Sargon, des babylonischen Moses„,war die große Stadt von Agadi, von den Semiten Akkad genannt - in der Genesis [10] als die Hauptstadt des Nimrod erwähnt . . . . Akkad lag nahe der Stadt Sippara am Euphrat und nördlich von Babylon. [11]
Eine andere seltsame „Übereinstimmung“ findet sich in der Thatsache, daß der Name der benachbarten Stadt Sippara derselbe ist, wie der Name des Weibes des Moses - Zipporah. [12] Natürlich ist die Geschichte eine geschickte Einschiebung des Ezra, dem das Original nicht unbekannt gewesen sein konnte. Diese merkwürdige Geschichte findet sich auf Bruchstücken von Tafeln von Kouyunjik und lautet folgendermaßen:

1. Sargina, der mächtige König, der König von Akkad bin ich.
2. Meine Mutter war eine Prinzessin, meinen Vater kannte ich nicht; ein Bruder meines Vaters herrschte über das Land.
3. In der Stadt Azupiranu, welche an der Seite des Flusses Euphrat gelegen ist,
4. Empfing mich meine Mutter, die Prinzessin; mit Schwierigkeit gebar sie mich;
5. Sie setzte mich in einen Binsenkorb, mit Asphalt versiegelte sie meinen Ausgang:
6. Sie stieß mich in den Fluß, welcher mich nicht ertränkte.
7. Der Fluß trug mich, zu Akki, dem Wasserträger, trug er mich.
8. Akki, der Wasserträger, in Weichherzigkeit zog mich heraus. [13]

Und damit vergleichen wir jetzt die Erzählung der Bibel im Exodus:

Und da sie (Moses‘ Mutter) ihn nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr, und verklebte es mit Thon und Pech, und legte das Kind darein, und legte ihn in das Schiff am Ufer des Wassers. [14]

Herr O. Smith fährt dann fort:

Man vermutet, daß sich die Geschichte um 1600 v. Chr. ereignet hat, bedeutend früher als im angenommenen Zeitalter des Moses; und da wir wissen, daß der Ruhm des Sargon bis nach Ägypten reichte, so ist es ganz wahrscheinlich, daß dieser Bericht einen Zusammenhang mit den im Exodus, II. erzählten Ereignissen hat, denn eine jede einmal ausgeführte Handlung tragt die Neigung, wiederholt zu werden, in sich.

Nachdem nun aber Professor Sayce den Mut gehabt hat, die Zeiten der chaldäischen und assyrischen Könige um weitere zweitausend Jahre zurückzurücken, muß Sargon dem Moses um mindestens 2000 Jahre vorangegangen sein. Das Geständnis ist bedeutsam, aber den Zahlen fehlt eine Null oder zwei.
Was ist nun die logische Folge? Ganz sicherlich die, welche uns das Recht giebt, zu sagen, daß die Geschichte, welche uns Ezra von Moses erzählt, von ihm, während seines Aufenthaltes in Babylon gelernt wurde, und daß er die Allegorie, die von Sargon handelte, auf den jüdischen Gesetzgeber angewendet hat. Kurz gesagt, daß der Exodus niemals von Moses geschrieben, sondern aus alten Materialien von Ezra neu zusammengestellt worden ist.
Und wenn so, warum sollten nicht auch andere Symbole und Glyphen, die in ihrem phallischen Element noch viel roher sind, von diesem Adepten des späteren chaldäischen und sabäischen Phallusdienstes eingeschoben worden sein? Man lehrt uns, daß der ursprüngliche Glaube der Israeliten ganz verschieden war von dem, welcher Jahrhunderte später von den Talmudisten und vor ihnen von David und Hezekiah entwickelt wurde.


[8] p. 224.

[9] Band I, Teil I. 46.

[10] X. 10.

[11] Siehe Isis Unveiled, II. 442-3.

[12] Exodus, II. 21.

[13] George Smith, Chaldean Account of Genesis, pp. 299, 300.

[14] II. 8