ABTEILUNG III. URSPRÜNGLICHE SUBSTANZ UND GÖTTLICHER GEDANKE. Da es unvernünftig erscheinen
würde, zu behaupten, daß wir bereits alle existierenden Ursachen kennen,
so muß es gestattet sein, wenn nötig eine gänzlich neue wirkende Kraft
anzunehmen.
ETHER - dieser hypothetische Proteus, eine
von den „darstellenden Erdichtungen“ der modernen Wissenschaft, der nichtsdestoweniger
schon so lange angenommen war - ist eines von den niedrigeren „Prinzipien“
von der von uns sogenannten ursprünglichen Substanz (im Sanskrit Âkâsha),
einer von den Träumen des Altertums, der jetzt wiederum zum Traume der
modernen Wissenschaft geworden ist. Er ist die größte, wie auch die kühnste
von den Überlebenden Spekulationen der alten Philosophen. Für die Occultisten
jedoch sind sowohl Ether wie ursprüngliche Substanz Wirklichkeiten. Um
es klar auszudrücken, Ether ist das Astrallicht, und die ursprüngliche
Substanz ist Âkâsha, der Upâdhi des göttlichen Gedankens. Sie verstehen es auch jetzt nicht. Die Entwicklung der Gottesidee hält gleichen Schritt mit der eigenen intellektuellen Entwicklung des Menschen Dies ist so wahr, daß das edelste Ideal, zu dem sich der religiöse Geist eines Zeitalters emporschwingen kann, dem philosophischen Denken einer nachfolgenden Epoche bloß als grobe Karrikatur erscheinen wird! Die Philosophen selbst mußten in mit Anschauungen verbundene Mysterien initiiert werden, bevor sie die richtige Idee der Alten im Bezug auf diesen höchst metaphysischen Gegenstand erfassen konnten. Im anderen Falle - außerhalb einer solchen Initiation - wird es für jeden Denker ein „soweit sollst du gehen und nicht weiter“ geben, durch seine eigene intellektuelle Fähigkeit ebenso klar und unverkennbar vorgezeichnet, wie es ein solches für den Fortschritt einer jeden Nation oder Rasse in seinem Cyklus durch das Gesetz des Karma giebt. Außerhalb der Initiation müssen die Ideale des gleichzeitigen religiösen Denkens immer die Flügel beschnitten haben und unfähig bleiben, höher emporzufliegen; denn idealistische so gut wie realistische Denker, und selbst Freidenker, sind bloß das Ergebnis und die natürliche Hervorbringung ihrer betreffenden Umgebungen und Zeiten. Die Ideale eines jeden sind bloß die notwendigen Folgen seines Temperamentes, und das Ergebnis der Phase des intellektuellen Fortschrittes, bis zu der eine Nation in ihrer Gesamtheit gelangt ist. Daher haben, wie bereits bemerkt, die höchsten Flüge der modernen westlichen Metaphysik das Ziel der Wahrheit weit verfehlt. Viel von der gegenwärtigen agnostischen Spekulation über die Existenz der „ersten Ursache“ ist wenig besser als verhüllter Materialismus - bloß die Ausdrucksweise ist verschieden. Selbst ein so großer Denker wie Herr Herbert Spencer spricht von dem „Unerkennbaren“ zeitweilig in Worten, welche den verderblichen Einfluß des materialistischen Gedankens zeigen, der, wie ein tötlicher Scirocco, alle gegenwärtige ontologische Spekulation vertrocknet und verdorrt hat. Zum Beispiel, wenn er die „erste Ursache“ das „Unerkennbare“ nennt, eine „Kraft, die sich durch die Erscheinungen offenbart“, und „eine unendliche ewige Energie“, so ist es klar, daß er bloß den physischen Aspekt des Geheimnisses des Seins erfaßt hat - bloß die Energieen der kosmischen Substanz. Der gleich ewige Anblick der Einen Wirklichkeit, die kosmische Ideenbildung, ist gänzlich außer Betracht gelassen, und was ihr Ding an sich anbelangt so scheint dasselbe in dem Verstande des großen Denkers nicht zu existieren. Ohne Zweifel ist diese einseitige Art, die Aufgabe zu behandeln, hauptsächlich der verderblichen westlichen Gewohnheit zuzuschreiben, das Bewußtsein dem Stoffe unterzuordnen, oder es als ein „Nebenprodukt“ der Molekularbewegung zu betrachten. Von den frühen Zeiten der vierten Rasse an, da der Geist allein verehrt und das Geheimnis offenbar gemacht wurde, herab bis zu den letzten herrlichen Tagen der griechischen Kunst beim Herandämmern des Christentums, haben die Hellenen allein es gewagt, öffentlich dem „unbekannten Gotte“ einen Altar zu errichten. Was immer St. Paul in seinem tiefen Gemüte gedacht haben mag, als er den Athenern erklärte, daß dieser „Unbekannte“, den sie in Unwissenheit anbeteten, der wahre Gott sei, den er verkündete - diese Gottheit war nicht „Jehovah“, noch war sie „der Erschaffer der Welt und aller Dinge“. Denn nicht der „Gott Israels“, sondern der „Unbekannte“ der alten und neuen Pantheisten ist es, der „nicht wohnet in Tempeln mit Händen gemacht.“ [1] [1] Apostelgeschichte,
XVII. 23, 24.
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