Der göttliche Gedanke kann nicht definiert
und seine Bedeutung nicht erklärt werden, ausgenommen durch die zahllosen
Offenbarungen der kosmischen Substanz, in welchen der erstere von jenen,
die es können, geistig gefühlt wird. Dies zu sagen, nachdem man
ihn als die unbekannte Gottheit definiert hat, als die abstrakte, unpersönliche,
geschlechtslose, die an die Wurzel einer jeden Kosmogonie und ihrer folgenden
Entwicklung gesetzt werden muß, ist gleichbedeutend damit, überhaupt nichts
zu sagen. Es ist wie ein Auflösungsversuch einer transcendentalen Bedingungsgleichung,
wenn zur Berechnung des wahren Wertes ihrer Glieder bloß eine Anzahl von
unbekannten Größen gegeben ist. Ihr Platz findet sich auf den alten
ursprünglichen symbolischen Karten, auf denen sie, wie bereits gezeigt,
durch eine unbegrenzte Dunkelheit dargestellt ist, auf deren Grunde der
erste Mittelpunkt in Weiß erscheint - wodurch die Erscheinung der gleichalten
und gleichewigen Geistmaterie in der phänomenalen Welt vor ihrer ersten
Differentiation symbolisiert wird. Wenn „die Eins zur Zwei wird“, dann
kann davon als von Geist und Materie gesprochen werden. Auf den
„Geist“ läßt sich jede Offenbarung von überlegendem oder unmittelbarem
Bewußtsein und von „unbewußter Zweckmäßigkeit“ - um einen modernen Ausdruck,
der in der westlichen sogenannten Philosophie gebraucht wird, zu
adoptieren - zurückführen, wofür das Lebensprinzip und die Unterwerfung
der Natur unter die majestätische Anordnung des unveränderlichen Gesetzes
Zeugnis giebt. Die „Materie“ muß als Objektivität in ihrer reinsten Abstraktion
betrachtet werden, als selbstexistierende Basis, deren siebenfältige manvantarische
Differentiationen die gegenständliche Wirklichkeit bilden, welche den
Erscheinungen einer jeden Phase bewußter Existenz zu Grunde liegt. Während
der Periode des universalen Pralaya ist die kosmische Ideenbildung nicht
existent; und die verschiedenartig differentierten Zustände der kosmischen
Substanz werden wiederum in den ursprünglichen Zustand abstrakter potentieller
Objektivität aufgelöst.
Der manvantarische Anstoß beginnt mit der Wiedererweckung der kosmischen
Ideenbildung, des Universalgemütes, gleichlaufend und parallel mit dem
Ursprünglichen Auftauchen der kosmischen Substanz - die letztere ist das
manvantarische Vehikel des ersteren - aus ihrem undifferenzierten pralayischen
Zustand. Dann spiegelt sich die absolute Weisheit selbst in ihrer Ideenbildung;
woraus, durch einen transcendentalen Prozeß, der über das menschliche
Bewußtsein erhaben und demselben unverständlich ist, kosmische Energie
oder Fohat resultiert. Die Tiefe der trägen Substanz durchdringend treibt
Fohat dieselbe zur Thätigkeit an und leitet ihre ursprünglichen Differentiationen
auf allen sieben Ebenen des kosmischen Bewußtseins. Es giebt sieben Protyle
wie sie jetzt genannt werden, während das arische Altertum sie die sieben
Prakritis oder Naturen nannte - welche einzeln als die verhältnismäßig
gleichartigen Grundlagen dienen, die in dem Verlaufe der zunehmenden Ungleichartigkeit
in der Entwicklung des Weltalls sich zu der wunderbaren Zusammengesetztheit,
welche die Erscheinungen auf den Ebenen der Wahrnehmung darbieten, auseinanderlegen.
Das Wort „verhältnismäßig“ ist mit Absicht gebraucht, weil schon das Dasein
eines solchen Vorganges, der auf die ursprünglichen Scheidungen der ununterschiedenen
kosmischen Substanz in die siebenfältigen Grundlagen der Entwicklung hinausläuft,
uns zwingt, die Protyle einer jeden Ebene bloß als einen Zwischenzustand
zu betrachten, den die Substanz bei ihrem Durchgange vom Abstrakten zur
vollen Gegenständlichkeit annimmt. Das Wort Protyle verdanken wir dem
hervorragenden Chemiker Herrn Crookes, der diesen Namen der Vormaterie,
wenn wir die ursprüngliche und rein gleichartige Substanz so nennen dürfen,
gegeben hat, die von der Wissenschaft in der schließlichen Zusammensetzung
des Atomes vermutet, wenn nicht thatsächlich schon gefunden wird. Aber
die beginnende Scheidung des Urstoffes in Atome und Moleküle entsteht
infolge der Entwicklung unserer sieben Protyle. Die letzte von diesen
wird von Herrn Crookes gesucht, nachdem er vor kurzem die Möglichkeit
ihres Daseins auf unserer Ebene entdeckt hat.
Es heißt, daß die kosmische Ideenbildung während der pralayischen Perioden
nicht existierend ist, aus dem einfachen Grunde, weil niemand und nichts
zugegen ist, um ihre Wirkungen wahrzunehmen. Es kann keine Offenbarung
von Bewußtsein, Halbbewußtsein, oder selbst „unbewußter Zweckmäßigkeit“
stattfinden, ausgenommen durch einen stofflichen Träger; d h. nämlich
auf dieser, unsern Ebene, wo das menschliche Bewußtsein in seinem normalen
Zustand sich nicht über das emporschwingen kann, was als transscendentale
Metaphysik bekannt ist, geschieht bloß durch irgend welche molekulare
Anhäufung oder Zusammensetzung ein Emporquellen des Geistes in einem Strome
individueller oder unterbewußter Subjektivität. Und da eine von Wahrnehmung
getrennt existierende Materie ein bloßes Gedankending ist, so sind diese
beiden Anschauungsarten des Unbedingten - kosmische Substanz und kosmische
Ideenbildung - gegenseitig von einander abhängig. In strenger Genauigkeit
sollte, um Verwirrung und Mißverständnis zu vermeiden, das Wort „Materie“
bloß auf die Vereinigung von Gegenständen möglicher Wahrnehmung angewendet
werden, und der Ausdruck „Substanz“ auf Dinge an sich; denn insofern die
Erscheinungen unserer Ebene die Schöpfungen des wahrnehmenden Ichs
sind - die Veränderungen seiner eigenen Subjektivität - so können alle
die „Zu stände der Materie, welche die Vereinigung aller wahrgenommenen
Gegenstände darstellen“, bloß ein verhältnismäßiges und rein der Erscheinung
angehöriges Dasein für die Kinder unserer Ebene haben. Das Zusammenwirken
von Subjekt und Objekt bewirkt den sinnlichen Gegenstand, oder die Erscheinung,
wie die modernen Idealisten sagen würden.
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