Aber dies führt nicht notwendigerweise zu
dem Schlusse, daß auf allen andern Ebenen dasselbe der Fall ist; daß die
Zusammenwirkung der beiden auf den Ebenen ihrer siebenfältigen Differentiation
eine siebenfältige Vereinigung von Erscheinungen zur Folge hat, welche
auf gleiche Weise an sich nicht existent sind, wenn sie auch konkrete
Wirklichkeiten für die Wesen sind, von deren Erfahrung sie einen Teil
bilden, geradeso wie die Felsen und Flüsse um uns herum wirklich sind
vom Standpunkte des Physikers, aber unwirkliche Sinnestäuschungen von
dem des Metaphysikers. Es wäre ein Irrtum, etwas derartiges zu sagen oder
auch nur zu denken. Vom Standpunkte der höchsten Metaphysik ist das ganze
Weltall, einschließlich der Götter, eine Illusion (Mâyâ). Aber die Illusion
von einem, der selbst eine Illusion ist, ist auf jeder Bewußtseinsebene
verschieden; und wir haben nicht mehr recht, über die mögliche Natur der
Wahrnehmungsfähigkeiten eines Ich auf der, sagen wir sechsten, Ebene zu
dogmatisieren, als wir es haben, unsere Wahrnehmungen mit jenen einer
Ameise, die ihre Art von Bewußtsein hat, gleich zu stellen oder
sie zum Maßstabe dafür zu machen. Die kosmische Ideenbildung in einem
Principe, oder Upâdhi (Basis) zu einem Brennpunkt vereinigt, hat das Bewußtsein
des individuellen Ich zu Folge. Ihre Offenbarung ist mit der Stufe des
Upâdhi verschieden. Zum Beispiel durch jenen, der als das Manas bekannt
ist, quillt sie als Verstandesbewußtsein empor; durch das feiner differentierte
Gewebe (den sechsten Zustand des Stoffes) der Buddhi - welche auf der
Erfahrung des Manas als auf ihrer Grundlage ruht - als ein Strom geistiger
Intuition.
Der reine Gegenstand getrennt vom Bewußtsein ist uns unbekannt, während
wir auf der Ebene unserer dreidimensionalen Welt wohnen, denn wir kennen
bloß die Gemütszustände, die er in dem wahrnehmenden Ich hervorruft. Und
solange der Gegensatz zwischen Subjekt und Objekt andauert - d. h. solange
wir uns unserer fünf Sinne erfreuen und an nicht mehr, und nicht wissen,
unser Alles wahrnehmende Ich von der Sklaverei dieser Sinne zu befreien
- so lange wird es für das persönliche Ich unmöglich sein, die
Schranke zu durchbrechen, die es von einer Erkenntnis der „Dinge an sich“,
oder der Substanz trennt.
Dieses Ich muß, fortschreitend auf einem Bogen im Emporsteigen der Subjektivität,
die Erfahrungen einer jeden Ebene ausschöpfen. Aber nicht bevor die Einheit
in das ALL untergetaucht ist, sei es auf dieser oder einer anderen Ebene,
und bevor Subjekt und Objekt gleichermaßen in der unbedingten Verneinung
des nirvânischen Zustandes verschwinden - Verneinung Wiederum nur von
unserer Ebene aus - nicht früher ist der Gipfel der All-Wissenheit
erstiegen, der Kenntnis der Dinge an sich, und die Lösung des nur noch
schrecklicheren Rätsels angebahnt, vor welchen sich selbst der höchste
Dhyân Chohan in Schweigen und Unwissenheit beugen muß - vor dem unaussprechlichen
Geheimnis dessen, was die Vedântisten Parabrahman nennen.
In Anbetracht dessen haben alle, die es versuchten dem unerkennbaren Prinzipe
einen Namen zu geben, dasselbe nur herabgewürdigt. Selbst von kosmischer
Ideenbildung - ausgenommen in ihrem phänomenalen Aspekte - zu sprechen,
heißt versuchen, das ursprüngliche Chaos in Flaschen abzufüllen und eine
gedruckte Aufschrift auf die Ewigkeit zu kleben.
Was ist nun die „ursprüngliche Substanz“, jener geheimnisvolle Gegenstand,
von dem in der Alchimie immer die Rede war, und der in jedem Zeitalter
den Stoff philosophischer Spekulation bildete? Was kann sie endlich sein,
selbst in ihrer phänomenalen Praedifferenziation? Selbst das ist
das All der geoffenbarten Natur und - nichts für unsere Sinne.
Es wird erwähnt unter verschiedenen Namen in jeder Kosmogonie, besprochen
in jeder Philosophie, und erweist sich bis zum heutigen Tage als der ewig
unergreifbare Proteus in der Natur. Wir berühren es und doch fühlen wir
es nicht; wir blicken darauf und sehen es nicht; wir atmen es und nehmen
es nicht wahr; wir hören und riechen es, ohne die mindeste Kenntnis davon,
daß es da ist; denn es ist in jedem Moleküle von dem, was wir in unserer
Getäuschtheit und Unwissenheit als Materie in jedem ihrer Zustände betrachten,
oder als ein Gefühl, einen Gedanken, eine Gemütsregung uns vorstellen.
Kurz gesagt, es ist der Upâdhi oder der Träger einer jeden möglichen körperlichen,
intellektuellen oder seelischen Erscheinung. In den Anfangssätzen der
Genesis, und in der chaldäischen Kosmogonie; in den Purânen
Indiens, und in dem Totenbuche Ägyptens; überall eröffnet es den
Kreislauf der Offenbarung. Genannt wird es das Chaos. und das Antlitz
der Wasser, ausgebrütet vom Geiste, hervorgehend aus dem Unbekannten,
einerlei welchen Namen dieser Geist haben möge.
Die Verfasser der heiligen Schriften in Indien gehen tiefer auf den Ursprung
der Entwicklung der Dinge ein, als Thales oder Hiob, denn sie sagen:
Aus Intelligenz (in den Purânen Mahat genannt)
in Verbindung mit Unwissenheit (Îshvara als einer persönlichen
Gottheit) begleitet von ihrer projektivischen Kraft, in der die
Eigenschaft der Dummheit (Tamas, Unvernünftigkeit) vorwiegt, geht
Ether hervor – aus Ether Luft; aus Luft Wärme; aus Wärme Wasser;
und aus Wasser Erde, mit allem was darauf ist.
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