Diese „ursprüngliche Substanz“ wird von einigen Chaos genannt. Plato und die Pythagoräer nannten sie die Seele der Welt nachdem dieselbe von dem Geiste dessen, welches über den ursprünglichen Wassern oder dem Chaos brütet, befruchtet worden war. Durch sein Reflectiertwerden in diesem „schuf“, sagen die Kabbalisten, dieses brütende Prinzip das Gaukelbild eines sichtbaren geoffenbarten Universums. Chaos vor, Ether nach dieser „Reflexion“, ist es doch die Gottheit, welche den Raum und alle Dinge durchdringt. Es ist der unsichtbare, unwägbare Geist der Dinge, und das unsichtbare, aber nur zu fühlbare Fluidum, das aus den Fingern des gesunden Magnetiseurs ausstrahlt, denn es ist die Lebenselektrizität - das Leben selbst. Zum Spotte von Marquis de Mirville der „nebelhafte Allmächtige“ genannt, heißt es bis zum heutigen Tage bei den Theurgisten und Occultisten das „lebendige Feuer“; und es giebt keinen Hindû, der zur Morgendämmerung eine gewisse Art von Meditation übt, der seine Wirkungen nicht kennte. Es ist der „Geist des Lichtes“ und der Magnet. Wie von einem Gegner richtig ausgedrückt, sind Magier und Magnet zwei Zweige, die aus demselben Stamme hervorwachsen und dieselben Resultanten hervortreiben. Und in dieser Bezeichnung eines „lebenden Feuers“ können wir auch den Sinn des verwirrenden Satzes der Zend Avesta entdecken: Es ist „ein Feuer, welches Kenntnis der Zukunft, Wissenschaft und liebenswürdige Sprache giebt;“ daß heißt, welches eine außerordentliche Beredsamkeit in der Sibylle, den Sensitiven und selbst in gewissen Rednern entwickelt. Wo wir über diesen Gegenstand schrieben, sagten wir in Isis Unveiled:

Das Chaos der Alten, das zoroastrische heilige Feuer oder Atash-Behram der Parsen; das Hermesfeuer, das Elmsfeuer der alten Germanen; der Blitz der Kybele; die brennende Fackel des Apollo; die Flamme auf dem Altar des Pan; das unauslöschliche Feuer in dem Tempel auf der Akropolis, und in dem der Vesta; die Feuerflamme auf Plutos Helm; die glänzenden Funken auf den Mützen der Dioskuren, auf dem Gorgonenhaupt, dem Helme der Pallas, und dem Stabe des Merkur; der ägyptische Ptah-Ra; der griechische Zeus Kataibates (der Herabsteigende), des Pausanias; die pfingstlichen Feuerzungen; der brennende Busch des Moses; die Feuersäule des Exodus, und die brennende Lampe des Abram; das Ewige Feuer des „bodenlosen Abgrundes“; die Dämpfe des delphischen Orakels; das siderische Licht der Rosenkreuzer; der Âkâsha der indischen Adepten; das Astrallicht des Éliphas Lévi; die Nervenaura und das Fluidum der Magnetisten; das Od des Reichenbach; das Psychod und die ektenische Kraft des Thury; die „psychische Kraft“ des Sergeant Cox, und der atmosphärische Magnetismus gewisser Naturforscher; der Galvanisinus; und schließlich die Elektricität - alle diese sind bloß verschiedene Namen für viele verschiedene Offenbarungen oder Wirkungen einer und derselben geheimnisvollen, alles durchdringenden Ursache, des griechischen Archaeus.

Wir fügen jetzt hinzu, - es ist alles dieses und noch viel mehr.

Von diesem „Feuer“ sprechen alle indischen heiligen Bücher, sowie die kabbalistischen Werke. Der Zohar erklärt es als das „weiße verborgene Feuer in dem Risha Havurah,“ dem weißen Haupte, dessen Wille die feurige Flüssigkeit in 370 Strömen nach jeder Richtung des Weltalls fließen läßt. Es ist dasselbe wie die „Schlange, welche in 370 Sprüngen läuft“ der Siphrah Dtzenioutha, die Schlange, welche, wenn der „vollkommene Mensch“, der Metatron, sich erhoben hat, das heißt, wenn der göttliche Mensch in dem tierischen Menschen wohnt, zu drei Geistern wird, oder Âthmâ-Buddhi-Manas, in unserer theosophischen Bezeichnungsweise.

Geist somit oder kosmische Ideenbildung, und kosmische Substanz, - von deren „Prinzipien“ eines der Ether ist - sind eins, und schließen die Elemente in sich, in dem Sinne, wie St. Paulus sie versteht. Diese Elemente sind die verschleierte Synthese an Stelle der Dhyân Chohans, Devas, Sephiroth, Amshaspends, Erzengel etc. Der Ether der Wissenschaft - die Ilys des Berosus, oder die Protyle der Chemie — bildet sozusagen das verhältnismäßig rohe Material, aus welchen die obengenannten Bildner, in Ausführung des Planes, der für sie ewig im Göttlichen Gedanken vorgezeichnet liegt, die Systeme im Kosmos ausarbeiten. Sie sind „Mythen“, sagt man uns. Nicht mehr als der Ether und die Atome, antworten wir. Die zwei letzteren sind unbedingte Notwendigkeiten für die Physik, und die Bildner sind eine ebenso unbedingte Notwendigkeit für die Metaphysik. Wir werden mit dem Einwande gehöhnt: Ihr habt sie nie gesehen. Und wir fragen die Materialisten: Habt ihr jemals den Ether, oder eure Atome, oder, wiederum, eure Kraft gesehen? Obendrein, einer der größten westlichen Evolutionisten der neuesten Zeit, Mit-„Entdecker“ mit Darwin, Herr A. R. Wallace, gelegentlich der Besprechung der Unzulänglichkeit der natürlichen Zuchtwahl für sich allein zur Erklärung der körperlichen Form des Menschen, räumt die lenkende Wirkung „höherer Intelligenzen“ ein als einen „notwendigen Teil der großen Gesetze, welche das materielle Weltall regieren.“ [19]

Diese „höheren Intelligenzen“ sind die Dhyân Chohans der Occultisten.
In der That giebt es nur wenige Mythen in irgend einem Religionssysteme, das seinen Namen verdient, die nicht ebenso gut eine historische, wie eine wissenschaftliche Begründung hätten. „Mythen“, bemerkt mit Recht Pococke, „erweisen sich jetzt als Fabeln genau in dem Verhältnisse, als wir sie mißverstehen; als Wahrheiten in dem Verhältnisse, in dem sie einst verstanden wurden.“

Die bestimmteste und die eine vorwiegende Idee, die sich in jeder alten Lehre findet, mit Bezug auf kosmische Entwicklung, und die erste „Schöpfung“ unserer Kugel mit allen ihren organischen und unorganischen - ein wunderliches Wort im Munde eines Occultisten! - Hervorbringungen, ist die, daß der ganze Kosmos aus dem göttlichen Gedanken entsprungen ist. Dieser Gedanke befruchtet die Materie, welche gleich-ewig ist mit der Einen Wirklichkeit; und alles, was lebt und atmet, entwickelt sich aus den Emanationen des Einen Unveränderlichen, Parabrahman-Mûlaprakriti, der ewigen Wurzeleinheit.


[19] Contributions of the Theory of Natural Selection.