„In dem Ursprungszustande der Schöpfung“, sagt Poliers Mythologie des Indous, „ruhte das noch anfängliche Weltall, untergetaucht im Wasser, in dem Schoße des Vishnu. Entsprungen aus diesem Chaos und dieser Dunkelheit schwebte Brahmâ der Erbauer der Welt, auf einem Lotusblatt, schwamm (bewegte sich) auf den Wassern, nicht im Stande, irgend etwas anderes wahrzunehmen als Wasser und Dunkelheit.“ Einen solchen traurigen Zustand der Dinge wahrnehmend, hält Brahmâ in Bestürzung folgendes Selbstgespräch: „Wer bin ich? Woher kam ich?“ Dann hört er eine Stimme. [9] „Richte Deine Gedanken auf Bhagavat“. Brahmâ erhebt sich aus seiner Schwimmstellung, setzt sich auf den Lotus, in kontemplativer Haltung, und denkt nach über das Ewige, welches, befriedigt durch diesen Beweis von Frömmigkeit, die ursprüngliche Finsternis zerstreut und seinen Verstand eröffnet. „Darnach geht Brahma aus dem universalen Ei (dem unendlichen Chaos) als Licht hervor, denn sein Verstand ist jetzt eröffnet, und er setzt sich selbst in Thätigkeit. Er bewegt sich auf den ewigen Wassern, mit dem Geiste Gottes in ihm; und in seiner Eigenschaft als Beweger der Wasser ist er Vishnu, oder Nârâyana.“ Das ist natürlich exoterisch; aber seine Grundidee ist so gleichartig als möglich mit der ägyptischen Kosmogonie, die in ihren Anfangssätzen uns Athtor, [10] oder Mutter Nacht, die Darstellung der unbegrenzbaren Finsternis, als das ursprüngliche Element zeigt, welches den unendlichen Abgrund überdeckte, belebt durch Wasser und den universalen Geist des Ewigen, allein wohnend im Chaos. Auf ähnliche Weise beginnt in den jüdischen Schriften die Geschichte der Schöpfung mit dem Geiste Gottes und seiner schöpferischen Emanation - einer anderen Gottheit. [11] Der Zohar lehrt, daß die ursprünglichen Elemente - die Dreiheit von Feuer, Luft und Wasser - die vier Himmelsrichtungen, und alle Kräfte der Natur zusammengenommen die Stimme des Willens, Memrab, bilden, oder das Wort, den Logos des unbedingten schweigenden ALLS. „Der unteilbare Punkt, grenzenlos und unverkennbar“, breitet sich aus durch den Raum, und bildet so einen Schleier, die Mûlaprakriti des Parabrahman, welche diesen absoluten Punkt verhüllt. In den Kosmogonien aller Nationen sind es die Baumeister, zusammengefaßt als der Demiurg, in der Bibel die Elohim, oder Alhim, welche den Kosmos aus dem Chaos bilden, und welche der kollektive Theos sind, mann-weiblich, Geist und Stoff. „Durch eine Reihe (yom) von Grundlegungen (hasoth) verursachten die Alhim Erde und Himmel zu sein.“ [12] In der Genesis sind es zuerst Alhim, dann Jahva-Alhim, und schließlich Jehovah - nach der Trennung der Geschlechter im vierten Kapitel. Es ist bemerkenswert, daß nirgends, ausgenommen in den spätern, oder vielmehr in den letzten, Kosmogonien unserer fünften Rasse der unaussprechliche und unhervorbringbare NAME [13] - das Symbol der unbekannten Gottheit, welcher bloß in den MYSTERIEN verwendet wurde - in Zusammensetzung mit der ,,Schöpfung“ des Weltalls vorkommt. Die Beweger, die Läufer, die Theoi (von [korrekter Abdruck siehe Buch] „laufen“) vollbringen das Werk der Bildung, die Boten des Manvantarischen Gesetzes, welche jetzt im Christentum einfach zu den „Boten“ (Malachim) geworden sind. Das scheint auch der Fall im Hindûismus oder frühzeitigen Brâhmanismus. Denn im Rig Veda erschafft nicht Brahmâ, sondern die Prajâpatis, die „Herren des Seins“, welche auch die Rishis sind. Der Ausdruck Rishi steht, nach Professor Mahadeo Kunte in Zusammenhang mit dem Worte bewegen, anführen, auf sie angewendet in ihrem irdischen Charakter, da sie als Patriarchen ihre Scharen zu den sieben Flüssen hinführen. Übrigens kam das Wort „Gott“ selbst im Singular, das alle Götter oder Theoi umfaßt, zu den „höherstehenden“ civilisierten Nationen aus einer sonderbaren Quelle, die ebenso vollständig und hervorragend phallisch ist, als das rein ausgesprochene indische Lingam. Der Versuch, das Wort Gott von dem germanischen Synonym gut abzuleiten, ist eine aufgegebene Idee, denn in keiner anderen Sprache, von den persischen Khoda bis zum lateinischen Deus hat sich ein Beispiel dafür gefunden, daß der Name für Gott von dem Attribute der Güte abgeleitet ist. Zu den lateinischen Rassen kommt er von dem ârischen Dyaus (der Tag); zu den slavischen von dem griechischen Bacchus (Bagh-bog); und zu den germanischen Rassen unmittelbar aus dem hebräischen Yod, oder Jod. Das letztere, [Symbolabbildung, siehe Buch], ist der Zahlenbuchstabe 10, männlich und weiblich, und Yod ist der phallische Haken. Daher das altsächsische Godh, das deutsche Gott, und das englische God. Dieser symbolische Ausdruck kann als Darstellung des Schöpfers der physischen Menschheit auf der irdischen Ebene angesehen werden, aber sicherlich hatte er nichts zu thun mit der Bildung oder „Erschaffung“ von Geist, Göttern, oder Kosmos. Chaos-Theos-Kosmos, die dreifache Gottheit, ist alles in allem. Daher wird es bezeichnet als männlich und weiblich, gut und böse, positiv und negativ; mit der ganzen Reihe entgegengesetzter Eigenschaften. Wenn es, in Pralaya, verborgen ist, so ist es unfaßbar und wird zur Unerkennbaren Gottheit. Es kann bloß in seinen thätigen Wirkungen erkannt werden, somit als Stoff-Kraft und lebendiger Geist, als die Wechselbeziehungen und die Folge, oder der Ausdruck, auf der sichtbaren Ebene, der letzten und für alle Zukunft unbekannten Einheit. [9] Der Geist oder die verborgene Stimme der Mantras; die thätige Offenbarung der verborgenen Kraft, oder occulten Macht. [10] Orthographie des Archaic Dictionary. [11] Wir meinen nicht die landläufige und angenommene Bibel, sondern die wirkliche jüdische Schrift, die jetzt kabbalistisch erklärt wird [12] Siehe Genesis, II. 4. [13] Er ist „unhervorbringbar“ aus dem einfachen Grunde, weil er nichtexistierend ist. Er war niemals entweder ein Name, oder überhaupt irgend ein Wort, sondern eine Idee, die nicht ausgedrückt werden konnte. Ein Ersatzmittel dafür wurde in dem ersten Jahrhunderte vor unserer Zeitrechnung geschaffen |