So bemerkt der Verfasser des Qabbalah ganz wahrheitsgemäß:

Lange vor seiner (Ibn Gebirols) Zeit . . . viele Jahrhunderte vor der christlichen Ära gab es in Centralasien eine „Weisheitsreligion“, von der in der Folgezeit Bruchstücke existierten unter den gelehrten Männern der archaischen Ägypter, der alten Chinesen, Hindûs, etc. . . . . (Und) die Qabbalah entsprang höchst wahrscheinlich ârischen Quellen, über Centralasien, Persien, Indien und Mesopotamien, denn aus Ur und Haran kamen Abraham und viele andere nach Palästina. [21]

Das Gleiche war auch die feste Überzeugung des C. W. King, des Verfassers von The Gnostics and Their Remains.
Vâmadeva Modelyar beschreibt den Anbruch der Nacht höchst poetisch. Obwohl schon in Isis Unveiled mitgeteilt, ist es doch einer Wiederholung wert.

Seltsame Geräusche werden gehört, die von einem jeden Punkte ausgehen. . . . Diese sind die Vorläufer der Nacht des Brahmâ; Dämmerung erhebt sich am Horizonte, und die Sonne verschwindet hinter dem dreizehnten Grade des Makara (des zehnten Zeichens des Tierkreises) und wird nicht mehr das Zeichen des Mina (das Tierkreiszeichen Pisces, oder die Fische) erreichen. Die Gurus der Pagoden, deren Aufgabe es ist, das Râshichakram (den Tierkreis) zu überwachen, können jetzt ihre Kreise und Instrumente zerbrechen, denn sie sind fürderhin nutzlos.
Allmählich verblaßt das Licht, die Wärme vermindert sich, die unbewohnten Orte vermehren sich auf der Erde, die Luft wird dünner und dünner; die Wasserquellen vertrocknen, die großen Flüsse sehen ihre Wellen erschöpft, der Ozean zeigt seinen sandigen Grund und die Pflanzen sterben. Menschen und Tiere nehmen täglich an Größe ab. Lehen und Bewegung verlieren ihre Kraft, die Planeten können kaum mehr im Raume gravitieren; sie erlöschen einer nach den andern, wie eine Lampe, die wieder zu füllen die Hand des Chokra (Dieners) vernachlässigt. Sûrya (die Sonne) flackert und geht aus, der Stoff verfällt der Auflösung (dem Pralaya), und Brahmâ taucht wieder unter in Dyaus, den ungeoffenbarten Gott, und da seine Aufgabe erfüllt ist, verfällt er in Schlaf. Ein anderer Tag ist vollbracht, die Nacht setzt ein, und dauert bis zur nächsten Morgendämmerung.

Und wiederum kehren nun in das goldene Ei seines Gedankens die Keime zurück von allem, was existiert, wie uns der göttliche Mann sagt. Während Seiner friedlichen Ruhe stellen die belebten Wesen, die mit den Prinzipien der Thätigkeit begabt sind. ihre Thätigkeiten ein, und alles Gefühl (Manas) schläft ein. Wenn alle in die Höchste Seele aufgesaugt sind, so schläft diese Seele aller Wesen in vollkommener Ruhe, bis zu dem Tage, an welchen sie wieder ihre Form annimmt, und aufs Nette aus ihrer ursprünglichen Dunkelheit erwacht. [22]

Wie das Satya Yuga immer das erste in der Reihe der vier Zeitalter oder Yugas ist, so kommt das Kali immer zuletzt. Das Kali Yuga herrscht jetzt unumschränkt in Indien und es scheint mit dem gleichen Zeitalter im Westen zusammenzufallen. Auf jeden Fall ist es merkwürdig, zu sehen, wie prophetisch in fast allen Dingen der Schreiber des Vishnu Purâna war, als er dem Maitreya einige der dunklen Einflüsse und Sünden dieses Kali Yuga vorhersagte. Denn nachdem er sagt, dass die ,,Barbaren“ die Herren der Ufer des Indus, von Chandrabhâgâ und Kâshmîra sein werden, fügt er hinzu:+

Zu dieser Zeit werden Monarchen sein, die über die Erde herrschen, Könige von rohem Geiste, heftigem Temperamente, und immer der Falschheit und Bosheit ergeben. Sie werden Frauen, Kinder und Kühe töten; sie werden das Eigentum ihrer Unterthanen wegnehmen (oder, nach einer anderen Leseart, den Weibern Anderer nachstellen); sie werden von beschränkter Macht sein . . . ihre Lebensdauer wird kurz, ihre Begierden unersättlich sein . . . . Leute verschiedener Länder, die mit ihnen sich vermischen, werden ihrem Beispiele folgen; und die Barbaren werden (in Indien) mächtig sein in dem Schutze der Fürsten, während reine Stämme vernachlässigt werden, und das Volk zu Grunde geht (oder wie der Kommentator sagt: „die Mlechchhas werden in der Mitte sein und die Ârier am Ende“). [23] Wohlstand und Frömmigkeit werden Tag für Tag abnehmen, bis die Welt gänzlich verkommen ist. . . . Besitz allein wird Würde verleihen; Reichtum wird die einzige Quelle dei Anhänglichkeit sein; Leidenschaft (las einzige Band der Vereinigung zwischen den Geschlechtern; Falschheit das einzige Mittel zum Erfolge im Rechtsstreit; und die Weiber werden bloß Gegenstände sinnlichen Genusses sein. . . . .

Äußere Abzeichen werden die einzige Unterscheidung der verschiedenen Stände im Leben sein; Unredlichkeit (anyâya) wird das (allgemeine) Mittel zu Lebensunterhalt sein; Schwäche die Ursache der Abhängigkeit, Drohung und Anmaßung werden den Ersatz für Gelehrsamkeit bilden; Freigebigkeit wird Frömmigkeit sein; ein Mann, der reich ist, wird für rein gehalten werden; gegenseitiges Einverständnis wird Ehe sein; schöne Kleider Würde . . . Derjenige, der der Stärkste ist, wird herrschen . . . das Volk, unfähig die schweren Lasten (khara-bhâra, Steuerlast) zu ertragen, wird seine Zuflucht in den Thälern suchen. . . . So wird im Kalizeitalter der Verfall beständig fortschreiten, bis das Menschengeschlecht sich seiner Vernichtung (pralaya) nähert. Wenn . . . der Schluß des Kalizeitalters nahe sein wird, wird ein Teil des göttlichen Wesens, welches existiert, aus seiner eigenen geistigen Natur (Kalki Avatâra) . . . auf die Erde herabsteigen, ... begabt mit den acht übermenschlichen Fähigkeiten . . . Er wird Rechtschaffenheit auf Erden wiederherstellen: und die Gemüter jener, welche am Ende des Kali Yuga leben, werden erweckt werden, und werden so durchsichtig sein wie Krystall. Die veränderten Menschen . . . werden die Samen von menschlichen Wesen bilden, und werden eine Rasse hervorbringen, welche den Gesetzen des Kritazeitalters (oder des Zeitalters der Reinheit) folgen wird. So wie es heißt: „Wenn die Sonne und der Mond und (das Mondhaus) Tishya, und der Planet Jupiter in einem Hause sind, wird das Krita- (oder Satya-) Zeitalter wiederkehren . . . . [24]


[21] pp. 219, 221.

[22] Siehe Jacolliots Les Fils de Dieu, und l‘Inde des Brahmes, p. 230.

[23] Wenn das nicht prophetisch ist, was dann?

[24] Wilson, Vishnu Purâna, Buch IV. Kap. XXIV.