Kein Symbol, sogar einschließlich der Sonne, war verwickelter in seinen vielfältigen Bedeutungen als das Mondsymbol. Das Geschlecht war natürlich dual. Bei einigen war es männlich; wie z. B. der indische „König Soma“ und der chaldäische Sin; bei anderen Nationen war es weiblich: die schönen Göttinnen Diana-Luna, Ilithyia, Lucina. Bei den Tauriern wurden menschliche Schlachtopfer der Artemis, einer Form der Mondgöttin dargebracht; die Kreter nannten sie Diktynna, und die Meder und Perser Anaitis, wie eine Inschrift zu Koloe zeigt: [korrekter Abdruck siehe Buch]. Aber wir haben jetzt hauptsächlich mit der keuschesten und reinsten der jungfräulichen Göttinnen zu thun, mit Luna-Artemis, welcher Pamphôs zuerst den Beinamen [korrekter Ausdruck siehe Buch] gab und von welcher Hippolytus schrieb: [korrekter Abdruck siehe Buch]. [14] Diese Artemis-Lochia, die Göttin, welche der Empfängnis und Geburt vorstand, ist in ihren Funktionen und als die dreifache Hekate, die orphische Gottheit, die Vorläuferin des Gottes der Rabbiner und der vorchristlichen Kabbalisten, und sein lunarer Typus. Die Göttin [korrekter Abdruck siehe Buch] war das personificierte Symbol der verschiedenen und aufeinanderfolgenden Anblicke, welche durch den Mond in allen seinen drei Phasen repräsentiert werden, und diese Auslegung war bereits die der Stoiker, [15] während die Orphier das Beiwort [korrekter Abdruck siehe Buch]; durch die drei Reiche der Natur erklärten, über welche sie herrschte. Eifersüchtig, blutdürstig, rachegierig und anspruchsvoll ist Hekate-Luna ein würdiges Gegenbild des „eifersüchtigen Gottes“ der hebräischen Propheten. Das ganze Rätsel der Sonnen- und Mondverehrung, wie sie sich jetzt in den Kirchen findet, beruht in der That auf diesem weltalten Geheimnis der Monderscheinungen. Die in Wechselbeziehung stehenden Kräfte in der ,,Königin der Nacht“, welche für die moderne Wissenschaft verborgen liegen, aber für die Erkenntnis der östlichen Adepten in voller Thätigkeit sind, erklären wohl die tausendundein Bilder, unter denen der Mond von den Alten dargestellt wurde. Dies zeigt auch, um wieviel tiefer die Alten in die Geheimnisse des Mondes eingedrungen waren, als jetzt unsere modernen Astronomen. Das ganze Pantheon der lunaren Götter und Göttinen, Nephtys oder Neith, Proserpina, Melitta, Kybele, Isis, Astarte, Venus, und Hekate auf der einen Seite, und Apollo, Dionysos, Adonis, Bacchus, Osiris, Atys, Thammuz, etc., auf der anderen, zeigen alle auf der Stirne ihrer „Namen und Titel - nämlich von „Söhnen“ und „Gatten“ ihrer „Mütter“ ihre Wesensgleichheit mit der christlichen Dreieinigkeit. In jedem religiösen Systeme ließ man die Funktionen der Götter, als Vater, Sohn und Gatte, in eine zusammenfließen, und die Göttinnen wurden als Weib, Mutter und Schwester des männlichen Gottes identificiert; die ersteren vereinigten die menschlichen Attribute zur „Sonne, dem Geber des Lebens“, die letzteren versenkten alle anderen Titel in die große Zusammenfassung, bekannt als Maia, Maya, Maria, etc. - ein Gattungsname. Maia erhielt bei den Griechen durch eine gezwungene Ableitung die Bedeutung von „Mutter“, von Wurzel ma (Amme) und gab ihren Namen sogar dem Monate Mai, welcher allen diesen Göttinnen geheiligt war, bevor er der Maria geweiht wurde. [16] Ihre ursprüngliche Bedeutung jedoch war Mâyâ, Durgâ, von den Orientalisten übersetzt als die „Unnahbare“, während die wirkliche Bedeutung die „Unerreichbare“ ist, in dem Sinne von Täuschung und Unwirklichkeit, als die Quelle und Ursache der Zauberwerke, die Personifikation der Täuschung. In religiösen Gebräuchen diente der Mond einem doppelten Zwecke. Als eine weibliche Göttin für exoterische Zwecke, oder als ein männlicher Gott in Allegorie und Symbol personificiert, wurde unser Begleiter in der occulten Philosophie als eine geschlechtslose Kraft betrachtet, die wohl studiert werden mußte, da man sich vor ihr zu fürchten hatte. Bei den initiierten Âriern, Chaldäern‘ Griechen und Römern, waren Soma, Sin, Artemis Soteira (der hermaphrodite Apollo, dessen Attribut die Leier ist und die bärtige Diana mit Bogen und Pfeil), Deus Lunus und insbesondere Osiris-Lunus und Thot-Lunus, [17] die occulten Kräfte des Mondes. Aber einerlei ob männlich oder weiblich, ob Thot oder Minerva, Soma oder Astoreth, ist der Mond das verborgene Geheimnis der Geheimnisse, und mehr ein Symbol des Bösen als des Guten. Seine sieben Phasen, nach der ursprünglichen esoterischen Einteilung, werden in drei astronomische Erscheinungen und vier rein psychische Phasen eingeteilt. Daß der Mond nicht immer verehrt wurde, zeigt sich in den Mysterien, in welchen der Tod des Mondgottes - die drei Phasen des allmählichen Abnehmens und schließlichen Verschwindens - derart allegorisiert wurde, daß der Mond für den Genius des Bösen stand, welcher zeitweilig über den licht- und lebengebenden Gott, die Sonne, triumphiert; und die ganze Geschicklichkeit und Gelehrsamkeit der alten Hierophanten in der Magie war notwendig, um diesen Triumph in eine Niederlage zu verwandeln. [14] Siehe Pausanias, VIII, 35-38. [15] Cornutus De Natura Deorum, XXXIV I. [16] Die römischen Katholiken verdanken die Idee, den Monat Mai der Jungfrau zu weihen, dem heidnischen Plutarch, welcher zeigt, daß ,,der Mai der Miaa ([korrekter Abdruck siehe Buch]) oder Vesta geweiht ist“ (Aulus Gellius, sub voc. Maia), unserer Mutter Erde, unserer personificierten Amme und Ernährerin. [17] Thot-Lunus ist der Budha-Soma Indiens, oder Merkur und der Mond. |