In der ältesten Verehrung von allen, in der der dritten Rasse unserer Runde, in der der Hermaphroditen wurde der männliche Mond heilig, ah nach dem sogenannten Falle die Geschlechter getrennt worden waren. Deus Lunus wurde dann androgyn, männlich und weiblich der Reihe nach; um schließlich, für Zwecke der Zauberei, als eine duale Kraft der vierten Wurzelrasse, den Atlantiern, zu dienen. Mit der fünften, unserer eigenen Rasse, teilte die Mond- und Sonnenverehrung die Nationen in zwei getrennte, gegnerische Lager. Sie führte zu Ereignissen, die Aeonen später in dem mahâbhâratischen Krieg beschrieben wurden, welcher für die Europäer der fabelhafte, für die Inder und Occultisten der historische Kampf zwischen den Sûryavanshas und Indovanshas ist. Sie nahm ihren Ursprung in dem doppelten Aspekte des Mondes als Verehrung des weiblichen und des männlichen Prinzipes beziehungsweise, und endete in unterschiedenen Sonnen- und Mondkulten. Bei den semitischen Rassen war die Sonne durch eine sehr lange Zeit weiblich und der Mond männlich; die letztere Auffassung war von ihnen aus den atlantischen Überlieferungen übernommen worden. Der Mond hieß der „Herr der Sonne“, Bel-Shemesh, vor der Shemesliverehrung. Die Unkenntnis der ursprünglichen Gründe für eine solche Unterscheidung, und die Unkenntnis der occulten Prinzipien, führte die Nationen zu anthropomorphischem Götzendienst. Während jener Periode, welche in den mosaischen Büchern fehlt, nämlich von der Verbannung aus dem Paradiese bis zur allegorischen Flut, verehrten die Juden mit den übrigen Semiten den Dayanisi, [korrekter Abdruck siehe  Buch], den „Beherrscher der Menschen“, den „Richter“, oder die Sonne. Obwohl der jüdische Kanon und das Christentum die Sonne zu  „Gott dem Herrn“ und „Jehovah“ in der Bibel gemacht haben, so ist doch dieselbe Bibel voll von indiskreten Spuren der androgynen Gottheit, welche da war Jehovah, die Sonne, und Astoreth, der Mond, in seinem weiblichen Aspekt, und ganz frei von dem gegenwärtig ihm verliehenen metaphorischen Element. Gott ist. ein ,,verzehrendes Feuer“, erscheint in und ,,ist umgeben von Feuer“. Es geschah nicht bloß in seiner Vision, daß Hesekiel die Juden „gegen die Sonne beten“ sah. [18] Der Baal der Israeliten - der Shemesh der Moabiten und der Moloch der Ammoniten - waren einer und derselbe „Sonnenjehovah“, und er ist bis jetzt noch der „König der himmlischen Schar“, die Sonne, ebenso wie Astoreth die „Königin des Himmels“ oder der Mond war. Die „Sonne der Gerechtigkeit“ ist erst jetzt zu einem metaphorischen Ausdruck geworden. Aber die Religion eines jeden alten Volkes beruhte ursprünglich auf den occulten Offenbarungen einer rein abstrakten Kraft oder eines rein abstrakten Prinzipes, welches jetzt „Gott“ genannt wird. Schon die Einrichtung einer solchen Verehrung selbst zeigt in ihren Einzelheiten und Gebräuchen, daß die Philosophen, welche solche subjektive und objektive Natursysteme entwickelten, eine tiefe Kenntnis besaßen und mit vielen Thatsachen wissenschaftlicher Natur vertraut waren. Denn,, abgesehen davon, daß sie rein occult waren, beruhten die Gebräuche der Mondverehrung, wie soeben gezeigt worden ist, auf einer Kenntnis der - einer in unseren Augen ganz modernen Wissenschaft - der Psychologie, der heiligen Mathematik, Geometrie und Metrologie in ihren richtigen Anwendungen auf Symbole und Figuren, welch bloße Glyphen sind, die beobachtete natürliche und wissenschaftliche Thatsachen aufzeichneten; kurz gesagt, auf einer höchst eingehenden und tiefen Kenntnis der Natur. Wie wir soeben gesagt haben, erzeugt der Mondmagnetismus das Leben und erhält und zerstört es, und Soma verkörpert die dreifache Kraft der Trimûrti, obwohl dieselbe bis zum heutigen Tage für die Profanen unerkennbar bleibt. Die Allegorie, nach welcher Soma, der Mond, durch das Quirlen des Oceans des Lebens (des Raumes) durch die Götter in einem anderen Manvantara hervorgebracht wurde, das ist an dem vorgenetischen Tage unseres Planetensystems, und der Mythos, welcher darstellt, wie „die Rishis die Erde molken, deren Kalb Soma, der Mond war“, haben eine tiefe kosmographische Bedeutung; denn weder ist es unsere Erde, welche gemolken wird, noch war der Mond, den wir kennen, das Kalb. [19] Hätten unsere weisen Männer der Wissenschaft ebensoviel von den Geheimnissen der Natur gewußt, wie die alten Ârier, sie hätten sich sicherlich niemals eingebildet, daß der Mond aus der Erde herausgeschleudert worden sei. Nochmals haben wir die älteste Permutation in der Theogonie, den Sohn, welcher zu seinem eigenen Vater wird, und die Mutter, die von dem Sohne erzeugt wird, uns ins Gedächtnis zu rufen und zu überlegen, wenn wir die symbolische Sprache der Alten verstehen wollen. Anderen Falles wird die Mythologie bei den Orientalisten immer nur herumspuken als ,,die Krankheit, die bei einem gewissen Stadium der menschlichen Kultur auftritt!“ - wie Renouf würdevoll bemerkt.

Die Alten, lehrten sozusagen die Selbsterzeugung der Götter: die Eine göttliche Wesenheit, welche ungeoffenbart ist, erzeugt beständig ein Zweites Selbst, welches geoffenbart ist, welches Zweite Selbst seiner Natur nach androgyn, auf eine unbefleckte Art alles Makrokosmische und Mikrokosmische in diesem Weltall gebiert. Dieses wurde einige Seiten weiter oben gezeigt an dem Kreise und dem Durchmesser, oder der heiligen Zehn (10).

Aber trotz des außerordentlichen Verlangens unserer Orientalisten ein gleichartiges Element in der Natur zu entdecken, wollen sie es nicht sehen. In ihren Untersuchungen durch solche Unwissenheit beengt, werden die Âryanisten und Ägyptologen in ihren Spekulationen beständig von der Wahrheit abgelenkt. So ist de Rougé nicht im stande, in dem von ihm übersetzten Texte den Sinn davon zu verstehen, daß Ammon-Ra zu König Amenophes, welcher für Memnon gehalten wird, sagt: „Du bist mein Sohn, ich habe dich erzeugt.“ Und nachdem er dieselbe Idee in vielen Texten und unter verschiedenen Formen wiederfindet, ist dieser sehr christliche Orientalist schließlich gezwungen auszurufen:

Damit diese Idee in das Gemüt eines Hierogrammatikers Eingang finden konnte, muß es in ihrer Religion eine mehr oder weniger ausgeprägte Lehre gegeben haben, welche göttliche und unbefleckte Inkarnation unter einer menschlichen Form, als eine mögliche Thatsache hinstellte, die sich einmal ereignen könnte.

Ganz genau so. Wozu aber die Erklärung einer unmöglichen Prophezeiung aufladen, wenn das ganze Geheimnis sich dadurch erklärt, daß die spätere Religion die fühere kopiert hat?


[18] Hesekiel, VIII. 16.

[19] Die Erde flieht in der Allegorie vor Prithu, der sie verfolgt, für ihr Leben. Sie nimmt die Gestalt einer Kuh an, und, zitternd vor Entsetzen, läuft sie hinweg und verbirgt sich sogar in den Regionen des Brahmâ. Daher ist es nicht unsere Erde. Hinwiederum wechselt das Kalb in jedem Purâna seinen Namen. In einem ist es Manu Svâyambhuva, in einem anderen Indra, in einem dritten der Himavat (Himâlaya) selbst, während Meru der Melker war. Dies ist eine tiefere Allegorie, als man zu denken geneigt sein möchte.