Die Allegorie, welche im Pymander vor vielleicht zehn Jahrtausenden für eine dreifache Art der Interpretation aufgestellt worden war, und die Aufzeichnung einer astronomischen, anthropologischen, und selbst einer alchimistischen Thatsache beabsichtigte, nämlich die Allegorie von den sieben Rektoren, welche die sieben Feuerkreise durchbrechen, wurde zu einer einzigen materiellen und anthropomorphischen Erklärung erniedrigt - zur Empörung und zum Falle der Engel. Die vieldeutige, tief philosophische Erzählung unter der poetischen Form der „Ehe des Himmels mit der Erde“, von der Liebe der Natur für die göttliche Form, und von dem himmlischen Menschen, der von seiner eigenen im Spiegel der Natur wiedergespiegelten Schönheit hingerissen war, das heißt, von dem zum Stoffe hingezogenen Geiste, ist jetzt durch die theologische Behandlung dazu geworden, daß die sieben Rektoren Jehovah den Gehorsam versagen, Selbstbewunderung den satanischen Stolz erzeugt, worauf ihr Fall folgte, da Jehovah nicht gestattete, daß irgend jemandem Verehrung erwiesen werde außer ihm selbst. Kurz gesagt, die schönen Planetenengel, die herrlichen cyklischen Äonen der Alten, wurden in ihrer orthodoxesten Form zu Samael zusammengefaßt, dem Fürsten der Dämonen im Talmud, der „Großen Schlange mit zwölf Schwingen, welche in ihrem Falle das Sonnensystem oder die Titanen hinter sich herabzieht“. Aber Schemal - das andere Ich und der sabäische Typus des Samael - bedeutete in seinem philosophischen und esoterischen Aspekte das „Jahr“ in seinem astrologischen üblen Aspekte mit seinen zwölf Monaten oder „Schwingen“ von unvermeidlichen Übeln in der Natur. In der esoterischen Theogonie repräsentierten Schemal sowie Samael eine besondere Gottheit. [8] Bei den Kabbalisten sind sie der „Geist der Erde“, der persönliche Gott, welcher dieselbe beherrscht, und daher thatsächlich wesensgleich mit Jehovah. Denn die Talmudisten selbst gestehen zu, daß Samael ein Gottesname von einem der sieben Elohim ist. Die Kabbalisten hin wiederum zeigen, daß die beiden, Schemal und Samael, eine symbolische Form des Saturn oder Kronos sind; die „zwölf Schwingen“ stehen für die zwölf Monate, und das Symbol bedeutet in seiner Zusammenfassung einen Rassencyklus. Jehovah und Saturn sind auch glyphisch identisch. Dies fährt seinerseits zu einer sehr merkwürdigen Folgerung aus einem römisch-katholischen Dogma. Viele berühmte Schriftsteller, welche der römischen Kirche angehören, gestehen zu, daß ein Unterschied besteht und gemacht werden sollte zwischen den uranischen Titanen, den vorsintflutlichen Riesen, welche auch Titanen waren, und jenen nachsintflutlichen Riesen, in welchen die römischen Katholiken beharrlich die Nachkommen des mythischen Ham sehen. Mit klaren Worten, man muß eine Unterscheidung machen zwischen den kosmischen, ursprünglichen entgegenwirkenden Kräften, welche von dem cyklischen Gesetze gelenkt waren, zwischen den atlantischen menschlichen Riesen, und zwischen den nachsintflutlichen großen Adepten, einerlei ob der rechten oder der linken Hand. Zur selben Zeit zeigen sie, daß Michael, „der Oberbefehlshaber der streitbaren himmlischen Schar, der Leibgarde des Jehovah“, wie es nach de Mirville scheinen möchte, auch ein Titan ist, bloß mit dem Beiworte eines „göttlichen“ vor dieser Bezeichnung. Somit sind jene „Uraniden“, welche überall „göttliche Titanen“ genannt werden - und welche, da sie sich gegen Kronos oder Saturn aufgelehnt haben, sich auch als die Feinde des Samael erweisen, welcher ebenfalls einer der Elohim ist und synonym mit Jehovah in seiner Gesamtheit identisch mit Michael und seiner Schar. Kurz gesagt, die Rollen sind vertauscht, alle Mitstreiter in Unordnung gebracht, und kein Gelehrter ist im stande, klar zu unterscheiden, was ein jeder ist. Die esoterische Erklärung kann jedoch einige Ordnung in diese Verwirrung bringen, in welcher Jehovah zum Saturn wird, und zum Michael mit seiner Schar zum Satan und zu den rebellischen Engeln, infolge der unvorsichtigen Versuche der allzu getreuen Eiferer, in jedem heidnischen Gotte einen Teufel zu sehen. Der wahre Sinn ist viel philosophischer, und die Legende vom ersten „Falle“ der Engel nimmt eine wissenschaftliche Färbung an, wenn sie richtig verstanden wird. [8] Siehe Chwolsohn, Nabathean Agriculture, II. 217 |