Kronos steht für endlose und daher unbewegliche Dauer, ohne Beginn, ohne Ende, jenseits der geteilten Zeit und jenseits des Raumes. Von jenen Engeln, Genien oder Devas, welche geboren wurden, um in Zeit und Raum zu wirken, das heißt, die sieben Kreise der übergeistigen Ebenen durchbrechend in die phänomenalen oder begrenzten überirdischen Regionen einzutreten, heißt es allegorisch, daß sie gegen Kronos sich auflehnten und den Löwen bekämpften, der damals der eine lebendige und höchste Gott war. Wenn Kronos seinerseits so dargestellt wird, daß er seinen Vater Uranus verstümmelt, so ist die Bedeutung der Allegorie sehr einfach. Die unbedingte Zeit wird zur endlichen und bedingten gemacht; ein Teil wird dem Ganzen geraubt, und somit gezeigt, daß Saturn, der Vater der Götter, aus einer ewigen Dauer zu einer begrenzten Zeitperiode transformiert worden ist. Kronos mäht mit seiner Sense die längsten und für uns scheinbar endlosen Cyklen nieder, welche nichtsdestoweniger in der Ewigkeit begrenzt sind, und mit eben dieser Sense vernichtet er die mächtigsten Rebellen. Ja, nicht einer wird der Sense der Zeit entrinnen! Preise den Gott oder die Götter, oder verhöhne eines oder beide, jene Sense wird nicht den millionsten Teil einer Sekunde in ihrem aufsteigenden oder absteigenden Schwunge erzittern.

Die Titanen von Hesiods Theogonie waren griechische Abbilder der indischen Suras und Asuras. Kürzlich hat man in einem alten, die griechische Mythe betreffendem Fragmente entdeckt, daß diese hesiodischen Titanen, die Uraniden, welche einstmals als nur sechs gezählt wurden, sieben an der Zahl waren; der siebente hieß Phoreg. Somit ist ihre Identität mit den sieben Rektoren vollständig bewiesen. Der Ursprung des Streites im Himmel und des Falles ist nach unserer Ansicht unvermeidlich auf Indien zurückzuführen, und vielleicht auf eine weit frühere Zeit als auf die der purânischen Berichte darüber. Denn der Târakâmaya gehörte einem späteren Zeitalter an, und es lassen sich Berichte über drei verschiedene Kämpfe in fast jeder Kosmogonie verfolgen.

Der erste Streit ereignete sich in der Nacht der Zeit zwischen den Göttern und (A)-suras, und dauerte die Zeit eines göttlichen Jahres. [9] Bei dieser Gelegenheit wurden die Götter von den Daityas unter der Anführung des Hrâda geschlagen. Aber später schlugen infolge eines Planes des Vishnu, an welchen sich die besiegten Götter um Hilfe gewendet hatten, die letzteren die Asuras. Im Vishnu Purâna findet sich kein Zwischenraum zwischen den beiden Kämpfen.

Nach der esoterischen Lehre jedoch findet ein Kampf vor der Bildung des Sonnensystems statt; ein anderer auf Erden bei der „Schöpfung“ des Menschen; und ein dritter Krieg wird erwähnt, der am Ende der vierten Rasse zwischen den Adepten derselben und denen der fünften Rasse stattgefunden haben soll; das heilst, zwischen den Initiierten der „ heiligen Insel“ und den Zauberern der Atlantis. Wir werden den ersten Kampf ins Auge fassen, wie er von Parâshara berichtet wird, und versuchen, die beiden Berichte zu trennen, welche absichtlich miteinander vermengt sind.
Es heißt daselbst, daß die Daityas und Asuras die Pflichten ihrer verschiedenen Kasten (Varnas) übernommen hatten und die in der heiligen Schrift vorgeschriebenen Pfade verfolgten, auch religiöse Buße übten - eine sonderbare Beschäftigung für Dämonen, wenn sie, wie behauptet wird, mit unseren Teufeln identisch sind - und es daher den Göttern unmöglich war, sie zu vernichten. Die von den Göttern an Vishnu gerichteten Gebete sind merkwürdig, da sie die in einer anthropomorphischen Gottheit liegenden Ideen zeigen. Nachdem sie nach ihrer Niederlage „an die nördliche Küste des Milchmeeres (des atlantischen Ozeans) geflohen waren“, [10] richteten die entmutigten Götter viele demütige Bitten „an das erste der Wesen, an den göttlichen Vishnu“, und zwar unter anderen die folgende:

Preis sei dir, der du eins bist mit den Heiligen, dessen vollkommene Natur immer gesegnet ist, und der du ohne Widerstand zu finden alle durchdringbaren Elemente durchströmst. Preis sei dir, der du eins bist mit der Schlangenrasse, doppelzüngig, ungestüm, grausam, unersättlich durch Genuß und überreich an Reichtum . . . . Preis sei dir, . . . o Herr, der du weder Farbe noch Ausdehnung hast, noch Masse (ghana), noch irgendwelche dir zuschreibbare Eigenschaften, und dessen Wesenheit (rûpa), das reinste des Reinen, nur von den heiligen Paramarshis (den größten der Weisen oder Rishis) wahrgenommen werden kann. Wir beugen uns vor dir, in der Natur des Brahma, unerschaffener, unvergänglicher (avyaya); der du in unsern Körpern bist und in allen andern Körpern, und in allen lebenden Geschöpfen; und außer welchem nichts existiert Wir preisen jenen Vâsudeva, den Herrn (von Allem), welcher ist ohne Makel, der Same von allen Dingen, von der Auflösung ausgenommen, ungeboren, ewig; welcher seiner Wesenheit nach Paramapadâtmavat (jenseits des Zustandes des Geistes) ist und seiner Substanz (rûpa) nach die Gesamtheit von diesem (Weltall). [11]


[9] Ein Tag des Brahms dauert 4320 000 000 Jahre - multipliciere dies mit 360! Die A-suras (Nicht-Götter, oder Dämonen) sind hier noch Suras, Götter, die höher in der Hierarchie stehen als solche sekundäre Götter, die in den Veden nicht einmal erwähnt sind. Die Dauer des Krieges zeigt seine Bedeutung, und zeigt auch, daß die Streiter nur die personificierten kosmischen Mächte sind. Es ist offenbar zu sektiererischen Zwecken und aus theologischem Hasse geschehen, daß die täuschende Form Mâyâmoha, welche Vishnu annahm, in späteren Neuanordnungen der alten Texte dem Buddha und den Daityas zugeschrieben wurde, wie im Vishnu Purâna, wenn es nicht ein Phantasiegebilde von Wilson selbst war. Dieser glaubte auch eine Anspielung auf den Buddhismus in der Bhagavadgîtâ gefunden zu haben, während er, wie K. T. Telang bewiesen hat, bloß die Buddhisten und die älteren Chârvâka-Materialisten miteinander verwechselt hat. Die Version existiert nirgends in den anderen Purânen, wenn anders die Vermutung, wie Professor Wilson behauptet, in Bezug auf das Vishnu Purâna zutrifft; dessen Übersetzung, insbesondere die von Buch III. cap. XVIII, wo der hochwürdige Orientalist willkürlich den Buddha einführt, und ihn den Daityas Buddhismus lehren läßt, zu einem anderen „großen Kriege“ geführt hat, zwischen ihm und dein Oberst Vans Kennedy. Der letztere beschuldigte ihn öffentlich, vorsätzlich purânische Texte entstellt zu haben. „Ich behaupte,“ schrieb der Oberst zu Bombay im Jahre 1840, „daß die Purânen nicht das enthalten, was nach der Behauptung Professor Wilsons in ihnen enthalten sein soll; . . . . bis solche Stellen vorgebracht werden, möge es mir erlaubt sein, meine früheren Schlußfolgerungen zu wiederholen, daß Professor Wilsons Meinung, die jetzt vorhandenen Purânen seien Kompilationen, welche zwischen dem achten und siebzehnten Jahrhundert (n. Chr. !) gemacht wurden, bloß auf willkürlichen Annahmen und unbegründeten Behauptungen beruht, und daß seine diesbezügliche Beweisführung entweder geringfügig, trügerisch, widerspruchsvoll oder unwahrscheinlich ist.“ (Siehe Vishnu Purâna, übersetzt von Wilson, herausgegeben von Fitzedward Hall, Bd. V., Anhang.)

[10] Dieser Satz bezieht sich auf den dritten Krieg, da die irdischen Festlande, Meere und Flüsse in Zusammenhang mit ihm erwähnt werden.

[11] Vishnu Purâna, III. XVII (Wilson, Ed. III. 204-5).