Und als Adam Kadmon ist er nach der esoterischen Auslegung die Zusammenfassung der Zahl Zehn, der Sephiroth, selber aber eine Dreiheit oder die drei Attribute der unerkennbaren Gottheit in Einem. [20] Als der Himmlische Mensch (oder Logos) zuerst die Form der Krone [21] (Kether) annahm und sieh mit Sephira identificierte, ließ er sieben glänzende Lichter aus ihr (der Krone) hervorgehen“, die in ihrer Gesamtheit Zehn ausmachten; ebenso ließ Brahmâ-Prajâpati, nachdem er von Vâch, allerdings mit ihr identisch bleibend, getrennt worden war, aus dieser Krone die sieben Rishis, die sieben Manus oder Prajâpatis hervorgehen. In der Exoterik wird man immer 10 und 7 für beide, für Sephira und Prajâpati, finden; in der esoterischen Darstellung aber immer 3 und 7, was ebenfalls 10 giebt. Nur wenn sie in der manifestierten Sphäre, in 3 und 7 geteilt sind, bilden sie das androgyne [Symbolabbildung, siehe Buch], und [Symbolabbildung, siehe Buch], oder die geoffenbarte und differentiierte Figur X.

Dies wird dem Schüler zum Verständnis dessen behülflich sein, warum Pythagoras die Gottheit, den Logos, als den Mittelpunkt der Einheit und die Quelle der Harmonie betrachtete. Wir sagen, daß diese Gottheit der Logos war, und nicht die Monade, welche in Einsamkeit und Schweigen wohnt weil Pythagoras lehrte, daß die Einheit als unteilbar keine Zahl ist. Und dies ist auch der Grund, warum man von dem Kandidaten, der um Zulassung zu dieser Schule ansuchte, verlangte, daß er bereits als Einleitung die Wissenschaften der Arithmetik, Astronomie, Geometrie und Musik studiert habe, welche Wissenschaften als die vier Abteilungen der Mathematik betrachtet wurden. [22]

Hierin liegt hinwieder die Erklärung, warum die Pythagoräer behaupteten, daß die Lehre von den Zahlen, die wichtigste von allen Lehren der Esoterik, dem Menschen durch die himmlischen Gottheiten enthüllt worden sei; daß die Welt aus dem Chaos durch Ton oder Harmonie hervorgerufen und nach den Grundsätzen der musikalischen Proportion aufgebaut worden sei; daß die sieben Planeten, welche das Geschick der Sterblichen lenken, eine harmonische Bewegung haben, und, wie Censorinus sagt:

Zwischenräume, welche musikalischen Intervallen entsprechen, die verschiedene Töne von so vollkommenem Zusammenklang ergeben, daß sie die süßeste Melodie hervorbringen, die für uns bloß wegen der Erhabenheit des Klanges unhörbar ist, den zu vernehmen unsere Ohren unfähig sind.

In der pythagoräischen Theogonie waren die Hierarchieen der himmlischen Schar und der Götter beziffert und auch durch Zahlen ausgedrückt. Pythagoras hatte die Geheimwissenschaft in Indien studiert; daher finden wir bei seinen Schülern den Ausspruch:

Die Monade (das geoffenbarte Eine) ist der Urgrund aller Dinge. Aus der Monade und der unbestimmten Duade (dem Chaos) entsprangen die Zahlen; aus den Zahlen die Punkte; aus den Punkten die Linien ; aus den Linien die Oberflächen; aus den Oberflächen die Körper; aus diesen die festen Körper, deren Elemente vier an Zahl sind, Feuer, Wasser, Luft, Erde; aus allen diesen, umgewandelt (in Wechselbeziehung gebracht) und gänzlich verändert, besteht die Welt. [23]

Und dies mag, wenn es schon nicht das ganze Geheimnis enthüllt, auf jeden Fall eine Ecke des Schleiers von jenen wunderbaren Allegorieen heben, die über Vâch, die geheimnisvollste aller brâhmanischen Göttinnen, geworfen sind; über sie, die den Beinamen der „melodischen Kuh hat, welche Unterhalt und Wasser zu melken giebt“ - die Erde mit allen ihren mystischen Kräften; und wiederum die, „welche Nahrung und Unterhalt giebt“ - die körperliche Erde. Isis ist ebenfalls die mystische Natur und auch die Erde; und ihre Kuhhörner identificieren sie mit Vâch, welche, nachdem sie in ihrer höchsten Form als Parâ erkannt ist, an dem niedrigeren oder materiellen Ende der Schöpfung Vaikharî wird. Daher ist sie die mystische, wenn auch körperliche, Natur, mit allen ihren magischen Seiten und Eigenschaften.

Hinwiederum als Göttin der Rede und des Tones, und als eine Permutation der Aditi ist sie in einem Sinne das Chaos. Auf jeden Fall ist sie die „Mutter der Götter“ und die wirkliche geoffenbarte Theogonie muß von Brahmâ, Îshvara oder dem Logos, und Vâch ausgehen, ebenso wie von Adam Kadmon und Sephira. Darüber hinaus ist alles Dunkelheit und abstrakte Spekulation. Mit den Dhyân Chohans oder den Göttern befinden sich die Seher, die Propheten und die Adepten im allgemeinen auf festem Grund. Einerlei ob Aditi oder die göttliche Sophia der griechischen Gnostiker, ist sie die Mutter der sieben Söhne, der Engel des Angesichtes, der Tiefe, oder des Großen Grünen des Totenbuches.

Das Buch des Dzyan, oder der wirklichen durch Meditation erlangten Erkenntnis, sagt:

Die Große Mutter lag mit dem [Symbolabbildung, siehe Buch; Dreieck], und dem [Symbolabbildung, siehe Buch; vertikale Linie], und dem [Symbolabbildung, siehe Buch; Quadrat], dem zweiten [Symbolabbildung, siehe Buch; vertikale Linie] und dem [Symbolabbildung, siehe Buch; Pentagramm] , [24] in ihrem Schoße, bereit sie hervorzubringen, die mächtigen Söhne der [Symbolabbildung, siehe Buch]  (oder der 4320000, des Cyklus) deren zwei Aeltern sind der [Symbolabbildung, siehe Buch]  (Kreis) und der  [Symbolabbildung, siehe Buch] (Punkt).


[20] Diese Dreiheit wird allegorisch dargestellt durch die „drei Schritte des Vishnu“, welche - nachdem Vishnu in der Esoterik als das Unendliche betrachtet wird - die Bedeutung haben, daß aus Parabrahman Mulaprakriti, Purusha (der Logos) und Prakriti hervorgingen; die vier Formen - mit ihr selbst als Zusammenfassung - von Vâch. Und in der Kabalah sind Ain Suph, Shekinah, Adam Kadmon und Sephirah, die vier oder drei Emanationen, unterschieden, doch - Eine.

[21] Chaldäisches Buch der Zahlen. In der landläufigen Kabalah ersetzt der Name Jehovah den des Adam Kadmon.

[22] Justinus Martyr sagt uns, daß er wegen seiner Unvertrautheit mit diesen vier Wissenschaften von den Pythagoräern als Kandidat für Zulassung in ihre Schule zurückgewiesen worden sei.

[23] Diogenes Laertius, in der Vit. Pythag.

[24] 31415, oder [korrekter Abdruck siehe  Buch; pi], die Zusammenfassung, oder die Schar, vereinigt im Logos, und dem Punkte, im römischen Katholizismus, genannt der „Engel des Angesichtes“, und im hebräischen Michael. [korrekter Abdruck siehe  Buch], „welcher (ist gleich, oder derselbe) wie Gott“, die geoffenbarte Darstellung.