Die Geheimlehre giebt eine lange Genealogie von Rishis, aber trennt sie in viele Klassen. Wie die Götter der Ägypter in sieben und selbst in zwölf Klassen eingeteilt wurden, so auch die indischen Rishis in ihre Hierarchieen. Die ersten drei Gruppen sind die göttliche, kosmische und die sublunare. Dann kommen die solaren Götter unseres Systemes, die planetarischen, die unterweltlichen, und die rein menschlichen - die Heroen und die Mânushi.

Gegenwärtig jedoch haben wir es mit den präkosmischen, divinen Göttern, den Prajâpatis, oder den sieben Baumeistern zu thun. Diese Gruppe findet sich unverkennbar in jeder Kosmogonie. Infolge des Verlustes der ägyptischen archaischen Dokumente müssen wir, da nach Herrn Maspero „die zum Studium der Geschichte der religiösen Entwicklung von Ägypten vorliegenden Materialien und historischen Daten weder komplett noch sehr oft verständlich sind“, uns an die alten Hymnen und Grabinschriften wenden, um die von der Geheimlehre vorgebrachten Behauptungen teilweise und mittelbar bestätigt zu finden.

Ein solcher Hymnus zeigt, daß Osiris, gleich wie Brahmâ-Prajâpati, Adam Kadmon, Ormazd und so viele andere Logoi, das Haupt und die Zusammenfassung der Gruppe der „Schöpfer“ und Bauleute war. Bevor Osiris der „Eine“ und der höchste Gott von Ägypten wurde, wurde er zu Abydos als das Haupt oder der Leiter der himmlischen Schar der Bildner verehrt, welche der höchsten von den drei Ordnungen angehörten.

Der auf der Votivstele eines Grabmales von Abydos (3. Register) eingegrabene Hymnus ruft den Osiris wie folgt an:

Gruß sei dir, o Osiris, ältester Sohn des Seb; du größter über den sechs Göttern, hervorgegangen aus der Göttin Nu (dem Urwasser), du der große Liebling deines Vaters Ra; Vater der Väter, König der Dauer, Meister in Ewigkeit . . . . der du, sobald diese aus dem Schoße deiner Mutter hervorgingen, alle Kronen sammeltest und die Uräus(-schlange oder naja) [28] auf dein Haupt setztest; vielgestaltiger Gott, dessen Name unbekannt ist, und der du viele Namen hast in den Städten und Provinzen.

Hervorkommend aus dem Urwasser, bekrönt mit der Uräusschlange, welche das Schlangensymbol des kosmischen Feuers ist, und selber der siebente über den sechs ursprünglichen Göttern, hervorgegangen aus Vater-Mutter, Nu und Nut, dem Lufthimmel, wer anders kann Osiris sein, als der Haupt-Prajâpati, Haupt-Sephira, Haupt-Amshaspend. Ormazd! Daß letzterer solare und kosmische Gott im Beginne der religiösen Entwicklung dieselbe Stellung einnahm wie der Erzengel, „dessen Name geheim war“, ist sicher. Dieser Erzengel war Michael, der Repräsentant auf Erden des verborgenen jüdischen Gottes; kurz gesagt, es ist sein „Antlitz“, von dem es heißt, daß es vor den Juden einhergegangen sei wie eine „Feuersäule“. Burnouf sagt: „Die sieben Amshaspends, welche ganz sicherlich unsere Erzengel sind, bezeichnen auch die Personifikationen der göttlichen Tugenden“. [29] Und diese Erzengel sind daher ebenso sicher die Saptarshis der Inder, obwohl es nahezu unmöglich ist, einem jeden sein heidnisches Vor- und Gegenbild gegenüberzustellen, da sie, gerade so wie Osiris, alle so „viele Namen in den Städten und Provinzen“ haben. Einige der wichtigsten werden jedoch ihrer Reihe nach aufgeführt werden.

Ein Ding ist somit unleugbar bewiesen. Je mehr wir ihre Hierarchien studieren und ihre Wesensgleichheit herausfinden, desto mehr Beweise erlangen wir dafür, daß es unter den vergangenen und gegenwärtigen persönlichen Göttern, soweit sie uns seit den frühesten Tagen der Geschichte bekannt sind, keinen giebt, der nicht dem dritten Stadium der kosmischen Offenbarung angehörte. In jeder Religion finden wir die verborgene Gottheit als die Grundlage; dann den Strahl aus derselben, der in die ursprüngliche Weltmaterie fällt, als erste Offenbarung; dann das androgyne Ergebnis, die personifizierte duale, männliche und weibliche abstrakte Kraft als zweites Stadium; diese trennt sich schließlich im dritten in sieben Kräfte, von allen alten Religionen die schöpferischen Kräfte genannt, und von den Christen die Tugenden Gottes. Die späteren Erklärungen und abstrakten metaphysischen Einschränkungen haben die römische und griechische Kirche nicht verhindert, diese „Tugenden“ unter den Personifikationen und bestimmten Namen der sieben Erzengel zu verehren. Im Buche der Druschim [30] im Talmud wird eine Unterscheidung zwischen diesen Gruppen gegeben, die die korrekte kabbalistische Erklärung ist.

Es sagt:

Es giebt drei Gruppen (oder Ordnungen) der Sephiroth. 1. Die Sephiroth mit dem Beinamen der „göttlichen Attribute“ (abstrakt). 2. Die physischen oder siderischen (persönlichen) Sephiroth - die eine Gruppe zu sieben, die andere zu zehn. 3. Die metaphysischen Sephiroth, oder die Umschreibung des Jehovah, welche da sind die ersten drei Sephiroth (Kether, Chokmah und Binah), während der Rest der sieben die (persönlichen) sieben Geister der Gegenwart (auch der Planeten) sind.


[28] Dieses ägyptische Wort Naja erinnert nicht wenig an den indischen Nâga, den Schlangengott. Brahmâ und Shiva und Vishnu sind alle bekrönt und stehen im Zusammenhang mit Nâgas - ein Zeichen für ihren cyklischen und kosmischen Charakter.

[29] Comment on the Yashna, 17.

[30] Erste Abhandlung, p. 9