Es wird oft behauptet, und zwar wie üblich mit Unrecht, daß China, ein Land nahezu so alt als Indien, keine Kosmogonie habe.

Sie war dem Konfuzius unbekannt, und die Buddhisten erweiterten ihre Kosmogonie, ohne einen persönlichen Gott einzuführen, [34] so lautet die Klage.

Das Yi-King, „die echte Essenz des alten Denkens und das vereinte Werk der allverehrtesten Weisen“ unterläßt es, eine bestimmte Kosmogonie kundzugeben.

Nichtsdestoweniger bestand eine solche, und zwar eine sehr bestimmte. Nur ließ Konfuzius kein zukünftiges Leben gelten, [35] und die chinesischen Buddhisten verwerfen die Idee eines einzigen Schöpfers, und nehmen eine Ursache und deren zahllose Wirkungen an, und daher werden sie von denen, die an einen persönlichen Gott glauben, mißverstanden.

Das „Große Extreme“ als der Anfang der „Veränderungen“ (Transmigrationen) ist die kürzeste und vielleicht die bedeutsamste aller Kosmogonien für jene, welche, wie die Konfuzianisten, die Tugend um ihrer selbst willen lieben, und es versuchen, das Gute selbstlos zu thun ohne beständig nach Belohnung und Nutzen auszublicken. Das „Große Extreme“ des Konfuzius erzeugt „zwei Figuren“. Diese zwei erzeugen ihrerseits die „vier Bilder“; diese wiederum die „acht Symbole“. Es wird beklagt, daß wir, obwohl die Konfuzianisten in ihnen „Himmel, Erde und den Menschen im kleinen“ sehen, in ihnen sehen können, was wir wollen. Ohne Zweifel, und so ist es in Bezug auf viele Symbole, insbesondere auf jene der spätesten Religionen. Aber jene, die etwas von occulten Zahlen wissen, sehen in diesen „Figuren“ das wenngleich rohe Symbol der harmonischen fortschreitenden Entwicklung des Weltalls und seiner Wesen, der himmlischen sowie der irdischen. Und kein einziger, der die numerische Evolution der ursprünglichen Kosmogonie des Pythagoras studiert hat - eines Zeitgenossen des Konfuzius - kann jemals verfehlen, in seiner Triade, Tetraktis und Dekade, die aus der Einen und alleinigen Monade hervorgehen, dieselbe Idee zu finden. Konfuzius wird von seinem christlichen Biographen verlacht, weil er von „Weissagung schwatzt“, vor und nach dieser Stelle, und wird mit folgendem Ausspruche angeführt:

Die acht Symbole bestimmen gutes und schlechtes Schicksal, und diese führen zu großen Thaten. Es giebt keine nachahmenswerten Bilder, die größer wären als Himmel und Erde. Es giebt keine Veränderungen, die größer wären als die vier Jahreszeiten (d. h. Norden, Süden, Osten und Westen u. s. w.). Es giebt keine aufgehängten Bilder, die heller wären als Sonne und Mond. Im Vorbereiten der Dinge zum Gebrauche ist niemand größer als der Weise. Im Bestimmen von Glück und Unglück ist nichts größer als die Wahrsagestrohhalme und die Schildkröte. [36]

Daher werden die „Wahrsagestrohhalme“ und die „Schildkröte“, die „symbolischen Linienreihen“ und der große Weise, der auf dieselben hinblickt, wie sie eins und zwei werden, und die zwei zu vier werden, und die vier acht werden, und die anderen Reihen „drei und sechs“, geringschätzig verlacht, bloß weil seine weisen Symbole mißverstanden werden.

So werden der Verfasser des erwähnten Buches und seine Kollegen ohne Zweifel auch die Strophen verspotten, die in unserem Texte gegeben werden, denn sie repräsentieren genau dieselbe Idee. Die alte archaische Mappe der Kosmogonie ist voll von Linien im konfuzianischen Stil, von koncentrischen Kreisen und Punkten. Doch alle diese repräsentieren die abstraktesten und philosophischsten Vorstellungen über die Entstehungsgeschichte unseres Weltalls. Auf jeden Fall mögen sie den Anforderungen und wissenschaftlichen Zwecken unseres Zeitalters besser entsprechen als die kosmogonischen Aufsätze des heiligen Augustin und des ehrwürdigen Beda, obwohl letztere mehr als ein Jahrtausend später veröffentlicht wurden als die konfuzischen.
Konfuzius, einer der größten Weisen der alten Welt, glaubte an alte Magie, und übte sie selbst, „wenn wir die Behauptungen des Kià-yü für erwiesen annehmen“ und „er erhob sie bis zum Himmel im Yi-king,“ sagt uns sein hoch würdiger Kritiker. Nichtsdestoweniger lehrten bereits zu seiner Zeit, 600 v. Chr., Konfuzius und seine Schule die Kugelgestalt der Erde und das heliocentrische System; indeß ungefähr dreimal 600 Jahre nach dem chinesischen Philosophen Roms Päpste wegen der Behauptung derselben „Häretiker“ bedrohten und selbst verbrannten. Man lacht über ihn, weil er von der „heiligen Schildkröte“ spricht. Keine vorurteilsfreie Person kann irgend welchen großen Unterschied sehen zwischen einer Schildkröte und einem Lamm als Kandidaten für Heiligkeit, da beide Symbole sind und nichts weiter. Der Ochs, der Adler, [37] und der Löwe, und gelegentlich die Taube sind die „heiligen Tiere“ der westlichen Bibel; die ersten drei finden sich rund um die Evangelisten gruppiert; das vierte, das ihnen zugesellt ist, ein menschliches Antlitz, ist ein Seraph, d. i. eine „feurige Schlange“, wahrscheinlich der gnostische Agathodämon.
Die Auswahl ist merkwürdig, und zeigt, wie paradox die ersten Christen in ihren Auswahlen waren. Denn warum sollten sie diese Symbole des ägyptischen Heidentums gewählt haben, nachdem der Adler im neuen Testament nirgends erwähnt ist, außer ein einziges Mal, wo Jesus ihn als einen Aasfresser bezeichnet, [38] und er im alten Testament unrein genannt wird; nachdem der Löwe mit dem Satan verglichen wird, da beide nach dem Menschen brüllen, um sie zu verschlingen; und die Ochsen aus dem Tempel ausgetrieben werden? Auf der anderen Seite wird die Schlange, die als ein Beispiel der Weisheit eingeführt wird, jetzt als das Symbol des Teufels betrachtet.
Von der esoterischen Perle der Religion Christi, die zur christlichen Theologie erniedrigt worden ist, kann man in der That sagen, das sie für ihre Geburt und Entwicklung eine sonderbare und unpassende Schale erwählt habe.
Wie erklärt, beziehen sich die heiligen Tiere und die Flammen oder Funken innerhalb der heiligen Vier auf die Vorbilder alles dessen, was sich im Weltalle im göttlichen Gedanken findet in der Wurzel, die der vollkommene Würfel ist, oder das Fundament des Kosmos, kollektiv und individuell.
Sie haben alle eine occulte Beziehung zu ursprünglichen kosmischen Formen, und zu dem ersten Festwerden, Wirken, und Sichentwickeln des Kosmos.
In den ältesten exoterischen Kosmogonien der Inder erschafft nicht einmal der Demiurg.
Denn es heißt in einem der Purânen:
Der große Weltbaumeister giebt den ersten Anstoß zur drehenden Bewegung unseres Planetensystems, indem er der Reihe nach über jeden Planeten und Körper hinwegschreitet.
Diese Handlung ist es, die „das Drehen einer jeden Kugel um sich selbst und aller rund um die Sonne bewirkt.“ Nach dieser Handlung „übernehmen die Brahmândika“, die solaren und lunaren Pitris, die Dhyân Chohans, „die Aufsicht über ihre einzelnen Kugeln (Erden und Planeten) bis an das Ende des Kalpa“. Die Schöpfer sind die Rishis, deren meisten die Urheberschaft der Mantren oder Hymnen des Rig Veda zugeschrieben wird. Sie sind manchmal ihrer sieben, manchmal zehn, wenn sie zu Prajâpati werden, dem Herrn der Wesen; dann werden sie wieder die sieben und die vierzehn Manus, als die Repräsentanten der sieben und vierzehn Cyklen des Daseins, oder der Tage des Brahmâ, und entsprechen so den sieben Äonen, wenn, am Ende des ersten Stadiums der Evolution, sie in die sieben stellaren Rishis, die Saptarshis, verwandelt werden; während ihre menschlichen Doppelgänger als Heroen, Könige und Weise auf dieser Erde erscheinen.


[34] Edkins, Chinas Buddhism, kap. XX. Und sehr weise haben sie gehandelt!

[35] Wenn er es verwarf, so war dies auf Grund dessen, was er die „Veränderungen“ nennt, mit anderen Worten der Wiedergeburten des Menschen und der beständigen Verwandlungen. Der Persönlichkeit des Menschen sprach er die Unsterblichkeit ab, so wie wir es auch thun, nicht dem Menschen selbst.

[36] Er möge von den Protestanten verlacht werden; aber die römischen Katholiken haben kein Recht über ihn zu spotten, ohne einer Lästerung und eines Frevels sich schuldig zu machen. Denn es sind mehr als 200 Jahre her, seitdem Konfuzius von den römischen Katholiken in China als Heiliger kanonisiert wurde, die dadurch viele Konvertiten unter den unwissenden Konfuzianisten erlangten.

[37] Die in der Bibel als heilig betrachteten Tiere sind durchaus nicht wenige an Zahl; wie z. B. der Bock, der Azaz-el, oder Gott des Sieges. Wie Aben Ezra sagt: „Wenn du fähig bist, das Geheimnis des Azazel zu verstehen, so wirst du das Geheimnis Seines (Gottes) Namens lernen, denn er hat ähnliche Gefährten in der Schrift. Ich werde dir durch Anspielung einen Teil des Geheimnisses sagen; wenn du dreiunddreißig Jahre alt bist, wirst du mich verstehen.“ So ist es mit dem Geheimnisse der Schildkröte. In seiner Freude über die Poesie der biblischen Metaphern bringt ein frommer französischer Schriftsteller die „glühenden Steine“, „heiligen Tiere“ u. s. w. mit dem Namen Jehovah in Verbindung, und aus der Bible de Vence, XIX. 318  citierend sagt er: „In der That sind sie alle Elohim, wie ihr Gott“; denn diese Engel „nehmen ,durch eine heilige Anmaßung‘ den hochheiligen Namen des Jehovah an, jedesmal, so oft sie denselben repräsentieren‘“. (De Mirville, Des Esprits.) Niemand hat jemals daran gezweifelt, daß der Name angenommen gewesen sein muß, wenn unter der Maske des Unendlichen Einen Unerkennbaren, die Malachim oder Sendboten herabsteigen, um mit den Menschen zu essen und zu trinken. Wenn aber die Elohim und selbst noch niedrigere Wesen, wenn sie den Gottesnamen annehmen, verehrt wurden und noch verehrt werden, warum sollen dieselben Elohim Teufel genannt werden, wenn sie unter den Namen anderer Götter erscheinen?

[38] Matth. XXIV. 2