Die sieben Schöpfungen finden sich fast in einem jeden Purâna.
Ihnen allen geht voran das, was Wilson als das „ungetrennte Prinzip“ übersetzt,
der absolute Geist, der von irgend welcher Beziehung zu Sinnesgegenständen
unabhängig ist.
Sie sind: 1. Mahattattva, die Universalseele, der unendliche Intellekt oder das göttliche Gemüt; 2. Tanmâtras, Bhûta oder Bhûtasarga, die elementale Schöpfung, die erste Differentiation der universalen ungetrennten Substanz; 3. Indriya oder Aindriyaka, die organische Evolution. „Diese drei waren die Prâkrita-Schöpfungen, die Entwicklungen der ungetrennten Natur, welcher das ungetrennte Prinzip vorausging“; 4. Mukhya, „die grundlegende Schöpfung (der wahrnehmbaren Dinge) war die von unbelebten Körpern“ ; [5] 5. Tairyagyonya oder Tiryaksrotas war die der Tiere; 6. Urdhvasrotas, oder die der Gottheiten (?); [6] 7. Arvâksrotas, war die des Menschen. [7] Das ist die Reihenfolge, wie sie in den exoterischen Texten gegeben wird. Nach der esoterischen Lehre giebt es sieben primäre und sieben sekundäre „Schöpfungen“; die ersteren sind die Kräfte, die sich aus der Einen unverursachten KRAFT selbstevolvieren; die letzteren zeigen das geoffenbarte Weltall hervorgehend aus bereits differenziierten göttlichen Elementen. Esoterisch so gut als exoterisch stehen alle die oben aufgezählten Schöpfungen für die sieben Perioden der Entwicklung, sei es nach einem Zeitalter oder nach einem Tage des Brahmâ. Dies ist die hervorragendste Lehre der occulten Philosophie, welche jedoch in Bezug auf primäre „Schöpfung“ niemals den Ausdruck „Schöpfung“ gebraucht, ja nicht einmal den der Entwicklung, sondern alle solche Kräfte die „Aspekte der unverursachten Kraft“ nennt. In der Bibel sind die sieben Perioden zu sechs Schöpfungstagen und dem siebenten, dem Ruhetage, zusammengeschrumpft, und die Westlichen hängen an dem Buchstaben. Wenn, in der indischen Philosophie, der wirkende Schöpfer die Welt der Götter, die Keime aller undifferentiierten Elemente und die Anfänge der künftigen Sinne hervorgebracht hat - kurz gesagt, die Welt der Dinge an sich - so bleibt das Weltall durch einen Tag des Brahmâ oder eine Periode von 4320 000 000 Jahren unverändert. Dies ist die siebente passive Periode, oder der „Sabbath“ der östlichen Philosophie, der auf die sechs Perioden der aktiven Entwicklung folgt. Im Shatapatha Brâhmana strahlt das neutrale Brahma, die absolute Ursache aller Ursachen, die Götter aus. Nachdem es durch seine innere Natur die Götter ausgestrahlt hat, wird das Werk unterbrochen. In dem ersten Buche des Manu heißt es: Am Ausgange einer jeden Nacht (Pralaya) erwacht Brahma, das geschlafen hatte, und läßt, durch die bloße Energie der Bewegung, aus sich selbst den Geist (oder das Gemüt) hervorgehen, welches in seiner Wesenheit ist und doch nicht ist. Im Sepher Yetzirah, dem kabbalistischen „Buch der Schöpfung“ hat der Verfasser offenbar die Worte des Manu wiederholt. Nach seiner Darstellung existierte die göttliche Substanz allein von Ewigkeit, grenzenlos und unbedingt und hat aus sich selbst den Geist entsendet. Eins ist der Geist des lebendigen Gottes, gepriesen sei sein Name, welcher lebt in Ewigkeit! Stimme, Geist und Wort, das ist der heilige Geist. [8] Und dies ist die kabbalistische
abstrakte Dreieinigkeit, die von den Kirchenvätern so ungezwungen anthropomorphisiert
worden ist. Aus dieser dreifachen Eins emanierte der ganze Kosmos. Zuerst
emanierte aus der Eins die Zahl zwei oder die Luft, das schöpferische
Element; und dann ging die Zahl drei, das Wasser, aus der Luft hervor;
Ether oder Feuer macht die die mystische Vier vollständig, den Arba-il.
In der östlichen Lehre ist Feuer das erste Element - Ether, welcher
das Ganze zusammenfaßt, da er alle Elemente enthält. R. Yehudah begann, so steht geschrieben: „Die Elohim sagten: Es sei ein Firmament inmitten der Wasser“. Komm, siehe! In der Zeit, da der Heilige . . . die Welt erschuf, erschuf Er (erschufen sie) 7 Himmel oben. Er erschuf 7 Erden unten, 7 Meere, 7 Tage, 7 Flüsse, 7 Wochen, 7 Jahre, 7 Zeiten, und 7000 Jahre, welche die Welt gewesen ist das siebente von allen (das Millennium) . . . . So sind hier sieben Erden unten, sie sind alle bewohnt, ausgenommen jene, welche oben sind, und jene, welche unten sind. Und . . . . zwischen jeder Erde ist ein Himmel (Firmament) ausgebreitet inzwischen . . . . Und es giebt in jenen (diesen Erden) Geschöpfe, die voneinander verschieden aussehen; . . . aber wenn ihr einwendet und sagt, daß alle Kinder der Welt aus Adam kamen, so ist dem nicht so . . . Und die niederen Erden, woher kommen sie? Sie sind von der Kette der Erde, und von dem Himmel oben. [9] [5] „Und die vierte Schöpfung ist hier die primäre, denn Dinge, die unbeweglich sind, sind nachdrücklich als primär bekannt“ - nach einem Kommentar, übersetzt von Fitzedward Hall in seiner Ausgabe der Wilsonschen Übersetzung. [6] Wie können Gottheiten nach den Tieren erschaffen worden sein? Esoterisch bedeutet der Ausdruck Tiere die Keime alles tierischen Lebens, einschliesslich des Menschen. Der Mensch wird ein Opfertier genannt, das heißt, das einzige Wesen der tierischen Schöpfung, welches den Göttern opfert. Obendrein werden unter „heiligen Tieren“ in den heiligen Texten oft die zwölf Tierkreiszeichen verstanden, wie bereits bemerkt. [7] Vishnu Purâna, ebenda. [8] a. a. O., I. IX. [9] Myer‘s Qabbalah, 415-16 |