Wilson sah mit einem Blick
den bedeutsamen Zusammenhang zwischen Mahat und dem phönizischen Môt oder
Mut, welcher bei den Ägyptern weiblich war, als die Göttin Mut, die Mutter,
welche, wie er sagt, „gleich Mahat das erste Erzeugnis der Mischung (?)
von Geist und Stoff war, und das erste Rudiment des Schöpfung“. „Ex
connexione autem eius Spiritus prodidit Môt . . . . Hinc . . .
seminium omnis creaturae et omnium rerum creatio“, sagt Brucker,
[22] und giebt demselben eine noch materialistischere und
anthropomorphischere Färbung. Die höchste Seele, die allesdurchdringende (sarvaga) Substanz der Welt, war eingetreten (gezogen worden) in Materie (Prakriti) und Geist (Purusha), und setzte die veränderlichen und unveränderlichen Prinzipien in Bewegung, da die Zeit der Schöpfung (das Manvantara) gekommen war. Der Nous der Griechen, der (geistiges oder göttliches) Gemüt ist, oder Mens, Mahat, wirkt auf den Stoff in derselben Weise ein; er „tritt ein“ in denselben und „setzt ihn in Bewegung“:
Auch in der phönizischen Kosmogonie „veranlaßt der Geist durch die Vermischung mit seinen eigenen Prinzipien die Schöpfung“ [23] die orphische Triade zeigt eine übereinstimmende Lehre; denn in dieser sind Phanes oder Erôs, Chaos, welches die rohe undifferentiierte kosmische Materie enthält, und Chronos, die Zeit, die drei zusammenwirkenden Prinzipien, welche aus dem verborgenen und unerkennbaren Punkte ausstrahlen und das „Schöpfungs“werk verursachen. Und sie sind im Indischen Purusha (Phanes), Pradhâna (Chaos) und Kala (Chronos). Der gute Professor Wilson ist kein Freund der Idee, wie überhaupt jeder auch noch so liberale christliche Geistliche. Er bemerkt: die Mischung (des höchsten Geistes oder der höchsten Seele mit ihren eigenen Prinzipien) ist nicht mechanisch; sie ist ein Einfluß oder eine Wirkung, die auf die zwischenstehenden Vermittler ausgeübt wird, welche die Wirkungen hervorbringen.“ Den Satz des Vishnu Purâna, „wie ein Duft das Gemüt nur durch seine Nähe beeinflußt, und nicht durch irgend welche unmittelbare Einwirkung auf das Gemüt selbst, so beeinflußte das Höchste die Elemente der Schöpfung“ erklärt der hochwürdige und gelehrte Sanskritist für richtig durch: „wie Wohlgerüche das Gemüt nicht durch thatsächliche Berührung entzücken, sondern durch den Eindruck, den sie auf den Geruchsinn machen, welcher ihn dem Gemüte mitteilt“; und fügt hinzu: „der Eintritt des Höchsten . . . in den Geist, sowie in die Materie, ist weniger verständlich als die an anderer Stelle vorkommende Auffassung desselben als der Eingießung des Geistes, der mit dem Höchsten identificiert wird, in Prakriti oder die Materie allein.“ Er zieht den Vers des Pâdma Purâna vor: „Er, der genannt wird der Mann (Geist) der Prakriti . . . dieser selbe göttliche Vishnu trat in Prakriti ein“. Diese Betrachtungsweise ist sicher mehr entsprechend dem plastischen Charakter gewisser Verse in der Bibel bezüglich des Patriarchen, wie des Lot und selbst des Adam, [24] und anderer von noch anthropomorphischerer Natur. Aber gerade diese hat die Menschheit zum Phallicismus geführt; die christliche Religion ist von demselben durchsetzt vom ersten Kapitel der Genesis an bis zur Offenbarung. Die Geheimlehre lehrt, daß die Dhyân Chohans das kollektive Aggregat der göttlichen Intelligenz oder des ursprünglichen Gemütes sind, und daß die ersten Manns, die sieben „aus der Seele geborenen“ geistigen Intelligenzen mit den ersteren identisch sind. Daher ist Kwan-Shi-Yin, der „Goldene Drache, in dem die Sieben sind“ der Strophe III, der ursprünglich Logos, oder Brahmâ, die erste geoffenbarte schöpferische Kraft; und die dhyânischen Energieen sind die Manus, oder Manu Svâyambhuva kollektiv. Der unmittelbare Zusammenhang zwischen den Manus und Mahat ist übrigens leicht zu sehen. Manu kommt von der Wurzel man, denken; und das Denken entspringt aus dem Gemüt. Es ist in der Kosmogonie die Periode vor der Nebelbildung. [22] I. 240. [23] Brucker, ebenda. [24] Vgl. Genesis. XIX. 34-8 und IV. 1 |