ABTEILUNG XIV.

DIE VIER ELEMENTE

Metaphysisch und esoterisch betrachtet, giebt es bloß Ein Element in der Natur, und an der Wurzel desselben ist die Gottheit; und die sogenannten sieben Elemente, von denen fünf ihr Dasein bereits geoffenbart und geltend gemacht haben, sind das Gewand, der Schleier dieser Gottheit, aus dessen Wesenheit unmittelbar der Mensch hervorkommt, einerlei ob körperlich, seelisch, gemütlich oder geistig betrachtet. Im späteren Altertum wurden gewöhnlich nur vier Elemente erwähnt, während fünf bloß in der Philosophie zugestanden wurden. Denn der Körper des Ether ist noch nicht vollständig geoffenbart und sein Ding an sich ist noch der „allmächtige Vater Äther“, die Zusammenfassung des Übrigen.  Aber was sind diese Elemente, deren zusammengesetzte Körper, wie nunmehr Chemie und Physik entdeckt haben, zahllose Unterelemente enthalten, deren sechzig oder siebzig sogar nicht länger mehr die vermutete Gesamtzahl umfassen? Wollen wir ihre Entwicklung zum mindesten vom historischen Anbeginne verfolgen!
Die vier Elemente wurden von Plato vollständig charakterisiert mit den Worten, sie seien das, „was die zusammengesetzten Körper zusammensetzt und zerlegt.“ Somit war die Kosmolatrie niemals, selbst nicht in ihrem schlechtesten Aspekte, der Fetischismus, der die passive äußere Form und Materie irgend eines Gegenstandes anbetet oder verehrt, sondern blickte immer nach dem darin enthaltenen Ding an sich. Feuer, Luft, Wasser, Erde waren bloß das sichtbare Gewand, die Symbole der beseelenden unsichtbaren Seelen oder Geister, der kosmischen Götter, denen Anbetung von Seite der Unwissenden, einfache, aber ehrfurchtsvolle Anerkennung von Seite der Weiseren entgegengebracht wurde. Ihrerseits wurden die phänomenalen Unterteilungen der noumenalen Elemente von sogenannten Elementalen beseelt, von den „Naturgeistern“ niedrigerer Grade.
In der Theogonie des Moschos finden wir zuerst den Ether und dann die Luft; die zwei Prinzipien, aus welchen Ulom, der intelligible ([korrekter Abdruck siehe  Buch]) Gott, das sichtbare materielle Weltall geboren wird. [1]
In den orphischen Hymnen evolviert Erôs-Phanes aus dem geistigen Eie, welches die ätherischen Winde befruchten; der Wind ist dabei der „Geist Gottes“, von dem es heißt, daß er sich im Äther bewege, „über dem Chaos brütend“, als göttliche Idee. In der indischen Kathopanishad steht Purusha, der göttliche Geist, bereits vor der ursprünglichen Materie, und aus ihrer Vereinigung entspringt die große Seele der Welt, „Mahâ-Âtmâ, Brahman, der Geist des Lebens“; [2] welche letzteren Benennungen wiederum identisch sind mit der Universalseele oder Anima Mundi; das Astrallicht der Theurgisten und Kabbalisten ist ihre letzte und niedrigste Unterteilung.


[1] Movers, Phönizier, 282.

[2] Weber, Akad. Vorles., 213, 214 etc.