Der Leser ist somit gebeten, sich den sehr bedeutenden Unterschied zwischen orthodoxem Buddhismus - d. i. den öffentlichen Lehren Gautamas des Buddha, und seinem esoterischen Budhismus vor Augen zu halten. Seine Geheimlehre war gleichwohl in keiner Weise von der der iniitiierten Brâhminen seiner Zeit verschieden. Der Buddha war ein Kind des ârischen Bodens, ein geborner Hindû, ein Kshatriya und ein Schüler der Zweimal­-Geborenen (der initiierten Brâhminen) oder Dvîjas. Seine Lehren konnten daher von denen der letzteren nicht verschieden sein, denn die ganze buddhistische Reform bestand einzig in der Veröffentlichung eines Teiles von dem, was vor jedermann außerhalb des „Zauberkreises“ der Asketiker und Tempelinitiierten geheim gehalten worden war. Nicht im stande, alles zu lehren, was ihm mitgeteilt worden war - infolge seiner Gelübde - gab der Buddha, obwohl er eine auf dem Fundamente der wahren esoterischen Wissenschaft aufgebaute Philosophie lehrte, der Welt bloß ihren äußeren materiellen Körper und behielt die Seele für seine Auserwählten. Viele Sinologen unter den Orientalisten haben voll einer „Seelenlehre" gehört. Keiner davon scheint ihre wirkliche Bedeutung und Wichtigkeit verstanden zu haben.

Diese Lehre wurde geheim - vielleicht zu geheim - aufbewahrt im Heiligtum. Das Geheimnis, das ihr Hauptdogma und Trachten - Nirvâna - verhüllte, hat die Neugierde jener Gelehrten, die es studierten, derart auf die Probe gesetzt und angefacht, daß sie, unfähig es logisch und befriedigend zu lösen, indem sie den gordischen Knoten aufknüpften, denselben durchhieben durch die Erklärung, Nirvâna bedeute absolute Vernichtung.

Gegen das Ende des ersten Viertels dieses Jahrhunderts erschien eine bestimmte Klasse von Litteratur auf dem Schauplatze, deren Richtung eine mit jedem Jahr schärfer werdende Prägung zeigte. Basiert, sozusagen, auf den schulgemäßen Untersuchungen der Sanskritisten und Orientalisten überhaupt, wurde sie für wissenschaftlich gehalten. Indische, ägyptische, und andere alte Religionen, Mythen und Embleme ließ man jedwede Bedeutung haben, die der Symbologe eben brauchte, und bot so oft die rohe äußere Form an Stelle des inneren Sinnes. Werke, sehr bemerkenswert durch ihre genialen Deduktionen und Spekulationen, die, wie die Syllogismen von mehr als einem Sanskrit- oder Pâligelehrten, in einem circulus vitiosus, vorgefaßte Schlußfolgerungen an Stelle von Prämissen setzten, erschienen in rascher Reihenfolge, und überfluteten die Bibliotheken mit Dissertationen, die mehr von Phallus- und Geschlechtsdienst als von wirklicher Symbologie handelten und von denen eine der anderen widersprach.
Dies ist vielleicht der wahre Grund, warum die Erlaubnis gebeten wurde, den Umriß einiger weniger fundamentaler Wahrheiten der Geheimlehre der Vorzeit jetzt an's Licht zu bringen, nach langen Jahrtausenden des tiefsten Schweigens und Geheimhaltens. Ich sage mit Bedacht „einige wenige Wahrheiten", denn das, was ungesagt bleiben muß, fände auch in hundert solcher Bände keinen Platz, noch könnte es der gegenwärtigen Generation von Sadducäern mitgeteilt werden. Aber selbst das wenige, nunmehr Gegebene, ist besser als ein gänzliches Schweigen über diese Lebenswahrheiten. Die Welt von heutzutage, in ihrem wahnsinnigen Rennen ins Unbekannte - das mit dem Unerkennbaren zu verwechseln der Physiker nur zu sehr bereit ist, so oft das Problem seiner Fassungskraft spottet, - schreitet rapid auf der der Spiritualität entgegengesetzten Ebene vorwärts. Sie ist eine weite Arena geworden, ein wahres Thal der Zwietracht und des ewigen Streites, eine Totenstadt, in der die höchsten und heiligsten Bestrebungen unserer Geistseele begraben liegen. Diese Seele wird mit jeder neuen Generation mehr gelähmt und abgezehrt. Die „liebenswürdigen Ungläubigen und wohlerzogenen Ruchlosen" der Gesellschaft, von denen Greeley spricht, kümmern sich wenig um die Wiederbelebung der toten Wissenschaften der Vergangenheit; aber es giebt eine schöne Minorität von ernsten Schülern, die berechtigt sind, die wenigen Wahrheiten, die ihnen jetzt gegeben werden können, zu lernen; und jetzt viel mehr als vor zehn Jahren, als „Isis entschleiert“ erschien, und selbst als die späteren Versuche, die Geheimnisse der esoterischen Wissenschaft zu erklären, veröffentlicht wurden.
Eine von den gewichtigsten und vielleicht die ernsteste Einwendung gegen die Korrektheit und Verläßlichkeit des ganzen Werkes werden die einleitenden Strophen sein. Wie können die in denselben enthaltenen Behauptungen verifiziert werden? In der That, wenn auch ein großer Teil der sanskritischen, chinesischen und mongolischen Werke, die in den vorliegenden Bänden citiert werden, einigen Orientalisten bekannt sind, so ist doch das Hauptwerk, das, aus dem die Strophen mitgeteilt sind, nicht im Besitze der europäischen Bibliotheken. Das Buch des Dzyan (oder Dzan) ist unsern Philologen gänzlich unbekannt, oder zum mindesten haben sie von demselben nicht unter seinem gegenwärtigen Namen gehört. Das ist natürlich ein großes Hindernis für jene, die die von der offiziellen Wissenschaft vorgeschriebenen Forschungsmethoden befolgen; aber für die Schüler des Occultismus und für jeden echten Occultisten wird das von geringer Bedeutung sein. Der wesentliche Inhalt der veröffentlichten Lehren findet sich übrigens in Hunderten und Tausenden von Sanskritmanuskripten zerstreut, von denen einige bereits übersetzt sind - in der Auslegung, wie üblich, entstellt - andere noch warten, bis die Reihe an sie kommt. Jeder Gelehrte hat daher Gelegenheit, die hier aufgestellten Behauptungen zu verifizieren, und die meisten Citate zu kontrollieren. Einige wenige neue Thatsachen (neu bloß für den profanen Orientalisten) und- aus den Kommentaren angeführte Stellen werden sich als schwierig zu verfolgen erweisen. Verschiedene der Lehren sind auch bisher nur mündlich überliefert worden, doch selbst diese finden sich jedesmal angedeutet in den nahezu zahllosen Bänden brâhmanischer, chinesischer und tibetanischer Tempellitteratur.

Wie auch immer das sein, und was auch für übelwollende Kritik die Schreiberin erwarten möge, eine Thatsache ist ganz sicher. Die Mitglieder verschiedener esoterischen Schulen, deren Hauptsitz jenseits des Himâlaya sich befindet, und deren Zweige in China, Japan, Indien, Tibet und selbst in Syrien, und auch in Südamerika anzutreffen sind, behaupten, die Gesamtheit aller heiligen und philosophischen Werke in Handschrift oder Druck in ihrem Besitze zu haben: alle Werke in der That, die jemals geschrieben worden sind, in jeglicher Sprache und Schriftgattung, seit die Kunst des Schreibens begonnen hat; von den ideographischen Hieroglyphen herab bis zum Alphabet des Kadmus und zum Devanâgarîalphabet.

Es wurde beständig behauptet, daß immer seit der Zerstörung der alexandrinischen Bibliothek1 jedes Werk von der Art, daß es den Profanen zur endlichen Entdeckung und zum Verständnis einiger der Mysterien der Geheimwissenschaft hätte leiten können, durch die vereinten Anstrengungen der Mitglieder der Brüderschaften eifrig aufgesucht wurde. Es wird ferner von denen, die wissen, hinzugefügt, daß, einmal aufgefunden, solche Werke, mit Ausnahme dreier Exemplare, die erhalten und sicher verwahrt wurden, alle zerstört wurden. In Indien wurden die letzten dieser kostbaren Manuskripte während der Regierung des Kaisers Akbar in Sicherheit gebracht und verborgen.

Prof. Max Müller zeigt, daß weder Bestechungen noch Drohungen Akbars von den Brâhmanen den ursprünglichen Text der Veden erpressen konnte; und brüstet sich trotzdem, daß europäische Orientalisten ihn haben2. Daß Europa den vollständigen Text besitzt, ist sehr zweifelhaft, und die Zukunft mag für die Orientalisten sehr unangenehme Überraschungen vorrätig haben.

Es wird ferner behauptet, daß jedes heilige Buch dieser Art, dessen Text nicht hinreichend durch Symbolik verschleiert war, oder das irgendwelche direkte Bezugnahme auf die alten Mysterien enthielt, bis auf das letzte Exemplar zerstört wurde, nachdem es sorgfältig in cryptographischen Zeichen, geeignet, der Kunst der besten und scharfsinnigsten Paläographen Trotz zu bieten, kopiert worden war. Während Akbars Regierung halfen einige fanatische Höflinge, ungehalten über des Kaisers sündhaftes Forschen in den Religionen der Ungläubigen, selber den Brâhmanen, ihre Manuskripte zu verbergen. Ein solcher war Badáoni, welcher einen unverhüllten Abscheu gegen Akbars Manie für götzendienerische Religionen trug.

Badáoni schreibt in seinem Muntakhab at Tawarikh:

Da sie (die Shramanas und Brâhminen) andere gelehrte Männer in ihre Abhandlungen über Moral, über Natur- und Religionswissenschaften, übertreffen und einen hohen Grad erreichen in ihrer Kenntnis der Zukunft, in geistiger Kraft und menschlicher Vollkommenheit, erbrachten sie auf Vernunft und Zeugnis gegründete Beweise. . . und prägten ihm ihre Lehren so fest ein, .. . daß niemand . . . jetzt in Sr. Majestät einen Zweifel zu erregen vermöchte, selbst wenn Berge zu Staub zerfallen und die Himmel entzwei reißen sollten . . . . Se. Majestät fand Geschmack an den Untersuchungen über die Sekten dieser Ungläubigen, die nicht zu zählen sind, so zahlreich sind sie, und die eine Unmenge geoffenbarter Bücher3 haben.

Dieses Werk „wurde geheim gehalten und erst unter der Regierung Jahángirs veröffentlicht".
Auch in all den großen und reichen Lamaserien giebt es unterirdische Krypten und Höhlenbibliotheken, in den Felsen gehauen, sobald die Gonpa und Lhakhang in den Bergen gelegen sind. Hinter dem westlichen Tsaydam, in den einsamen Pässen des Kuen-lun sind verschiedene solche Verstecke. Entlang dem Rücken des Altyn-tag, dessen Boden kein europäischer Fuß so weit betreten hat, liegt ein gewisser Weiler, verloren in einer tiefen Bergschlucht. Es ist ein kleiner Haufe von Häusern, ein Dörfchen vielmehr als ein Kloster, mit einem armselig aussehenden Tempel darin, und einem alten Lama, einem Einsiedler, der in der Nähe wohnt, um ihn zu bewachen. Pilger sagen, daß die darunter liegenden unterirdischen Galerien und Hallen eine Sammlung von Büchern enthalten, deren Anzahl, nach den gegebenen Listen, zu groß ist, um Raum selbst im Britischen Museum zu finden.
Nach derselben Überlieferung waren die jetzt wüsten Gebiete des wasserlosen Landes von Tarim - einer echten Wildnis im Herzen von Turkestan - vor alters bedeckt mit blühenden und wohlhabenden Städten. Gegenwärtig mildern kaum ein paar grünende Oasen ihre traurige Einsamkeit. Eine davon, die das Grab einer großen, vom sandigen Boden der Wüste verschlungenen und begrabenen Stadt bedeckt, gehört niemand, wird aber oft von Mongolen und Buddhisten besucht. Die Überlieferung spricht ebenfalls von ungeheueren unterirdischen Räumen, von großen Korridoren angefüllt mit Ziegeln und Cylindern. Es mag ein müssiges Gerücht, und es mag auch eine wirkliche Thatsache sein.
All dies wird sehr wahrscheinlich ein Lächeln des Zweifels hervorrufen. Doch möge der Leser, bevor er die Wahrhaftigkeit dieser Berichte verwirft, innehalten und die folgenden wohlbekannten Thatsachen überlegen. Die gemeinsamen Nachforschungen der Orientalisten, und insbesondere die Arbeiten der letzten Jahre seitens der Gelehrten der vergleichenden Philologie und der Religionswissenschaft haben dahin geführt, zur Gewißheit zu machen, daß eine ungeheure, unberechenbare Anzahl von Manuskripten und selbst von gedruckten Werken, von denen man weiß, daß sie existiert haben, jetzt nicht mehr zu finden ist. Sie sind verschwunden, ohne die geringste Spur zurückzulassen. Wären es bedeutungslose Werke gewesen, so möchte man sie wohl im natürlichen Verlauf der Zeit dem zugrundegehen überlassen haben, und selbst ihre Namen würden im menschlichen Gedächtnis verwischt worden sein. Aber dem ist nicht so; denn die meisten derselben enthielten, wie jetzt ermittelt ist, die wahren Schlüssel zu Werken, die jetzt noch vorhanden sind, und die für den Großteil ihrer Leser ohne diese ergänzenden Bände von Kommentaren und Erklärungen vollständig unverständlich sind.
Solche sind zum Beispiele die Werke des Lao-tse, des Vorgängers des Confucius.
Man sagt, er habe neunhundertunddreißig Bücher über Ethik und Religionen, und siebzig über Magie geschrieben, alles zusammen eintausend. Seine Hauptwerk jedoch, der Tao-te-king, das Herz seiner Lehre, und die heilige Schrift der Tao-sse, enthält, wie Stanislaus Julien zeigt, bloß „ungefähr 5000 Worte",4 kaum ein Dutzend Seiten; doch findet Prof. Max Müller: „der Text ist ohne Kommentare unverständlich, so daß Herr Julien mehr als sechzig Kommentatoren zum Zwecke der Übersetzung zu Rate zu ziehen hatte, von denen der früheste bis ins Jahr 163 v. Ch. zurückgeht," und nicht früher, wie wir sehen.
Während der vier und ein halb Jahrhunderte, welche diesem frühesten der Kommentatoren vorhergingen, war reichlich Zeit, die wahre Lao-tse-Lehre für alle, ausgenommen seine initiierten Priester, zu verschleiern. Die Japaner, unter denen jetzt die Gelehrtesten der Priester und Nachfolger des Lao-tse zu finden sind, lachen einfach über die Mißgriffe und Hypothesen der europäischen Chinaforscher; und die Überlieferung betätigt, daß die den westlichen Sinologen zugänglichen Kommentare nicht die wirklichen occulten Aufzeichnungen sind, sondern absichtliche Verschleierungen, und daß die wahren Kommentare ebensowohl als fast alle Texte seit langer Zeit für die Augen der Profanen verschwunden sind.
Über die Werke des Confucius lesen wir:

Wenn wir uns nach China wenden, so finden wir die Religion des Confucius begründet auf die fünf King- und vier Shu-Bücher, die, an sich von beträchtlichem Umfang, von mächtigen Kommentaren umgeben sind, ohne die selbst die größten Gelehrten es nicht wagen würden, die Tiefe ihres heiligen Kanon zu ergründen.5

Aber sie haben sie nicht ergründet - und das ist die Klage der Confucianisten, wie ein sehr gelehrtes Mitglied dieser Körperschaft, in Paris, im Jahre 1881 beklagte.
Wenden sich unsere Gelehrten zur alten Litteratur der semitischen Religionen, zu den Schriften voll Chaldäa, der älteren Schwester und Lehrerin, wenn nicht Quelle der Mosaischen Bibel, der Grundlage und des Ausgangspunktes des Christentums, was finden sie?
Das Andenken der alten Religionen von Babylon zu verewigen, die umfangreiche Reihe astronomischer Beobachtungen der chaldäischen Magier aufzuzeichnen, die Überlieferung über ihre herrliche und hervorragend occulte Litteratur zu rechtfertigen; was ist da jetzt übrig? Bloß ein paar Fragmente, angeblich von Berosus.
Diese jedoch sind fast wertlos, selbst als ein Anhaltspunkt betreffs des Charakters dessen, was entschwunden ist; denn sie gingen durch die Hände seiner Ehrwürden des Bischofs von Cäsarea - dieses selbsteingesetzten Censors und Herausgebers der heiligen Urkunden von andrer Leute Religionen - und sie tragen zweifellos bis heute den Stempel seiner hervorragend wahrhaften und vertrauenswürdigen Hand. Denn was ist die Geschichte dieser Abhandlung über die einstmals großartige Religion von Babylon?
Von Berosus, einem Priester des Tempels von Belus, für Alexander den Großen in griechischer Sprache geschrieben, nach den astronomischen und chronologischen Aufzeichnungen, die von den Priestern dieses Tempels aufbewahrt wurden, und eine Periode von 200000 Jahren umfaßten, ist sie jetzt verloren.
Im ersten Jahrhundert v. Chr. machte Alexander Polyhistor eine Reih von Auszügen daraus - ebenfalls verloren.
Eusebius (270-340 n. Chr.) benützte diese Auszüge bei der Abfassung seines Chronicon.
Die Punkte der Ähnlichkeit, fast der Identität, zwischen den jüdischen und chaldäischen Schriften6 machten die letzteren für Eusebius höchst gefährlich, in seiner Rolle eines Verteidigers und Vorkämpfers des neuen Glaubens, welcher die vorangegangenen Schriften, und mit ihnen eine absurde Chronologie, adoptiert hatte.
Nun ist es ziemlich sicher, daß Eusebius die ägyptischen synchronistischen Tafeln des Manetho nicht verschonte - so sehr, daß Bunsen7 ihn höchst skrupelloser Geschichtsverstümmlung anklagt, und Sokrates, ein Geschichtsschreiber des fünften Jahrhunderts, sowie Syncellus, Vicepatriarch von Konstantinopel, im Anfange des achten Jahrhunderts, beide ihn als den unverschämtesten und rücksichtslosesten Fälscher brandmarken.
Ist es da wahrscheinlich, daß er mit den chaldäischen Urkunden zarter umgegangen sei, welche bereits die neue, so voreilig angenommene Religion bedrohten.
Somit ist, mit Ausnahme dieser mehr als zweifelhaften Bruchstücke, die ganze heilige Litteratur der Chaldäer den Augen der Profanen ebenso vollständig entschwunden wie die versunkene Atlantis. Einige Thatsachen, die in der Geschichte des Betusus enthalten waren, sind weiter unten mitgeteilt und mögen auf den wahren Ursprung der gefallenen Engel, personifiziert. durch Bel und den Drachen, ein helles Licht werfen.

Wendet er sich nun dem ältesten Denkmal ârischer Litteratur, dem Rig-Veda zu, so wird der Studierende, wenn er darin streng den Daten folgt, die die erwähnten Orientalisten selbst liefern, finden, daß, obwohl der Rig-Veda bloß ungefähr 10 580 Verse oder 1028 Hymnen enthält, er doch, trotz den Brâhmanas und der Menge von Glossen und Commentaren, bis zum heutigen Tage nicht richtig verstanden wird. Warum das? Offenbar deshalb, weil die Brâhmanas, „die scholastischen und ältesten Abhandlungen über die ursprünglichen Hymnen," selbst wieder einen Schlüssel verlangen, welchen die Orientalisten sich zu beschaffen verfehlten.

Was sagen ferner die Gelehrten über die buddhistische Litteratur? Besitzen sie dieselbe vollständig? Sicherlich nicht. Trotz der 325 Bände des Kanjur und des Tanjur der nördlichen Buddhisten, von denen jeder Band. wie es heißt, „vier bis fünf Pfund wiegt," ist in Wahrheit nichts über den, wirklichen Lamaïsmus bekannt.

Auch der heilige Kanon der südlichen Kirche soll nach dem Saddharmâlankâra8 29368000 Buchstaben enthalten, oder, ausschließlich der Abhandlungen und Kommentare ,,fünf oder sechsmal den Betrag des in der Bibel enthaltenen Stoffes,“ indem die letztere, nach Professor Max Müller, nur 3567180 Buchstaben enthält.
Ungeachtet nun dieser „325 Bände“ (in Wirklichkeit sind es 333. Kanjur enthält nämlich 108, Tanjur 225 Bände) „haben die Übersetzer, statt uns richtige Übersetzungen zu liefern, dieselben mit ihren eigenen Kommentaren vermengt, um die Dogmen ihrer verschiedenen Schulen zu rechtfertigen.“9 Ferner sagt der Professor seinen Hörern: „nach der von den buddhistischen Schulen, sowohl des Südens als des Nordens, erhaltenen Tradition umfaßte der heilige buddhistische Kanon ursprünglich 80000 oder 84000 Abhandlungen, aber die meisten derselben gingen verloren, sodaß bloß 6000 übrig blieben." „Verloren“ wie gewöhnlich für die Europäer. Aber wer kann ganz sicher sein, daß sie ebenso für die Buddhisten und Brâhminen verloren sind?

Betrachten wir, wie geheiligt den Buddhisten jede Zeile ist, die über Buddha und das gute Gesetz geschrieben ist, so erscheint der Verlust von nahezu 76000 Abhandlungen wunderbar. Wäre es vice versa, so würde jeder mit dem natürlichen Lauf der Ereignisse vertraute die Behauptung unterschreiben, daß von diesen 76 000 fünf- oder sechstausend Abhandlungen während der Verfolgungen in und Auswanderungen aus Indien hätten zerstört werden können. Aber nachdem es gut festgestellt ist, daß buddhistische Arhats ihren religiösen Exodus, zum Zwecke der Verbreitung des neuen Glaubens jenseits Kashmirs und der Himâlayas, bereits im Jahre 300 vor unserer Ära begannen10 und China im Jahre 61 n. Chr.11 erreichten, als Kashyapa, auf die Einladung des Kaisers Ming-ti, dahinkam, um den „Sohn des Himmels" mit den Lehrsätzen des Buddhismus bekannt zu machen, so erscheint es sonderbar, die Orientalisten von so einem Verlust als von etwas thatsächlich Möglichem sprechen zu hören. Sie scheinen auch nicht einen Augenblick die Möglichkeit zuzugeben, daß die Texte bloß für den Westen und für sie selbst verloren sein können; oder daß die Asiaten die unvergleichliche Frechheit haben könnten, ihre heiligsten Aufzeichnungen den Fremden unerreichbar zu machen, somit sich zu weigern, selbe der Profanation und dem Mißbrauch von Rassen, die sogar so „weit erhaben“ über ihnen sind, zu überlassen.

1) siehe Isis Unveiled, Vol. 11, p.27. zurück zum Text

2) Introduction to the Science of Religion. p. 23. zurück zum Text

3) Ain i Akbari, übersetzt vom Dr. Blochmann. citiert von Max Müller, op. cit. zurück zum Text

4) Tao-te-king, p. XXVII. zurück zum Text

5) Max Müller, op. cit. p. 114. zurück zum Text

6) Aufgefunden und bewiesen erst jetzt, durch die Entdeckungen von George Smith (siehe sein "Chaldean account of Genesis"); und was, dank diesem armenischem Fälscher, alle "civilisierten Völker" durch mehr als 1500 Jahre verleitete, die jüdischen Derivationen für direkte göttliche Offenbarung zu halten! zurück zum Text

7) Egypt`s Place in History, p.200. zurück zum Text

8) Spence Hardy, The Legends and Theories of the Buddhists," p.66. zurück zum Text

9) E. Schlagintweit, Buddhism in Tibet, p.77. zurück zum Text

10) Lassen ("Indische Altertumskunde" Bd. II, p. 1072) erwähnt ein in der Kailâsakette erbautes Kloster um 37. v. Chr, und General Cunningham ein noch früheres. zurück zum Text

11) Reverend J. Edkins, Chinese Buddhism, p. 87. zurück zum Text