Somit ist diese „Sprache“ die der Beschwörungen oder der Mantren, wie sie in Indien heißen; denn der Ton ist der kräftigste und wirksamste magische Agent, und der erste der Schlüssel, der das Thor des Verkehrs zwischen Sterblichen und Unsterblichen öffnet. Wer an die Worte und Lehren des heiligen Paulus glaubt, hat kein Recht, aus den letzteren bloß jene Sätze herauszunehmen, deren Annahme ihm genehm ist, und die anderen zu verwerfen; und St. Paulus lehrt ganz unläugbar die Existenz der kosmischen Götter und ihre Anwesenheit in unserer Mitte. Das Heidentum predigte eine doppelte und gleichzeitige Entwicklung, eine „Schöpfung“ spiritualem ac mundanam, wie die römische Kirche es nennt, Zeitalter vor dem Auftauchen dieser römischen Kirche. Die exoterische Phraseologie hat in Bezug auf göttliche Hierarchien wenig Veränderung erfahren seit den herrlichsten Tagen des Heidentums oder „Götzendienstes“. Nur die Namen haben sich geändert, gleichzeitig mit Ansprüchen, die jetzt zu falschen Vorwänden geworden sind. Denn wenn z. B. Plato in den Mund des Höchsten Prinzipes (des Vater-Äther oder Jupiter) die Worte legte: „die Götter der Götter, deren Erschaffer ich bin, so wie ich der Vater aller ihrer Werke bin,“ so verstand er, wie wir vermuten, den Sinn dieses Satzes ebenso vollständig, wie St. Paulus that, als er sagte: „Und wiewohl es sind, die Götter genannt werden, es sei im Himmel oder auf Erden, (sintemal es sind viele Götter und viele Herren,) . . . .“ [8]   Beide kannten den Sinn und die Bedeutung dessen, was sie in so vorsichtigen Ausdrücken vorbrachten.

Wir können von den Protestanten nicht zur Rede gestellt werden, daß wir den Vers in den Korinthern so erklären, wie wir es thun; denn wenn auch in der englischen Bibel die Übersetzung doppelsinnig gemacht ist, so ist das mit den ursprünglichen Texten nicht der Fall, und die römisch-katholische Kirche nimmt die Worte des Apostels nach ihrem wahren Sinne. Um dies bewiesen zu haben, sehe man St. Dionysius den Areopagiten, der „vom Apostel unmittelbar inspiriert war“ und der „der unter dem Diktate desselben schrieb.“ wie uns der Marquis de Mirville versichert, dessen Werke von Rom approbiert sind, und der zur Erläuterung dieses besonderen Verses sagt: „Und wenn sie auch existieren (in der That), sie, die man Götter nennt, denn es scheint, daß es wirklich verschiedene Götter giebt, so hört doch daneben und trotz alledem das Gottprinzip und der höchste Gott nicht auf, dem Wesen nach eins und unteilbar zu bleiben.“ [9] So sprachen auch die alten Initiierten, welche wußten, daß die Anbetung der niedrigeren Götter niemals das „Gottprinzip“ berührt. [10]

Sir W. Grove, F. R. S., sagt bei Besprechung der Korrelation der Kräfte:

Wenn die Alten Zeugen eines Naturphänomens wurden, auf das gewöhnliche Analogien nicht zutrafen, und das durch keine ihnen bekannte wirkende Kraft erklärt werden konnte, so schrieben sie es einer Seele, einer geistigen oder übernatürlichen Kraft zu . . . . . Luft und Gase wurden zuerst für geistig gehalten, aber später wurden sie mit einem mehr materiellen Charakter bekleidet; und dieselben Worte [korrekter Abdruck siehe  Buch], Geist, u. s. w. wurden zur Bezeichnung der Seele oder eines Gases verwendet; das Wort „Gas“ selbst, vom (deutschen) Worte Geist (Gespenst oder Geist) giebt uns ein Beispiel für die allmählige Umwandlung einer geistigen in eine physische Vorstellung. [11]

Der große Mann der Wissenschaft betrachtet dies in seiner Vorrede zur sechsten Auflage seines Werkes als die einzige Aufgabe der exakten Wissenschaft, die nicht berufen sei, sich mit den Ursachen zu befassen.

Ursache und Wirkung sind daher in ihrer abstrakten Beziehung zu diesen Kräften einfach Worte der Bequemlichkeit. Wir sind vollständig unbekannt mit der schließlichen erzeugenden Kraft von allen und jeden von ihnen, und werden es wahrscheinlich für immer bleiben; wir können bloß das Normale ihrer Wirkungen ermitteln; wir müssen bescheiden ihre Ursache einem allgegenwärtigen Einflüsse zuschreiben, und uns damit begnügen, ihre Wirkungen zu studieren und ihre wechselseitigen Beziehungen durch das Experiment darzustellen. [12]

Diese Politik und das in den oben zitierten Worten dem Wesen nach zugestandene System einmal acceptiert, nämlich die Geistigkeit der „schließlichen erzeugenden Kraft,“ wäre es mehr als unlogisch, sich zu Weigern, die Gegenwart dieser Qualität, welche den materiellen Elementen oder vielmehr ihren Zusammensetzungen inhärent ist, in Feuer, Luft, Wasser oder Erde anzuerkennen. Die Alten kannten diese Kräfte so gut, daß sie, während sie ihre wahre Natur unter verschiedenen Allegorien zum Nutzen oder zum Schaden der ungebildeten Menge verbargen, niemals den vielgestaltigen Gegenstand aus dem Auge verloren, während sie dieselben umkehrten. Sie sannen nach, einen dichten Schleier über den Kern von Wahrheit zu werfen, der unter diesem Symbole verborgen lag, aber sie strebten immer darnach, das letztere als einen Bericht für zukünftige Generationen aufzubewahren, hinlänglich durchsichtig, um den Weisen derselben zu gestatten, die Wahrheit hinter der fabelartigen Form der Glyphe oder der Allegorie zu erkennen. Diese alten Weisen wurden des Aberglaubens und der Leichtgläubigkeit angeklagt; und das noch dazu von Seite eben der Nationen, welche, trotzdem sie in allen modernen Künsten und Wissenschaften gelehrt und in ihrem Zeitalter gebildet und weise sind, doch bis zum heutigen Tage als ihren einen lebendigen und unendlichen Gott den anthropomorphischen „Jehovah“ der Juden annehmen!


[8] I. Korinther, VIII, 5.

[9] Über göttliche Namen, übersetzt von Darboy, 364.

[10] Siehe de Mirville, Des Esprits, II, 322.

[11] The Correlation of Physical Forces, p. 89

[12] Ebenda, XIV